Berlin. . Deutschlands bekanntester TV-Geschichtslehrer ist wieder da. Der frühere Chefhistoriker des ZDF erklärt die Welt jetzt bei Phoenix. Im Gegensatz zum einstigen Frontalunterricht im Zweiten setzt Guido Knopp jetzt aufs Gespräch. Ein Linker, ein Rechter und ein Überraschungsgast sind dabei.
Rente mit 65? Nicht für Guido Knopp. Deutschlands bekanntester TV-Geschichtslehrer ist wieder da. Gerade erst hatte das ZDF seinen obersten Fernsehhistoriker in den Ruhestand geschickt, da sitzt er schon wieder vor der Kamera: Der ZDF-Rentner jobbt jetzt beim Schwestersender Phönix: „History Live“ heißt Knopps neue zeithistorische Talkrunde.
Das „Literarische Quartett“ ist tot, das „Philosophische Quartett“ auch. Dass Phönix eine Art „Historisches Quartett“ startet, liegt vor allem an Knopp: Der Mann verspricht Quote. Zusammen mit drei weiteren Experten will der 65-Jährige achtmal im Jahr aktuellen Fragen historischen Tiefsinn verpassen. Die erste Folge von „History Live“ nimmt, etwas verspätet, den Obama-Besuch und den Jahrestag der Kennedy-Rede zum Anlass für eine deutsch-amerikanische Beziehungsanalyse: „Der fremde Freund - Die USA und wir“ (Sonntag, 13 Uhr).
"Als wenn Mario Götze zu Sankt Pauli wechseln würde"
Bei Phönix sind sie stolz wie Oskar über den Transfer des ehemaligen ZDF-Quotenjägers: „Das ist ja so, als wenn Mario Götze zu Sankt Pauli wechseln würde“, verbeugt sich Programmchef Michael Hirz vor seinem Neuzugang.
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Die Idee allerdings kam von Knopp selbst: Er hatte „Sehnsucht nach einem dialogischen Format“. Heißt: Nach dem Frontalunterricht beim ZDF, nach unzähligen Dokus über die Geschichte des 20. Jahrhunderts, beschimpft als „Histotainment“ und historischer „Pauschaltourismus“, nach alldem will Knopp bei seinem historischen Frühschoppen auch mal andere mitreden lassen. Wertkonservative Historiker wie Michael Stürmer, eher linksliberale wie Götz Aly und jeweils einen Überraschungsgast. In der ersten Folge wird das ehemalige US-Botschafter John Kornblum sein.
Der Sendeplatz am Sonntagmittag ist klug gewählt: Direkt im Anschluss an den „Presseclub“ laufen bei Phönix auch jetzt schon Diskussionssendungen und historische Dokus. Beim Spartensender gilt das als Primetime-Fernsehen - mit 300.000 Zuschauern. Knopp ist andere Quoten gewöhnt. Doch jetzt zählt Klasse statt Masse: „Das Publikum ist interessierter und informierter als bei ARD und ZDF.“
„History Live“ wird nicht im Studio aufgezeichnet, sondern im nostalgischen Spiegelsaal von „Clärchens Ballhaus“ – dem legendären Tanzschuppen in Berlin-Mitte. „Der Raum atmet Geschichte“, freut sich Knopp. „Sogar die Einschusslöcher der Roten Armee sind noch zu sehen!“ Man sieht: Der Mann ist wieder in seinem Element. Wie lange er den Geschichts-talk machen will? „Von mir aus bis zur Bahre.“