Düsseldorf. Eine der letzten der einst beliebten Nachmittags-Talkshows wird eingestellt: Am 19. Mai zeichnet RTL die finale Folge auf. Grund sind laut Sender sinkende Quoten. Das Ende der Geissen-Show kennzeichnet zugleich den Niedergang eines Formats.

Das Aus kommt nach mehr als 1.800 Folgen in zehn Jahren: Oliver Geissens Nachmittags-Talkshow wird eingestellt. Zuletzt habe die Sendung keine zufriedenstellenden Marktanteile mehr erzielt, teilte der Sender RTL am Donnerstag in Köln mit. Letzter Produktionstag der «Oliver Geissen Show» ist der 19. Mai, zu sehen ist sie noch bis zum Herbst. Damit verschwindet eine der letzten der in den 90er-Jahren den Fernsehnachmittag beherrschenden Talksendungen von der Mattscheibe.

"Lange Zeit"

Moderator Oliver Geissen. (c) ddp
Moderator Oliver Geissen. (c) ddp © ddp

«Es waren spannende, lustige und erfolgreiche zehn Jahre», sagte Geissen über seinen Nachmittags-Talk: «Eine lange Zeit im kurzlebigen Fernsehbusiness, auf die wir sehr stolz sein können. Ich freue mich jetzt auf neue Herausforderungen und neue Formate.» Der Moderator konzentriert sich den Angaben zufolge künftig auf die Primetime und soll unter anderem zwölf neue Folgen der «Ultimativen Chartshow» präsentieren. In der kommenden Fernsehsaison 2009/2010 werde der 39-Jährige zudem eine neue Showreihe moderieren, teilte RTL mit.

Der Boom der meist nach ihren Moderatoren benannten Nachmittags-Talkshows hatte 1992 mit dem Start von «Hans Meiser» bei RTL begonnen. Danach folgten zahlreiche weitere Sendungen ähnlichen Inhalts - bei RTL etwa «Bärbel Schäfer» und «Ilona Christen», bei Sat.1 «Vera am Mittag» und «Sonja» und bei ProSieben unter anderem «Andreas Türck» und «Arabella». In den Shows diskutierten und stritten Gäste über Themen wie «Mir kann keine Frau widerstehen», «Ich war in einer Gang» oder «Ich liebe den Vater meiner Freundin». Bei Oliver Geissens Show lautete das Thema am Donnerstag laut RTL-Homepage: «Abwrackprämie - Du bist zu alt für Minirock & Disco!».

"Blick in die vermeintliche Nachbarschaft"

Verwunderlich ist das allmähliche Aus der Nachmittags-Talkshows nach Einschätzung von Medienexperte Jo Groebel nicht. Beliebt seien sie einst geworden, weil sie das Privatleben und die Probleme ganz normaler, nicht-prominenter Menschen zeigten, sagte Groebel der Nachrichtenagentur AP: «Das war ein Blick in die vermeintliche Nachbarschaft.» In den Shows sei «das gesamte Spektrum menschlicher Abgründe» gezeigt worden - irgendwann seien die möglichen Themen aber ausgereizt gewesen: «Es liegt in der Natur der Sache, dass irgendwann jede Facette von Tabus und Konflikten ausgeleuchtet ist.»

Der Abnutzungseffekt habe sich irgendwann auch darin gezeigt, dass die Themen der Sendungen immer abgedrehter wurden, fügte Groebel hinzu. «Das wurde immer abstruser.» Überdies seien häufig zu unterschiedlichen Themen die gleichen Gäste eingeladen worden. (ap)

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