Nicht zuletzt einem cineastischen Karibik-Fluch verdanken wir die Vorstellung, expansionsfreudige Riesenkraken, unknutige Seebären und depperte Piraten lauerten in jedem Winkel der Weltmeere.

Umso erfreulicher, dass in Master & Commander (Do, 20.15 Uhr, VOX) weder Ungeheuer noch Unholde den Seeweg der H.M.S. Surprise von Captain Aubrey kreuzen. Noch erfreulicher: Man vermisst sie nicht im Geringsten.

Fast zeitgleich lichteten die Kapitäne Sparrow ("Fluch der Karibik") und Aubrey ihre Anker, um das Kinopublikum des Jahres 2003 zu shanghaien. Während Sparrow-Darsteller Johnny Depp mittlerweile für zwei weitere Teile des klischeebeladenen Spektakels anheuerte, harren die Abenteuer des weitaus glaubhafteren Aubrey (Russell Crowe) einer Fortsetzung. Dabei gäbe es noch reichlich Stoff: Autor Patrick O´Brian ließ seinen Strategen in rund 20 Romanen gegen Napoleons Flotte segeln.

Punkten kann die Aubrey-Adaption von Regisseur Peter Weir durch Detailreichtum, psychologische Tiefe und eine fast schmerzliche Authentizität. Schmerzlich deshalb, weil der Film mehr Einblicke in die metzgerhafte Medizinversorgung rund ums Jahr 1805 gibt, als einem lieb sein kann. Zartbesaitete werden sich eher an den klugen Diskursen zwischen Aubrey und Schiffsarzt Maturin sowie der Kammermusik (!) unter Deck ergötzen; Crowe lernte speziell für diesen Film das Geigenspiel.

Zurück zum nautischen Duell, das zwei Sieger hervorbrachte: Während die Karibik-Tollität die Kinokassen kaperte, standen Wind und Wellengang für Aubrey bei den Academy Awards (2 Oscars) günstiger. Zu Recht. Neptun ist eben unbestechlich.