Essen.. Als völlig neues Format hatte die ARD die neue Gameshow von Matthias Opdenhövel angekündigt. Die Premiere von “Opdenhövels Countdown“ erinnerte allerdings stark an „Schlag den Raab“ und andere Quizsendungen. Opdenhövel glänzte nur dann, wenn er spontan agierte - oder als “Trottel“ für das Malheur des Abends sorgte.

Eine völlig neue Show hat die ARD versprochen. Doch was die Zuschauer bei der Premiere von „Opdenhövels Countdown“ am Donnerstagabend zur besten Sendezeit zu sehen bekamen, erinnerte vielfach an das, was Raab und Co. zur Zeit ebenfalls im TV abliefern. „Dalli Dalli“, „17 Meter“, „Schlag den Raab“ und „Die perfekte Minute“ – „Opdenhövels Countdown“ hat von allem etwas. Nur nicht viel Neues.

Opdenhövel fehlte im Countdown ein wortgewitzter Partner

Matthias Opdenhövel glänzte nur dann, wenn er spontan agierte. So fehlte ihm aber ein Partner, mit dem er sich wortgewand die Bälle zuspielen konnte. Ohne einen Stefan Raab hängt halt viel von den Kandidaten ab, und die blieben relativ blass. Mit der Vorstellung der vier Kandidaten, die abwechselnd mit- und gegeneinander um den Einzug ins Finale spielten, begann somit eine Mischung aus schlechten Witzen, widersinnigen Spielen und Déjà-vu-Erlebnissen.

Zum Beispiel Kandidatin Annika Strebel: Sie ist deutsche Weinkönigin und lieferte Moderator Matthias Opdenhövel damit die perfekte Vorlage für flache Sprüche. „Ich hab mich auch schon oft als Weinkönigin beworben, hat aber nie geklappt!“ Mit diesem Spruch erntete Opdenhövel noch ein paar Lacher aus dem Publikum. Als er die 24-jährige Studentin dann fragte, ob man viel Wein trinken müsse um Weinkönigin zu werden und Annika verneinte, war Opdenhövels Antwort: „Sonst wäre Naddel ja auch viele Jahre nacheinander Weinkönigin geworden.“ Dieser abgedroschene Witz begeisterte nur diejenigen, die noch nie einen Witze über Dieter Bohlens Ex-Freundin gehört haben.

Team-Spiele und K.O.-Runden bei „Opdenhövels Countdown“

Moderator Matthias Opdenhövel mit seinen Siegerin Alexandra Rauer. Foto: WDR
Moderator Matthias Opdenhövel mit seinen Siegerin Alexandra Rauer. Foto: WDR © WDR/Willi Weber | WDR/Willi Weber

Mit den anderen Kandidaten Jörg „Burli“ Blohm, Alexandra Rauer und Thomas Berg musste Strebel sechs Teamspiele bestreiten. Mit jedem gewonnen Spiel wandert ein immer höher werdender Geldbetrag in den Jackpot, der mit maximal 100.000 Euro gefüllt werden konnten. Da aber nur ein Kandidat ins Finale einziehen kann, werden zwischen den Teamspielen drei K.O.-Runden eingestreut. So weit, so neu.

Bereits das erste Spiel „Vier aus Zwölf“ erinnerte Fans der gepflegten Quizshows stark an „Schlag den Raab“. In 90 Sekunden mussten die Vier aus zwölf Nahrungsmitteln die vier mit dem höchsten Vitamin C-Gehalt erkennen. Beim Spiel „Wörter Rampe“ fühlte man sich in die guten alten Glücksrad-Zeiten versetzt: Mit Handbällen mussten die Kandidaten über eine Rampe laufen, auf eine Buchstabenwand werfen und so Buchstaben freilegen. Drei Wörter galt es in drei Minuten zu erraten. Die Kandidaten entzifferten die Worte „Mädchen, Dichter, Popstar“ und konnten den Jackpot mit den ersten 8000 Euro füllen.

Nach dem dritten Spiel und weiteren 12.000 Euro für den Jackpot ging es in die erste K.O.-Runde. In 60 Sekunden mussten anhand von Umrissen Städte erkannt werden. Wer die wenigsten Punkte einsackte, musste die Show verlassen. Weinkönigin Annika scheiterte im Stechen mit Alexandra und „Burli“ an der Schätzfrage (Wie lang war das Streckennetz der deutschen Bundesautobahn Anfang 2011?) und flog raus.

Falsche Antworten unmöglich - Siegerin gewinnt 65.000 Euro

Das Outdoor-Teamspiel „Wagen Waage“ brachte den verbleibenden drei Kandidaten die nächsten 20.000 Euro ein. Spiel fünf „Fragen Football“ offenbarte dann, dass der Trickreichtum der Spielemacher von „Opdenhövels Countdown“ noch zu wünschen übrig lässt. Zu einer Frage mit vier Antwortmöglichkeiten wie beim RTL-Quiz „Wer wird Millionär“ gab es vier Türen. In Football-Monturen mussten Alexandra, Thomas und „Burli“ die Tür mit der richtigen Antwort auframmen und einen Football dahinter platzieren. Da aber alle Kandidaten zur selben Zeit losrennen durften, hörten sie die Fragen gar nicht bis zum Ende an. Sie spurteten alle drei los, jeder auf eine andere Tür zu. Hinter einer wartete schließlich die richtige Antwort und, welche Überraschung, von acht Fragen trafen sie achtmal die richtige Tür - 25.000 Euro für den Jackpot.

Nach mehr Spielen und zwei weiteren K.O.-Runden zog Alexandra Rauer ins Finale ein. Das erwies sich dann alles andere als spannend: Die Kandidatin musste sechs Fragen beantworten: Jede Antwort war ein Zahlencode, den sie in ein Tippfeld an einem Torbogen eingeben musste. Bei richtiger Antwort öffnete sich das Tor, bei falscher musste Rauer zurück zum Moderator Opdenhövel und eine zweite Frage zu beantworten. Die war dann so einfach, dass eine falsche Antwort unmöglich war. Praktisch: So gewann Alexandra in der ersten Sendung von „Opdenhövels Countdown“ 65.000 Euro.

"Trottel" Opdenhövel schmeißt Glühbirnen-Kiste um

Der außergewöhnlichste Moment der Show rührte übrigens aus einem Zufall. Bei einem Spiel musste ein Kandidat Glühbirnen eindrehen - doch Opdenhövel torpedierte die Aktion mit seiner Tollpatschigkeit. Während des Wettkampfes schmiss der Moderator die Kiste mit den Glühbirnen zu Boden. Die Birnen zerplatzten prompt, so dass das Spiel unterbrochen werden musste.  "Wer hat diesem Trottel eine Show gegeben", sagte Opdenhövel mit einem Schmunzeln und bewies damit seine eigentliche Stärke - die Spontaneität.

Schlechte Quote für "Opdenhövels Countdown"

Die Quoten zur Premiere dürften der Euphorie bei der ARD einen Dämpfer verpassen. Insgesamt kam "Opdenhövels Countdown" laut dem Branchendienst Meedia auf nur 3,21 Millionen Zuschauer - darunter 0,66 Millionen bei den 14- bis 49-Jährigen. Die Marktanteile von 10,2% und 5,6% lagen klar unter den Normalwerten des Ersten.