Essen. Sollten Drogen wie Cannabis legalisiert werden? Das war eines Themen, über die unter anderem der Berliner Rüpelrapper Sido und der Berlin-Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) in Stefan Raabs Politiktalk „Absolute Mehrheit“ diskutierten. Auch die dritte Show konnte aber nicht überzeugen.

Stefan Raabs Polit-Gameshow „Absolute Mehrheit – Meinung muss sich wieder lohnen“ will einfach keine Fahrt aufnehmen. Das lag am Sonntagabend vor allem an der erneut schlecht vorbereiteten Moderation Raabs, der sich mit flachen Witzen und dürftigen Überleitungen von einem Thema zum nächsten hangelte.

Dabei war die Gästekonstellation im Gegensatz zu den letzten beiden Shows durchaus vielversprechend. Raab fühlte sich bemüßigt anzukündigen, dass die Zusammensetzung „so gut wie die Star Wars-Besetzung“ sei. Mit dem Berliner Rapper Sido und dem Neuköllner Bezirksbürgermeisters Heinz Buschkowsky (SPD) war es Raab immerhin gelungen zwei Personen auf die Couch zu holen, die ihre Meinung für gewöhnlich ohne Rücksicht auf Verluste kundtun.

Diskussion bei „Absolute Mehrheit“ bleibt erneut oberflächlich

Aus der zweiten politischen Garde schickten die großen Parteien zudem Jens Spahn (CDU), Boris Palmer (Bündnis '90/Die Grünen) und Caren Lay (Die Linke). Das erste Thema des Abends schnitten die Macher der Show wohl besonders auf Buschkowsky und Sido zu: Sollen Drogen wie Cannabis legalisiert werden oder braucht Deutschland schärfere Jugendschutzgesetze? Wenig Überraschendes kam dabei heraus, die Diskussion blieb höchst oberflächlich. Erwartungsgemäß trat Sido für eine Legalisierung der Drogen ein. Auch die Linke sprach sich dafür aus.

Schleierhaft blieb, wieso der Rüpelrapper schon nach der ersten Runde den ersten Rang bei den Anrufern belegte. Wenn sich Sido überhaupt äußerte, dann hörte sich das nicht an, als hätte er zuvor darüber nachgedacht. Obwohl er 2009 – ebenfalls auf ProSieben – die Show „Sido geht wählen“ moderiert hatte, gab er an, von der Bundestagswahl in diesem Jahr keine Ahnung zu haben. Mehrmals musste er nachfragen, was die anderen Gäste gesagt hatten. Aufmerksam ist anders.

Heinz Buschkowsky trägt wenig zum Gespräch bei

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Die restlichen Gäste enttäuschen ebenso, die Themen wurden in den letzten Wochen zuhauf diskutiert. Heinz Buschkowsky förderte keine neuen Erkenntnisse zu Tage, zeigte aber immerhin, dass er sich mit der Problematik von Drogen und Kriminalität auskennt. Caren Lay von den Linken forderte eine Regulierung der Managergehälter, es könne nicht sein, dass der VW-Chef das Vielfache der Bundeskanzlerin verdiene. Das hatte man irgendwo schon mal gehört. Konkrete Vorschläge, wie die Gehälter der Unternehmenschefs sinnvoll reguliert werden könnten, kamen nicht. Ein großes Problem der Show scheint zu sein, dass für jedes Thema lediglich etwa 25 Minuten bleiben. Wenn sich mühsam eine Diskussion entwickelt hat, wird diese von Raab abgebrochen.

Raabs Moderatorenleistung zeichnete sich durch zahlreiche Verhaspler und Versprecher sowie durch ständiges Starren auf den Teleprompter und seine Moderatorenkarten aus. Von Beginn an fragte sich der Zuschauer, ob er in einer schlechten Comedyshow gelandet war oder ob das tatsächlich Polittalk sein sollte.

Sido geht als Gewinner aus dem Polittalk "Absolute Mehrheit"

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„Mit den 300.000 Euro, die Sie hier gewinnen können, können Sie alles mögliche machen“, kündigte Raab an. „150.000 Joints kaufen zum Beispiel – oder Zypern.“ Das Publikum schien auf derart schlechte Scherze eingestellt und johlte ausdauernd. Passend zur Star-Wars-Besetzung bezeichnete Raab Buschkowsky als „Darth Vader der SPD“. Dass der Grüne Boris Palmer noch nie Gras geraucht hat, konnte der Moderator nicht fassen. „Ihre Partei ist doch praktisch beim Kiffen entstanden.“

Am Ende gewann Sido die 300.000 Euro, weil er 57 Prozent der Zuschauerstimmen erhielt. Wohin das Geld ging, konnte er nicht mehr erzählen, die Sendezeit von "Absolute Mehrheit" war abgelaufen. Auch das war irgendwie bezeichnend.