Köln. Das Sportstudio wird 50 und hat es nicht leicht: Moderator Steinbrecher hört auf, die CL-Rechte sollen 50 Millionen Euro gekostet haben und der Sender stand wegen des Verzichts auf die Wimbledon-Rechte in der Kritik. ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz verteidigt die Sendung als Premium-Marke.

Wie die Fußball-Bundesliga wird auch das Aktuelle Sportstudio 50 Jahre alt - das ZDF begeht das Jubiläum am 10. August, dem ersten Spieltag der Bundesliga, mit einer zweistündigen Gala. Da stellt sich die Frage, ob das Sportstudio anlässlich des runden Geburtstages revolutioniert wird.

Dieter Gruschwitz, Chef des ZDF-Sports, beruhigt die Fans: "Große Veränderungen wird es nicht geben. Wir arbeiten natürlich immer am Detail. Wir setzen wie in der Vergangenheit auf Qualität und Inhalte. Wir wollen eine journalistische Institution bleiben und dennoch weiter den Spagat zwischen Information und Unterhaltung schaffen."

Gruschwitz hält das Aktuelle Sportstudio für eine "Marke" des ZDF und ergänzt im SID-Interview: "Es ist durch seine Tradition sogar die Dachmarke des Sports trotz all unserer anderen Sportsendungen, trotz der Champions League, trotz des Sports in den Nachrichten. Das Aktuelle Sportstudio ist das positive Synonym für das Gesamtpaket."

Teurer Rechtekauf der Champions League "vernünftig"

Das Stichwort Champions League ist gefallen. Das ZDF hat die Rechte exklusiv für das Free-TV für 50 Millionen Euro gekauft - eine Summe, die Gruschwitz nicht bestätigen mag.

Aber den Kauf der Rechte verteidigt er gegen alle Kritik: "Das ZDF hat für die Champions League auf den DFB-Pokal und Box-Übertragungen verzichtet. Wir haben keine andere Sportart aus dem Programm verdrängt und auch mit keiner Sportart nicht verlängert. Wir hatten wesentlich mehr Zuschauer als unser Vorgänger im Free-TV, wohl auch, weil wir unmittelbar vor, während und nach den Spielen keine Werbung gezeigt und kompakt gesendet haben. Diesen Rechtekauf halte ich nach wie vor für vernünftig."

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Im gleichen Atemzug verteidigt Gruschwitz auch den Verzicht auf das Wimbledonfinale von Sabine Lisicki (Berlin) gegen die Französin Marion Bartoli. Rückblickend analysiert er: "Da muss ich die frei empfangbaren Sender mal alle in Schutz nehmen. Die Wimbledonrechte wurden vor drei Jahren für 2011, 2012 und 2013 vergeben. Jeder interessierte Sender musste sich zur Live-Ausstrahlung der entscheidenden Spiele bei Männern und Frauen verpflichten, unabhängig von einer deutschen Beteiligung. Dass jetzt mal eine Deutsche im Endspiel stand, rechtfertigt nicht die Kritik."

Kein Tennis-Boom absehbar

Die Unwägbarkeit und das Risiko seien zum damaligen Zeitpunkt zu groß gewesen. "Einen über Jahre andauernden Tennis-Boom wie Ende des letzten Jahrtausends sehe ich in Deutschland noch nicht wieder heraufziehen. Dass Sky jetzt auf seinen Exklusivrechten für das Finale bestanden hat, kann ich aus Sicht von Sky nachvollziehen. Zuschauerfreundlich war es nicht", sagte Gruschwitz.

Zurück zum Aktuellen Sportstudio: Eine wesentliche Veränderung gibt es doch. Michael Steinbrecher hört als Moderator auf; über den Nachfolger ist noch nicht befunden. Rückkehrer Johannes B. Kerner wird es wohl nicht. An Steinbrecher hatten sich die Geister geschieden, viele Zuschauer warfen ihm vor, sein Umgang mit Studiogästen sei zu nett gewesen, nicht journalistisch genug bei Fragen und Nachfragen.

Gruschwitz, damit konfrontiert, erläutert: "Wir wollen am Samstag Abend in den Gesprächen ja nicht den Sporthelden zeigen, sondern den Menschen dahinter. Und da stellt sich die Frage, mit welcher Form schaffe ich es, dass mein Gesprächspartner sich öffnet, mehr von sich erzählt als direkt nach dem Ende eines Ereignisses oder auf den offiziellen Pressekonferenzen?" Jeder Interviewer müsse seinen Stil finden. "Ich denke, die Gespräche, die Steinbrecher geführt hat, waren von hoher journalistischer Qualität." (sid)