Berlin. Am Freitag startet das Spektakel “Promi Big Brother“ bei Sat.1. Der Münchner Sender überträgt die Show nach ähnlichem Muster wie Marktführer RTL das “Dschungelcamp“. Mit der Sendung hofft Sat.1-Geschäftsführer Nicolas Paalzow, die uneingeschränkte Vormachtstellung von RTL brechen zu können.

Der Werbeclaim riecht schon nach einer kleinen Provokation: "Ich bin ein Star - Lasst mich hier rein!" prangt es von den Sat.1-Plakaten für das neue Spektakel "Promi Big Brother", das am Freitag, 13. September (20.15 Uhr), mit einer Liveshow beginnt. Ganz klar: Der Münchner Privatsender hat sich eine kleine Leihgabe vom Konkurrenten RTL gegönnt, dessen äußerst populäre Dschungelshow mit dem Slogan "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" übertitelt ist. Und dies ist nicht die einzige Ähnlichkeit beider Formate.

Zehn Prominente oder solche, die sich gern dafür halten lassen, werden von Freitag an bis zu 15 Tage lang in einem Gebäude in Berlin-Adlershof zubringen, das rund um die Uhr von 70 Kameras überwacht wird. Nur das stille Örtchen ist tabu. Auch im RTL-Dschungel werden die Kandidaten dauergefilmt. Der Außenkontakt ist untersagt. Über einen "Sharespot" sollen die Kandidaten einmal täglich Botschaften in soziale Netzwerke eingeben dürfen. Die Produktionsfirma Endemol hat 150 Leute im Einsatz. Sat.1 hat das RTL-Sendeschema übernommen: Liveshows am Anfang und am Ende, jeden Tag ab 22.15 Uhr Übertragungen vom Ort des Geschehens.

PR-Masche vom Konkurrenten RTL übernommen

Alles geklaut von RTL? "Events werden immer im Block programmiert - und da gibt es dann wenig Alternativen", sagt Sat.1-Geschäftsführer Nicolas Paalzow. "Auch bei einer Fußball-Weltmeisterschaft gibt es feste Anstoß- und Sendezeiten. "Promi Big Brother" hat für uns die Wichtigkeit einer Fußball-Weltmeisterschaft."

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Die Formatidee ist jedoch eine andere als die der Dschungelshow: Ihr liegt die TV-Show "Big Brother" zugrunde, die in elf Staffeln bei RTL II seit dem Jahr 2000 mit ganz normalen Menschen, die höchstens gelegentlich von Promis wie FDP-Politiker Guido Westerwelle im Jahr 2000 oder den Jakobs Sisters 2004 in ihrer alltäglichen Ödnis aufgeschreckt wurden, zu sehen war. Bei RTL II war im Jahr 2011 jedoch Schluss mit der Dauerberieselung. Zu gering war das Interesse geworden, zu aufwendig blieb die Show. Letztlich setzte sich auf dem Sendeplatz das Laienschauspieler-Format "Berlin Tag & Nacht" durch - von "Big Brother" spricht niemand mehr bei RTL II.

Wer nun in das Haus einzieht und wo das Gebäude genau steht, daraus macht Sat.1 werbegerecht ein Staatsgeheimnis. Dem Rätselraten setzt wie schon im Fall des RTL-Dschungelcamps auch die "Bild"-Zeitung ein Ende, indem sie bereits verriet, dass unter anderem Schauspieler Martin Semmelrogge (57), Moderatorin Marijke Amado (57) und Musikerin Lucy Diakowska (37) sich die Zeit im Haus totschlagen werden. Und auch die PR-Masche hat Sat.1 von RTL übernommen: Kommuniziert würden keine Namen vorm Einzug der Prominenten, heißt es vom Sender.

Sat.1 will den Marktführer angreifen

Und noch eine letzte Gemeinsamkeit: Auch bei Sat.1 führt ein lustiges Duo wie RTL durch die Show. Nicht Sonja Zietlow und Daniel Hartwich (oder früher Dirk Bach), sondern Cindy aus Marzahn (41) und Oliver Pocher (35), die jetzt im Dauereinsatz bei dem Sender stehen. "Die Bewohner sollten uns und vor allen Dingen den Zuschauern nicht auf den Sack gehen", sagte die Berlinerin in einem Gespräch mit der dpa. "Wenn Leute anfangen zu nerven, dann finde ich das immer nicht gut."

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Was für eine Rolle spielt jetzt die Show im Gesamtkonzept von Sat.1? Dem Sender wird seit Jahren vorgeworfen, er entwickle keine klare Linie. Viele Programmideen sind kläglich gescheitert, unter anderem viele Serien. Geschäftsführer Paalzow ist vor knapp einem Jahr angetreten, um dem Kanal neuen Geist einzuhauchen. Jetzt machen sich seine Ideen bemerkbar. Die Zeichen stehen gut, dem privaten Marktführer RTL ein Schnippchen zu schlagen, denn RTL befindet sich derzeit auf einer Dauer-Durststrecke mit rückläufigen Marktanteilen.

"Wir haben mit unseren großartigen Shows "The Voice Kids" und "Got to Dance" dieses Jahr bewiesen, dass wir gute, moderne Unterhaltung machen und die Zeiten der uneingeschränkten Vormachtstellung der Kollegen aus Köln vorbei sind", sagt Geschäftsführer Paalzow optimistisch. "Mit "Promi Big Brother" will Sat.1 im Herbst diese Erfolgsgeschichte fortschreiben." (dpa)