Essen. . Als „Wunder von Kärnten“ ging es in die Medizingeschichte ein. Die dramatische Operation, mit der Ärzte das Leben eines völlig unterkühlten dreijährigen Kindes retteten, lieferte Stoff für einen wunderbaren Film.

Wunder gibt es immer wieder, meist entpuppen sie sich als Märchen – aber das Wunder von Kärnten: Das gab es! Im Jahre 1998 fällt die dreijährige Katharina auf dem elterlichen Hof in einen Teich. Als man sie findet, gibt es kein Lebenszeichen mehr. Ein hoffnungsloser Fall, heißt es im Krankenhaus. Ein Arzt gibt nicht auf – und gewinnt einen eigentlich aussichtslosen Kampf, der in die Geschichte der Medizin eingegangen ist.

Die Versuchung ist groß, solch spektakulären Stoff in einem Melodram zu verwursten. Der österreichische Regisseur Andreas Prochaska hat jedoch mit einer fast dokumentarischen Zurückhaltung aus der wunderbaren Geschichte einen wunderbaren Film gezaubert: Das Wunder von Kärnten, (ZDF, Montag, 20.15 Uhr).

Natürlich sind es auch die Schauspieler, die mit großer Präzision ein kluges Drehbuch und eine ausgezeichnete Regie glaubhaft umsetzen. Ken Duken spielt, nein er ist, der junge Dr. Markus Höchstmann, dessen erste Station im Krankenhaus gleich die größte Herausforderung bringt. An einem Wochenende, das er eigentlich mit seinem den fünften Geburtstag feiernden Sohn verbringen will, muss er den Chefarzt vertreten. Während er sich auf die Operation eines prominenten Politikers vorbereitet, der einen Schrittmacher eingesetzt bekommen soll, gibt es einen Notfall: Mit dem Rettungshubschrauber wird Katharina in die Klagenfurter Klinik gebracht.

18,5 Grad Körpertemperatur

Das Mädchen atmet schon längst nicht mehr, das Herz schlägt nicht, und die Körpertemperatur ist auf 18,5 Grad abgesunken. Ein aussichtsloser Fall. Gegen die Widerstände erfahrener Kollegen entscheidet sich der junge Chirurg für die Wiederbelebung. Noch nie ist in der Geschichte der Medizin die Rettung eines Menschen nach solch einer langen Zeit unter Wasser gelungen. Und Höchstmann hat noch nie ein Kind operiert.

Eine Nacht lang kämpft das Ärzteteam um das Mädchen und wächst nach anfänglicher Zwietracht zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammen. So viel passiert in dieser Nacht. Wie ein Löwe kämpft Höchstmann an allen Fronten. Der Politiker, der auf seinen Schrittmacher wartet, droht mit der Schließung der Klinik. Der Chefarzt befiehlt daraufhin die Einstellung aller Rettungsmaßnahmen für das Mädchen. Der erfahrene Kollege warnt im OP-Saal vor den Konsequenzen einer Wiederbelebung. Auch die Eltern stellen natürlich die entscheidende Frage: Was ist, wenn Katharinas Herz wieder schlagen sollte – aber das Gehirn zerstört wurde, wenn ein Leben im Koma droht?

Das Herz schlägt wieder

Eine eilig zusammengebastelte Lungenmaschine setzt nach zahlreichen Krisen Katharinas Herz endlich in Gang. Als das Mädchen Wochen später aufwacht, als wirklich sicher ist, dass es keine Schäden davontragen wird, ist das Wunder von Kärnten amtlich. Reporter aus aller Welt eilen nach Kärnten. Stolz reklamiert der Chefarzt, der den jungen Chirurgen eigentlich feuern wollte, den Erfolg für sich. Und der Politiker, der seine Vorzugsbehandlung mit allen Mitteln durchsetzen wollte, spendet demonstrativen Applaus. Aber das ist wohl kein Wunder.

In einer Kärntener Zeitung berichtet der „echte“ Herzchirurg Markus Thalmann von der dramatischen OP, an der er beteiligt war. Sie seien damals ein starkes Team gewesen, wird er zitiert. „Die Intrigen gibt es nur im Film.“ Das operierte Mädchen sei heute eine gesunde Jugendliche.