Sidney. . Joey Heindle siegt überraschend bei RTL-Show. Heindle ist einer, den man mag. Denn er ist ehrlich. Vielleicht auch nur, weil er viel zu schlicht ist, sich zu verstellen. Gegen ihn hatte die ursprünglich favorisierte Regentin des Urwalds, „Drag Queen“ Olivia Jones, keine Chance.

Exzellenz neigen zu Selbstgesprächen. Ganz alleine ist der junge Mann, steht am Feuer und kann es nicht fassen. „Was, ich? Nee! Oder doch? Wow! Kack die Wand an.“ Das ist für gewöhnlich nicht die Wortwahl des deutschen Hochadels, aber der 19-Jährige trägt ja auch kein „von“ oder „zu“ im Namen sondern heißt Joey Heindle. Und er regiert kein Land, sondern nur ein kleines Lager im australischen Dschungel. Deshalb ist er Dschungelkönig 2013. Doch selbst das ist überraschend. Denn eigentlich war er für die Rolle des Hofnarren vorgesehen.

Als Regentin des Urwalds war eine andere favorisiert. Eine, die schon seit Jahren Königin ist und weiß, wie man so einen Job erledigt. „Drag Queen“ Olivia Jones alias Oliver Knöbel, die nach zwei Wochen in der Wildnis laut eigener Einschätzung allerdings mehr aussah wie eine „Dreck Queen“.

Holzzepter und Blütenkrone

Der 2,07 Meter große Travestie-Künstler von der Reeperbahn überragte nicht nur an Statur alle andere Campbewohner. Im Umgang mit Medien ein Profi wusste sie wie wohl kein anderer, was sie erwartete. Vor allem aber wusste sie, was man von ihr erwartete. Und sie erfüllte diese Erwartungen.

Ausgestattet sowohl mit natürlich wirkender Herzlichkeit als auch mit der Fähigkeit zur Selbstironie, bissig, schlagfertig und bodenständig übernahm die „Muddi“ von Beginn an das Kommando und war eine der Normalsten in diesem Sammelsurium von Verstörten. Tröstete, schlichtete, organisierte, konnte aber auch lästern und wahrte selbst dann noch einen Rest von Würde, wenn sie Kakerlaken verspeiste. War mittendrin, blieb aber trotzdem auf Distanz zu den Ereignissen. „Unsere erste Außenreporterin im Camp“, war sie für Moderator Daniel Hartwich.

Überfordert mit dem Intrigantentum

Am Ende aber hat es nicht gereicht für den Titel. Am Ende hat Heindle Holzzepter und Blütenkrone bekommen. Dabei wollte er nach den ersten Tagen – geplagt von Heimweh und Sehnsucht nach Freundin Jacqueline sowie überfordert mit dem Intrigantentum unter Palmen – schon aussteigen. Dann aber hat er sich durchgebissen.

Und wenn man mal genauer hinsieht, dann ist es gar nicht so verwunderlich, dass er König geworden ist. Schon in der Casting-Show Deutschland sucht den Superstar kam Heindle im vergangenen Jahr bis auf Platz fünf – trotz seiner begrenzten stimmlichen Fähigkeiten.

Heindle ist einer, den man mag. Denn er ist ehrlich. Vielleicht auch nur, weil er viel zu schlicht ist, sich zu verstellen. „Wird das alles hier gefilmt“, hat er zwischendurch mal gefragt und fühlte sich von herunterfallenden Palmenblättern bedroht, denn: „Ich will hier nicht morgens tot aufwachen.“

Fantastische Quoten

„Rainforest Gump“ haben sie ihn manchmal in Anspielung auf den Film im Scherz genannt. Aber das trifft es ganz gut. Mit großen Augen hat er im Camp gesessen und hat zugehört, wenn die anderen von der vermeintlich großen Welt erzählt haben. Hat sich bei Schweinen entschuldigt, die er gejagt hat und bei seiner Freundin, wenn er ekelige Speisen verzehren musste. „Bitte vergib’ mir, dass ich das jetzt mach’. Ich hoffe, du küsst mich dann noch.“ Und den Kontakt zum einfachen Volk hat er auch nie verloren: „Ich weiß, es ist Ende des Monats und das Geld ist knapp – aber ruft für mich an!“

Das hat das Volk getan und den gebürtigen Münchener zum Herrscher gemacht. Bleibt zu hoffen, dass er das verkraftet – auch „mentalisch“, wie Joey es nennt. Von Dauer wird der Ruhm nicht sein. Anders als die Sendung. Denn die Einschaltquoten waren fantastisch. Zeitweise schalteten knapp neun Millionen Menschen ein. So wird das Camp auch 2014 seine Pforten wieder öffnen. Auf ein Neues. Oder wie Joey bei seiner Krönung sagte:

„Let’s Get Ready To Rambo.“