Wiesbaden. Tatort goes online: Dass sich rund 110.000 Fans an der Mördersuche im Netz beteiligten, soll offenbar erst der Anfang gewesen sein. Die ARD bastelt an noch mehr Interaktivität. Möglich, dass demnächst die Zuschauer parallel zur Tatort-Folge mit ihrem Handy ermitteln können.

Die ARD arbeitet offensichtlich bereits an einer Fortsetzung ihres Projekts "Tatort+" und will das Publikum live an den Ermittlungen der Fernsehkommissare beteiligen. "Bekommt ein Kommissar in der Sendung einen Bericht der Kriminaltechnik in die Hand gedrückt, so könnten wir dem Zuschauer den Bericht auf sein Smartphone schicken", sagte SWR-Onlineredakteur Guido Bülow am Donnerstag auf einer Tagung der TV-Branche in Wiesbaden. "Für den Fall, dass der 'Tatort+' fortgesetzt wird, arbeiten wir an solchen Ideen für die Zukunft."

Die ARD hatte "Tatort"-Fans Mitte Mai erstmals ermöglicht, nach der Ausstrahlung eines vom SWR produzierten Krimis mit Ulrike Folkerts im Netz den Mörder zu suchen. Knapp 110.000 Zuschauer machten in dem einwöchigen Projekt mit. Für die ARD war das ein Erfolg: Der Ansturm kam für den Sender so unerwartet, dass die Seite zusammenbrach. Die ARD teilte zum Abschluss mit, es werde "sicherlich auch in Zukunft neue Projekte der ARD geben, die Fernsehen und Web verbinden".

TV-Trend: "Second Screens"

In Wiesbaden diskutierte die Fernsehbranche am Donnerstag über den Trend des sogenannten "Second Screens", den zweiten Bildschirm beim Fernsehen. Eine Studie hatte zuletzt herausgefunden, dass drei von vier Zuschauern während des Fernsehens auch Computer oder Handy nutzen. Viele informieren sich dabei über die Themen des Programms oder tauschen sich über Plattformen wie Facebook mit Freunden aus.

Die TV-Branche arbeitet deshalb daran, Fernsehsendungen ins Netz zu verlängern - etwa, um Zuschauer über das Programm diskutieren oder an einer Sendung zu beteiligen. So zeigt der Bayerische Rundfunk derzeit mit der "Rundshow" ein neues Format, das Zuschauer über soziale Netzwerke und Videokonferenzen in die Livesendung holt.