Frankfurt/Main. Brüderle-Witze, ein Preis für “Wetten, dass..?“ und ein Hollywoodstar, der Brecht mag: In Berlin ist am Samstagabend zum 48. Mal die Goldene Kamera der Programmzeitschrift “Hörzu“ verliehen worden. Hape Kerkeling meldete sich nach einem Jahr Sendepause als Moderator zurück. Al Pacino (72), Joe Cocker (68) und Dieter Hallervorden (77) wurden für ihr Lebenswerk gefeiert.

"Mir fällt auf, dass hier keine Werbespots laufen", befand Al Pacino verwundert. "Ihr lasst alles im Fluss hier", sprach der Schauspieler ins Mikrophon der Berliner Ullstein-Halle. Tatsächlich plätscherte am Samstag die 48. Verleihung der Goldenen Kamera ohne Unterbrechungen, aber auch ohne große Überraschungen vor sich hin. Claudia Michelsen und Charly Hübner wurden als beste deutsche Schauspieler geehrt und Pacino durfte den quasi werbefreien Abend gemeinsam mit seinen Hollywood-Kollegen Clive Owen und Sigourney Weaver bestaunen.

Es dauerte exakt 15 Minuten, dann war die erste Goldenen Kamera weg: ZDF-Journalist Claus Kleber nahm den Preis der Fernsehzeitschrift "Hörzu" für seine Moderation des "heute journal" entgegen und gab sich ausgelassen: "Ich habe noch nie etwas gewonnen, das golden war", bestaunte er seine Trophäe.

13 Goldene Kameras wechselten während der knapp drei Stunden dauernden Gala ihren Besitzer. Al Pacino wurde für sein Lebenswerk geehrt. Dessen Kollegen Clive Owen und Sigourney Weaver waren gekommen, um den Preis als beste internationale Schauspieler entgegenzunehmen.

Owen empfindet "Demut und Stolz" bei "Goldener Kamera"

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Im schlichten, schwarzen Klein mit kleiner Schleppe zeigte Weaver, dass sie sich gut auf den Abend vorbereitet hatte: "Ich möchte meinen vielen deutschen Stimmen danken", sagte die Schauspielerin auf Deutsch. "Sie haben mir diesen Preis möglich gemacht." Owen betonte, er empfinde "Demut und Stolz".

Als beste nationale Darsteller hatte die Jury Claudia Michelsen und Charly Hübner auserkoren: Michelsen erhielt den Preis für ihre Rolle in dem Drama "Der Turm". Voller Aufregung trat sie im wehenden, knallroten Gewand vors Mikrophon und wusste nicht recht, was sie sagen sollte: "Da überlegt man sich Zeug und dann ist es weg", entschuldigte sie verlegen ihre Sprachlosigkeit.

"Das ist ein Preis, der hat eine Riesentradition", befand Hübner. Er erhielt die Goldene Kamera für seine Darstellung eines Soziopathen in dem Thriller "Unter Nachbarn". Den Preis in der Hand gab sich der Schauspieler bescheiden: Eigentlich hätten auch seine Mit-Nominierten Ulrich Noethen und Devid Striesow eine Goldene Kamera verdient, sagte Hübner. Striesow, der nicht zur Gala gekommen war, ging am Samstag zum zweiten Mal in Folge leer aus: Schon 2012 war er für eine Goldene Kamera nominiert gewesen. Damals hatte er Dietmar Bär den Vortritt lassen müssen.

Die Gags von Hape Kerkeling wollten nicht so recht zünden

Für ihre musikalischen Erfolge ehrte die Jury die Musikgruppe Unheilig als beste nationale Musiker, den chinesischen Pianisten Lang Lang als besten internationalen Künstler sowie Joe Cocker für sein Lebenswerk. In lässiger, schwarzer Lederjacke erzählte der 68-Jährige von seiner "Affinität zu Deutschland", dann überraschte er das deutsche Publikum mit einem besonderen Auftritt: Gemeinsam mit Jennifer Warnes sang Cocker deren erfolgreiches Duett "Up where we belong" aus dem Jahr 1982.

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Den Ehrungs-Marathon moderierte wie in den Vorjahren Hape Kerkeling. Der Entertainer brachte seine Gags unter - nur so recht zünden wollten seine Witze nicht. Am hingerissensten waren die Zuschauer ausgerechnet von dem, der zuvor gar nicht wusste, dass er ausgezeichnet werden sollte: Schauspieler Max von der Groeben wurde als bester Nachwuchskünstler geehrt. Er erhielt zu der 900 Gramm schweren Trophäe noch ein Auto dazu: "Jetzt kommt's", sagte der Sohn der RTL-Sportmoderatorin Ulrike von der Groeben amüsiert, "ich habe gar keinen Führerschein."

Geehrt und gerührt zeigte sich am Ende der Gala Dieter Hallervorden, der für sein Lebenswerk geehrt wurde. "Lieber Freund, selten hat die Jury so viel Recht gehabt wie bei Ihnen", sagte Laudator Hans-Dietrich Genscher an Hallervorden gerichtet. Dieser bedankte sich in Reimform: "Hörzu schenkt mir als Ehrensold, eine Kamera aus Gold." Er nehme diese an, sagte Hallervorden, denn: "Ich habe die Begabung, Lob und Anerkennung in unbegrenztem Maße ertragen zu können." (afp)

Nur knapp vier Millionen sahen Goldene Kamera 2013 

Die ZDF-Übertragung der Goldenen Kamera haben am Samstagabend im Schnitt nur 3,98 Millionen Menschen gesehen. Das entsprach nach Senderangaben über die gut drei Stunden einem Marktanteil von 13,5 Prozent. Die traditionelle Preisverleihung der Programmzeitschrift "Hörzu" moderierte zum vierten Mal Hape Kerkeling. Zum Vergleich: 2012 hatten etwa 5,2 Millionen Menschen eingeschaltet, 2011 (als am Ende überraschend Monica Lierhaus auftrat) etwa 4,4 Millionen und im Jahr 2010 etwa 5,1 Millionen.