Mainz/Dortmund. . 21 Jahre lang war Michael Steinbrecher ein prägendes Gesicht des „Sportstudios“. Ausgerechnet zum 50-jährigen Jubiläum des legendären Formates geht der gebürtige Dortmunder. Dennoch lässt sich der Journalistik-Professor ein Hintertürchen offen.

Michael Steinbrecher, so schien es, gehörte beim „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF (Samstag, 22.55 Uhr) zum Inventar. Umso überraschender war die Ankündigung des 47-Jährigen, sich im August aus dem Moderatorenteam zurückzuziehen – ausgerechnet zum 50-jährigen Jubiläum der Sendung. „Man sagt ja: Man soll gehen, wenn es am schönsten ist“, sagte der gebürtige Dortmunder der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Steinbrecher konzentriert sich vorerst auf seine Professor am Institut für Journalistik der Technischen Universität Dortmund. Er lehrt seit 2009 Fernseh- und Videojournalismus.

Doppeltalent Fußball und Moderation

ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz erklärte auf Anfrage, er bedauere Steinbrechers Entscheidung. Er sei ein „herausragender und kompetenter Journalist“. Gruschwitz fügte hinzu: „Es ist außergewöhnlich, dass sich ein TV-Moderator ,im besten Alter’ zu einem solchen Schritt entscheidet und neue Herausforderungen sucht.“

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Rückblende. Steinbrecher hat ein Doppeltalent. Als junger Mann stand er vor der Entscheidung, sich für den Profi-Fußball zu entscheiden oder aber zum Fernsehen zu gehen. Er entschied sich für den Journalismus. Mit seiner frischen, neugierigen Art beeindruckte Steinbrecher als Moderator der ZDF-Sendung „Doppelpunkt“, die nicht selten strittige Themen in den Mittelpunkt stellte. Kein Wunder, dass Steinbrecher 1988 einen Grimme erhielt. Da war er 23.

Der junge Wilde sollte RTL und Sat.1 Paroli bieten

Die ehemalige ZDF-Sportlegende Dieter Kürten wurde auf Steinbrecher aufmerksam und lotste ihn 1992 zum „Sportstudio“. Wallehaar, Pop-Dress und schnell beim Du: Das war über Jahre hinweg Steinbrechers Markenzeichen.

Die Mainzelmänner waren froh, ihn in ihren Reihen zu haben – in Zeiten, als RTL und später Sat.1 mit „ran“ die Sportberichterstattung immer stärker zum Teil bunter TV-Unterhaltung machten.

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Einst junger Wilder, heute reifer Milder: Mit offener Körpersprache und freundlichem Blick geht er auf seine Gesprächspartner zu. Das trug ihm Kritik ein. Er hake zu wenig nach, hieß es. Steinbrecher selbst betont immer wieder, wie wichtig kritisches Nachfassen ist. Als Beispiel führt er ein langes Gespräch mit Ex-Radprofi Tyler Hamilton über Doping und sein Verhältnis zum nachträglich disqualifizierten Tour-de-France-Seriensieger Lance Armstrong. Steinbrecher: „Die Sendungen sind sehr wichtig. Wir sollten sie häufiger ins Programm bringen.“

Die Champions League wird zum Event aufgepumpt

Allerdings weiß Steinbrecher, dass Vereine und Veranstalter zunehmend an reiner PR interessiert sind. Konfrontation und Kontroversen seien nicht erwünscht: „Da dürfen wir nicht mitmachen.“

Schwierig findet Steinbrecher auch den TV-Trend, Sport zum Event aufzupumpen. Beim ZDF ist das in der Champions League beobachten. Der Sender zahlt 54 Millionen Euro pro Saison für die TV-Rechte und bestreitet ganze Abende mit der Ware Fußball.

Ob er als Moderator zurückkehrt, ließ Steinbrecher offen. So ganz geht er sowieso noch nicht. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 ist er auf jeden Fall dabei.