Essen. Im Finale der Castingshow „das perfekte Model“ mit Eva Padberg und Karolina Kurková wirkt wenig dem Zufall überlassen: In einem inszeniert scheinenden Kopf-an-Kopf-Rennen setzt sich Anika Scheibe als Siegerin durch. Das Zuschauervoting gab den Ausschlag.

Bei Vox sollte Perfektion geboren werden. Im Finale der Model-Casting-Show „das perfekte Model“ sollte ein Mädchen mit Potential für die Laufstege Deutschlands und die Titelseiten der Hochglanzmagazine gekürt werden. Ein wenig zu perfekt mutete allerdings vor allem das Drehbuch zur Finalshow an: Das scheinbare Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den vier Finalistinnen Johanna Gerber, Jenny Jessen, Anika Scheibe und Jennifer Schermann wirkte inszeniert. Spannend geht anders.

Vom Märchenschloss in Paris ins Modebusiness

Um vorweg zu nehmen, was Vox bis zum Ende zurückhalten will: Die 23-jährige Anika aus München wird sich gegen die anderen Mädchen durchsetzen. Vor allem deshalb, weil die Zuschauer die Favoritin mit ihren Anrufen bereits im Vorfeld zur Siegerin gemacht haben. Aber „Pssst“! Bei den Prüfungen in der Finalshow von "Das perfekte Model" fahren andere die Höchstpunktzahl ein. Ein Schelm, wer denkt, hier habe Vox nachgeholfen, um die Spannung aufrecht zu erhalten.

Doch nun von vorn: In einem Märchenschloss in der Modestadt Paris müssen die Mädchen vier letzte Prüfungen bestehen, bevor bekannt gegeben wird, wem hier mit Agenturvertrag und Modelshooting und Kosmetikkampagne eine Rampe ins Modelbusiness gebaut werden soll.

Um Echtzeitcharakter bemüht, aber keineswegs live

Moderator Jochen Schropp wirkt zeitweise unbeholfen – dabei sendet Vox keineswegs live, ist allenfalls um Echtzeitcharakter bemüht. Immerhin: Am heutigen Abend hat „die schönste Jury Deutschlands“ nichts mehr zu sagen und übergibt die Entscheidungen an Experten der Modebranche und an die Zuschauer. Letztere konnten bis vor fünf Tagen per Telefon ihre Stimme abgeben und bei der Kür des „perfekten Models“ mitwirken. Fünf Tage, so lange braucht es wahrscheinlich, um eine Sendung vorzubereiten und aufzuzeichnen, die bis zum Ende spannend erscheinen soll.

Nach den Bewährungsproben sollen jeweils die Experten Punkte für die Performance vergeben. Den Anfang macht Modemacher Michael Michalsky, mit seiner extravaganten High Fashion längst eine Institution auf der Berliner Modewoche und weit darüber hinaus.

Michael Michalsky würde nicht alle Mädchen für eigene Show buchen

Anika überzeugte Zuschauer und Experten.
Anika überzeugte Zuschauer und Experten. © VOX/Guido Lange | VOX/Guido Lange

Nachdem sich die beiden Jurorinnen in der Finalshow mit Einschätzungen diplomatisch zurückhalten, zeigt Michalsky klare Kante: Er würde unter realen Bedingungen „vielleicht“ eines der Mädchen für seine Show buchen, „alle ganz bestimmt nicht“. So sackt das Küken Jenny vom Berliner Modezar fünf Punkte ein. Bei der späteren Siegerin Anika vermisst er indes langes, wehendes Haar.

Bei der zweiten Prüfung können die Models dem zukünftigen Kunden, der Kosmetikmarke Garnier, zeigen, was sie vor der Kamera draufhaben. Hier ist man sich begeistert von der Professionalität der Mädchen. „Extrem Perfekt“ und damit die Höchstpunktzahl wert ist den Kampagnenchefs das Werbegesicht von Jennifer. Die 19-jährige Entdeckung aus Münster wird allerdings mit dem undankbaren vierten Platz nach Hause kehren.

Finalistinnen dürfen binnen einer Stunde 500 Euro für Finalshowoutfit ausgeben

Unterhaltsamer Höhepunkt der Finalshow ist keineswegs die Entscheidung, sondern Prüfung Nummer Drei, die es bereits in Barcelona zu bewältigen gab. Dort mussten die Mädchen zeigen, wie gut sie sich selbst einkleiden können, und zwar für höchstens 500 Euro. In echte Shopping-Panik versetzte dabei nicht die durchaus stolze Summe, sondern das Zeitlimit von einer Stunde.

Auch  wenn die Kleidersuche in der fremden Stadt zwischenzeitlich zum Fiasko zu werden drohte, nackt musste niemand auf die Bühne. Nur Küken Jenny hatte in der Eile keine Schuhe mehr finden können. Sie bewies souveräner als gewohnt: Barfuß über den Laufsteg geht‘s notfalls auch.

Lob für Anikas Verhandlungsgeschick im Luxus-Second-Hand-Laden

In Paris bewertet die Shoppingleistung Guido Maria Kretschmer, als Gesicht der Vox-Styling-Doku Shopping-Queen ein Freund des Hauses. Während Jennifer für ihr biederes Outfit nur wenig Punkte bekommt, lobt Kretschmer Anikas Verhandlungsgeschick und Mut für den Einkauf jenseits der großen Klamottenstores. Im Second-Hand-Laden hatte sie der Verkäuferin ein Outfit mit Gucci-Kleid aus den Rippen geleiert. Mehr Punkte heimst nur die 22-jährige Johanna für ihr stilsicheres Shopping-Händchen ein.

Abfall der Spannungskurve bei der letzten Prüfung: Bei dickaufgetragener, demonstrativer Harmonie zwischen Jurorinnen und Models („Ihr habt so hart gearbeitet“, „Jede von euch verdient es hier zu sein“) sowie den punkteverteilenden Modeexperten („Wir sind überrascht von so viel Professionalität“, „Jede von euch ist schön“) ist das Warten auf die Siegerkür ein wenig zäh.

Punktegleichstand – an Zufall lässt sich nur schwerlich glauben

Ein letztes Mal laufen die vier Mädels – diesmal in heißen Kreationen der New Yorker Modekünstler „The Blonds“. Ein letztes Mal werden großzügig Punkte verteilt. Es gibt die schönsten Momente der schönen Jurorinnen und – wie bestellt – noch einmal Tränen der Rührung von Karolina Kurková . Es gibt die schönsten Momente von Jennifer Schermann (4. Platz) und Jenny Jessen (3. Platz).

Nicht viel glaubwürdiger erscheint der letzte künstliche Höhepunkt: Punktegleichstand zwischen Johanna und Anika – an Zufall kann man nur schwer glauben, so schnell hat Moderator Jochen Schropp die Lösung parat: Gewinnerin ist diejenige mit den meisten Anrufen. „Das perfekte Model“ heißt Anika. Wer hätte das gedacht?