Essen. Vor genau zwanzig Jahren nahm der Anchorman von RTL seine Arbeit beim Kölner Privatsender auf. Der heutige RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel ist das Nachrichten-Gesicht seines Senders. Der 53-Jährige findet die Arbeit immer noch spannend.

Peter Kloeppel ist das Nachrichten-Gesicht von RTL. Vor genau 20 Jahren nahm der Anchorman von „RTL aktuell“ seine Arbeit bei dem Kölner Privatsender auf. Jürgen Overkott sprach mit dem Chefredakteur des TV-Marktführers.

Sie sind der Marathon-Mann des Nachrichtenfernsehens...

Peter Kloeppel: 20 Jahre kann man schon mit einem Marathon vergleichen. Aber im Gegensatz zu den Marathons, die ich gelaufen bin, habe ich bei der Arbeit noch keine Schmerzen verspürt.

Bringt Ihnen der Sport etwas für die tägliche Arbeit?

Kloeppel: Ja, ich kann mich beim Sport gut entspannen. Er hält mich wach im Kopf. Er gibt mir die Möglichkeit, über Sachen nachzudenken, zu denen ich sonst nicht komme. Ich merke auch, dass ich das Laufen als Ausgleich brauche. Und ich merke beim Laufen, dass man sich durch Training verbessern kann, das kommt mir auch im Beruf zu gute.

Peter Kloeppel würde im Rückblick nichts anders machen

Was würden Sie im Rückblick anders machen?

Kloeppel: Ganz ehrlich: eigentlich nichts. Ich bin nicht mit dem philosophischen Gen desjenigen gesegnet, der im Rückblick alles besser weiß. Die Sendung hat eine Entwicklung durchgemacht, ich habe eine Entwicklung durchgemacht, aber immer so, dass wir einen Mehrwert gewonnen haben. Für mich war es so, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, mich außerhalb des Nachrichtenstudios zu erproben, sei‘s mit längeren Interviews, sei’s mit Dokumentationen oder der Journalistenschule.

Wie hat sich das politische Geschäft geändert?

Kloeppel: Wir haben kein Drei-Parteien-System mehr wie in den frühen Achtzigern, sondern sechs Parteien, und die Möglichkeiten von Politikern, sich zu äußern, sind größer und vielfältiger geworden. Durch die Online-Medien ist das Geschäft schneller geworden.

Wie lange gibt es die Fernsehnachrichten in ihrer klassischen Form noch?

Kloeppel: Ich denke, noch sehr lange. Geschwindigkeit ist das eine. Viele Menschen suchen jedoch am Ende des Tages eine Zusammenfassung, einen einordnenden Blick auf die Ereignisse des Tages. Natürlich können wir die Fernsehnachrichten nicht mehr so machen wie vor 20 oder vor 50 Jahren. Auch Fernsehnachrichten müssen sich der Zeit anpassen. Und wir müssen uns immer fragen: Sind unsere Themen relevant? Ist unsere Form noch zeitgemäß?

RTL aktuell wird die Tagesschau nicht einholen

Wie hat sich Ihre Arbeit im digitalen Studio verändert?

Kloeppel: Wir haben neue Möglichkeiten erhalten, Grafiken und Animationen anders einzusetzen oder Schaltgespräche zu führen. Es geht darum, die Informationen so aufzubreiten, dass Menschen sie noch besser verstehen.

Wie fühlt sich die grüne Hölle für Sie an?

Kloeppel: Gar nicht so schlimm. Ich gucke in die Kamera und arbeite so gesehen wie vor 20 Jahren. Ich finde es spannend.

„RTL aktuell“ hat „heute“ längst eingeholt. Muss sich die „Tagesschau“ warm anziehen?

Kloeppel: Die „Tagesschau“ ist eine fest etablierte Größe im Fernsehprogramm, und das wird sie bleiben. Um 20 Uhr sitzen deutlich mehr Menschen vor dem TV-Gerät als um 18.45 Uhr, und dementsprechend gucken auch mehr Menschen Nachrichten. Deshalb können wir die Zahlen der „Tagesschau“ gar nicht erreichen. Wir freuen uns über die Zuschauer, die wir haben.

Worauf reagieren Zuschauer mehr – auf Inhalte oder auf Ihre Krawatte?

Kloeppel: Sie schreiben mir am ehesten, wenn sie mit irgendetwas nicht zufrieden sind – und dann geht’s eher um Inhalte oder vermeintliche Kommentierungen. Was wir natürlich gar nicht mitkriegen, sind die Diskussionen beim Abendessen zuhause. Aber: Wir freuen uns über Reaktionen, über positive wie negative – wir können aus beidem lernen.