Der Schauspieler Stephan Kampwirth gehört zu den Hoffnungen des deutschen Films. Der 42-Jährige hat sich inzwischen ganz nach vorn gespielt. In der ARD-Tragikomödie "Der Mann auf der Brücke" (Mittwoch, ARD, 20.15 Uhr) spielt der gebürtige Neheimer eine Hauptrolle. Jürgen Overkott sprach mit ihm.
Bei dem Kinofilm „Inglourious Basterds“ schlägt die Stunde der deutschen Schauspieler. Ist Hollywood auch für Sie ein Thema?
Stephan Kampwirth: Das Wort „Hollywood“ ist etwas so Unwirkliches, mit dem ich bisher nichts anfangen kann. Ich würde schon gern mal in die Studios gehen, aber eher als Tourist. Klar, wenn mich jemand ansprechen würde, willst du da mitspielen, dann kann man darüber nachdenken. Aber ich bin keiner, der zwingend nach Hollywood muss.
Hängen wir’s ein bisschen niedriger. Hollywood nein, aber Kino ja.
Kampwirth: Das habe ich so nicht gesagt. Wenn das Drehbuch gut ist und ich einen Zugang dazu habe, ist es egal, ob es eine TV- oder Kinoproduktion ist. Und es ist auch egal, wo gedreht wird, ob in Hollywood oder Europa. Die Inhalte müssen stimmen.
Reden wir nicht über schlechtes Kino, sondern über gutes Fernsehen. Sie sind jetzt in dem Film „Der Mann auf der Brücke“ zu sehen. Haben Sie den Film selbst schon zu Gesicht gekriegt?
Kampwirth: Ich hatte das Glück, dass ich den Film zusammen mit Radiohörern des Hessischen Rundfunks, die Karten für ein Preview gewinnen konnten, in Frankfurt gesehen habe. Das war interessant, weil man nie genau weiß, wie das Publikum reagiert. Ich hätte nie gedacht, dass man so viel bei einem eher tragischen Film lachen kann, richtig laut.
An welchen Stellen?
Kampwirth: Es gibt eine Szene, in der ich mich als Oberbürgermeister mit meiner Gegenkandidatin unter einem Restauranttisch verstecke, um von einem Reporter nicht gesehen zu werden. Klar, da wurde gelacht. Es gab aber auch viele Stellen, wo das Publikum über irgendwelche Halbsätze gelacht hat.
Welche Szene hatte für Sie das größte Komikpotenzial?
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Kampwirth: Da gibt es eine Szene, in der meine Gegenkandidatin an meinen Wagen heimlich den Aufkleber ihrer Partei draufpappt – und dabei vom Bürgermeister erwischt wird. In so einer Situation will man nicht stecken und schon gar nicht ertappt werden. Da möchte man am liebsten im Boden versinken.
Der Film ist, in NRW gibt es bald Kommunalwahlen, gut getimt. Welches Verhältnis haben Sie zur Politik?
Kampwirth: Ein entspanntes. Ich bin kein großartig politischer Mensch, habe aber meine Meinung. Ich gucke mir das alles an, manchmal skeptisch, manchmal mit Hochachtung. Die hochrangigen Politiker haben einen Arbeitstag, der bei uns eher für Albträume sorgen würde, 15- bis 20-Stunden-Tage. Einerseits denke ich, warum machen die nicht, was ich jetzt für richtig halte, andererseits denke ich, es ist wahnsinnig schwer in einer Demokratie einen Konsens zu finden.
Sie haben im Film eine Rolle gespielt, die Sie im wirklichen Leben nicht übernehmen würden.
Kampwirth: Komischerweise dachte ich in jungen Jahren, als ich mit dem Theater anfing, als Politiker hast du großen Einfluss, und man kann auf der Bühne eine Menge Emotionen wecken. Doch davon habe ich mich verabschiedet. Ich bleibe lieber beim Schauspiel.
Bestenfalls Dorf-Bürgermeister
Dabei gibt es durchaus Kollegen, die die Seiten gewechselt haben: Ronald Reagan beispielsweise oder Arnold Schwarzenegger.
Kampwirth: Nö, ist nicht mein Ding. Bestenfalls in einer kleinen Gemeinde oder in einem Dorf. In einem großen Kontext ist der Job unüberschaubar.
Ein wichtiger Aspekt in dem Film ist: Der Oberbürgermeister ist auch Vater eines Sohnes. Welches Verhältnis haben Sie zu Kindern?
Kampwirth: Ich bin Vater eines elfjährigen Sohnes. Manche Situationen in dem Film kann ich nachvollziehen. Wir sind als Eltern kein Paar mehr, auch wenn wir eine gemeinsame Regelung für unseren Sohn gefunden haben. Da kann ich schon die Traurigkeit eines Kindes verstehen, das sich wünscht, beide Eltern sollen wieder zusammen sein. Ich weiß natürlich im Gegensatz zu meiner Rolle schon, was ich meinen Sohn zum Geburtstag schenke. Ich würde das Geschenk auch nicht von meiner Assistentin kaufen lassen – ich habe aber auch gar keine. Klasse an meiner Rolle fand ich auch: dass der Bürgermeister als Vater heillos überfordert ist– nicht nur, weil er seinen Sohn ins Internat steckt. Die Ereignisse überrollen ihn. Das ist ungelenk, das ist menschlich.
Wenn Väter und Kinder ein gutes Verhältnis zueinander haben, haben sie ein gemeinsames Thema. Wie sieht’s bei Ihnen aus?
Kampwirth: Och, viele Themen. Sport ist ein großes Thema, Schwimmen, Laufen. Und wir sind auf dem Trip: Alles, was ferngesteuert ist, ist super.
Es muss schnell sein, es muss laut sein, und es muss stinken.
Kampwirth:Nee, nee, wir sind noch bei Elektroautos. Mein Sohn ist er ja erst elf. Das Schrauben kommt später.