Essen. . „Lebe Dein leben“ ist ein Familiendrama mit Schlagerweisheiten: Vater und Sohn Carpendale spielen Seite an Seite. Zu sehen am 24. Februar im Ersten.

Es riecht nach Rasierwasserwerbung. Ein knackiger Kerl unter der Dusche und beim Anziehen. Die schöne Brünette räkelt sich in den Federn und fragt ihn: „Hast du heute Abend Zeit?“ Er bindet sich den Schlips und antwortet „Mal sehen, was ich für Dich tun kann.“ Könnte von Bogart stammen, in diesem Fall ist’s der frisch gefönte Jungspund Wayne Carpendale, der uns hier als ganz coole Nummer verkauft wird. Wer könnte ihn noch toppen? Höchstens sein Vater Howard. Und der spielt auch mit. Als sein Vater. „Lebe Dein Leben“ klingt zwar, als wär’s sein nächster Hit, ist aber in diesem Fall nicht nach drei Minuten vorbei, sondern erst nach 88 (24. Februar, ARD, 20.15 Uhr).

Alles endet happy

Um Liebe, Tod und Intrigen geht’s aber auch hier, und die Welt ist so hübsch überschaubar wie in Howies Schlageruniversum: Man erkennt die Guten und die Bösen fix, man weiß stets, was als nächstes passiert, ist damit vor strapaziösen Überraschungen sicher. Und natürlich: Alles endet happy.

Wayne und Howie, so viel darf man verraten, sind die Guten. Sie müssen sich aber erst zusammenraufen, weil sie ja gar nichts voneinander wissen. Der Alte, ein braungebrannter Weltenbummler mit Achttagebart, hat sich vor 30 Jahren nach Florida abgesetzt, der Junior, ein Werftenchef aus Hamburg, hat den verstorbenen Mann seiner Mutter (Heidelinde Weis) immer für seinen leiblichen Vater gehalten. Ist aber nicht so. Und weil die krebskranke Frau vor ihrem Tod noch ein paar Dinge klären will, bittet sie ihren einstigen Liebhaber nach Deutschland zu kommen. „Wartest Du schon lange auf mich?“ fragt sie, als sie ihn vom Flughafen abholt. „Ich warte schon seit dreißig Jahren auf Dich“, antwortet er.

Howies Tipp: Jede Sekunde genießen

Das hätte der ewig blonde Schmusesänger aus Südafrika nicht besser texten können, in diesem Fall ist es Drehbuchautor Stefan Kuhlmann, der die Schatztruhe abgenudelter Lebensweisheiten fortwährend plündert. „Wir können die Zeit nicht zurückdrehen“, erfahren wir da, und dass wir jede Sekunde unseres Lebens genießen sollen, weil’s doch so schnell vorbei ist.

Das gilt dann besonders für die Mutter, die in ihrem alten Mercedes-Cabrio einen tödlichen Unfall baut. Nun müssen Vater und Sohn die gefährdete Firma retten, in die sich ein eiskaltes Luxusluder mit miesen Absichten eingekauft hat. Sonja Kirchberger setzt der darstellerischen Geisterbahnfahrt, der uns Regisseur Peter Sämann anderthalb Stunden aussetzt, die Krone auf: Als bleiche Schlange am Schreibtisch sieht sie aus, als wäre sie gerade dem Reich der Untoten entstiegen. So dicke trägt sonst nur noch die Hexe in Schneewittchen auf.

Ein aberwitzig albernes Finale

Aber die Carpendales sind ein unschlagbares Duo, ob der Senior nun den dicksten Auftrag mit Hilfe eines Wodkagelages an Land zieht und den intriganten Kollegen entlarvt oder ob er gemeinsam mit dem Junior in einem aberwitzig albernen Finale einen Schurken vermöbelt, der ein Schiff in die Luft jagen will. Alles in allem also ein Abend, für den selbst der Howie-Fan seine ganze Kraft aufbringen muss.