Essen. Das ZDF überträgt ab 10. Juli die Spiele der Frauenfußball-EM - soweit so gut. Dafür wirbt der Sender allerdings mit einem humorfreien Trailer, dessen Botschaft allenfalls alle Klischees zu Frauen und zum Frauenfußball bedient - aber keinesfalls Interesse am Sport weckt. Eine Stilkritik.

Die #Aufschrei-Debatte hat im öffentlich-rechtlichen Fernsehen echt viel bewegt. So ist das ZDF mittlerweile ein Sender der bekennenden Frauenversteher. Das lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass das Zweite jüngst doch tatsächlich ein ganzes Morgenmagazin völlig allein von Frauen produzieren ließ – Radikal-Feminismus in Reinkultur!

Und natürlich überträgt das Zweite auch die Frauenfußball-Europameisterschaft. Die Zeiten, da Frauenfußball bei den Programmverantwortlichen als quoten-killendes Gedöns abgetan wurde, sind längst vorbei. Frauen-Fußball erfährt höchste Wertschätzung beim öffentlich-rechtlichen TV. Die DFB-Verantwortlichen sind angetan von der Frauen-Offensive des Mainzer Senders: "Das ZDF ist seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner für uns, wir freuen uns auf die Zusammenarbeit bei der Euro", lobt DFB-Managerin Doris Fitschen. Und Bundestrainerin Silvia Neid sagt: "Wir freuen uns sehr, dass das ZDF unsere Spiele zur Primetime sendet. Das zeugt vom besonderen Stellenwert des Frauenfußballs."

"Ball sauber in Schweden"

Und damit auch der Fernsehzuschauer etwas von diesem Stellenwert erfährt, wirbt das Zweite Deutsche Fernsehen mit einem Werbefilmchen für seine Übertragung der Frauen-EM. Überschrift „Ball sauber in Schweden“. Es zeigt wohlgeformte Frauen-Beine in Sporthose und Füße, die mit einem Ball kurz jonglieren - und ihn dann in eine Waschmaschine kicken. Dann sieht man die kopflose junge Dame, wie sie die Waschmaschine anstellt – und sich anschließend von soviel hausfraulichem Stress ausruht.

Kann nicht sein, denkt der #Aufschrei-sensibilisierte Zuschauer – noch mal zurückspulen, noch mal ansehen. Doch, die Programmacher vom Lerchenberg meinen das ernst. Das ist tatsächlich der Trailer, der dem Zuschauer Lust machen soll auf die Frauen-Fußball-EM. Mehr Klischee ging wohl nicht mehr: Die Stichwörter, die einem beim Betrachten des absolut humorfreien Filmchens zwangsläufig in den Sinn kommen, passen so gar nicht zu den offiziellen Statements über die Wertschätzung, die die Frauen-EM beim ZDF angeblich erfährt: nämlich relaxter Hausfrauenkick, kopflose Frauen, hübsche Beine. Keinesfalls kommt man drauf, dass es um Werbung für eine hochklassige Sportveranstaltung gehen könnte. Ist das Neo-Dadaismus? Was soll uns das sagen?

Zwei nicht sehr schmeichelhafte Schlüsse bieten sich an

Zwei Schlüsse bieten sich an – beide sind nicht gerade schmeichelhaft fürs ZDF: Entweder die Programmverantwortlichen haben es selbst nicht so mit der angeblichen Wertschätzung des Frauen-Fußballs oder sie fanden den Spot irgendwie witzig – das hätte dann in etwa das Humor-Niveau wie Politikersprüche über ausgefüllte Dirndl. Fazit 1: Es gibt Gründe, warum der durchschnittliche ZDF-Zuschauer 60 Jahre alt ist. Fazit 2: Es gibt sehr gute Gründe, warum sich Menschen über die Zwangs-Abgabe zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aufregen – wenn das Geld derart in Humbug versenkt wird.