Essen. . Sie mischte die Kabarett-Szene mit frechen Sprüchen auf. Seit 2007 gehört Monika Gruber zum Ensemble von „Neues aus der Anstalt“. Ab Dienstag darf sie im ZDF allein lästern – über „Leute, Leute“. War sie immer so frech? Nein! Früher war Gruber schüchtern - sagt sie.

Sie ist ein Glücksfall für die Kabarett-Szene. Monika Gruber klingt bayrisch, doch provinziell wirkt die 40-Jährige nicht. Dass sich „Neues aus der Anstalt“ im Zweiten so gut entwickelte, ist auch ihr Verdienst. Jetzt gibt das ZDF der Münchnerin eine Solo-Show: „Leute, Leute“ (Dienstag, 21. Februar, 22.15 Uhr) soll die Lust am Lästern auf ein neues Niveau heben. Jürgen Overkott sprach mit der Kabarettistin, die zugleich auch Schauspielerin ist.

Egal ob bei Dieter Nuhrs Jahresrückblick oder bei „Neues aus der Anstalt“: Sie geben mit Ihren Sprüchen mächtig Gas. Sind Sie als Schandmaul geboren?

Monika Gruber: Nein, gar nicht. Ich bin eher zurückhaltend. Das war schon in der Schule so.

Wie kommt’s?

Gruber: Ich habe gelernt, dass ich nicht jemand anders sein muss. Ich habe mich immer anders gefühlt. In der Schule war ich die Einzige mit einem bäuerlichen Hintergrund, ich war die Einzige, die mit starkem Dialekt gesprochen hat. Ich war die Einzige, die nicht im modischen Pullover kam, sondern im Dirndl. Ich war die Einzige, die keinen modernen Tornister hatte, sondern einen schweinsledernen Ranzen. Und ich wollte doch einfach dazugehören. Noch als junge Erwachsene war das so. Das hat sich erst geändert, als ich mich mit 27 für die Schauspiel-Schule angemeldet habe. Die Veränderung war ein schmerzhafter Prozess. Inzwischen habe ich zu mir selbst gefunden.

Vorher haben Sie etwas Langweiliges gemacht?

Gruber: Ich war auf einer Sprachenschule und war nach der Ausbildung Europa-Sekretärin.

Das klingt trocken. Wann haben Sie Ihren Witz entdeckt?

Gruber: Beim Vorsprechen auf der Schauspielschule. Ich hatte nix vorbereitet, und das hatte ich der Jury auch gesagt. Die Jury-Mitglieder haben mich gefragt, was ich denn vortragen wolle, und ich habe geantwortet, ich spiele Ihnen eine Szene aus dem Berufsleben vor, eine Szene mit meinem Chef, der war Holländer, und ich habe die Szene mit verteilten Rollen gesprochen, und die Jury hat Tränen gelacht. Am Ende haben die Jury-Mitglieder gesagt: Sie haben eine sehr niedrige Hemmschwelle – machen Sie Kabarett!

Das machen Sie. Nachdem Sie Gastkünstlerin bei Kollegen waren, haben Sie jetzt ihre eigene Show: In „Leute, Leute“ lästern Sie über Promis. Machen Sie da weiter, wo Baby Schimmerlos aufgehört hat?

Gruber: Ich bin aufgewachsen mit Dietls wunderbaren Serien, mit „Kir Royal“ und „Monaco Franze“, klar. Aber das, was ich mache, ist schon was anderes. Es gibt zwar immer noch die bunten Blätter, aber die Promi-Welt hat sich sehr verändert. Das Tempo des Klatsch-Betriebs ist schneller geworden. Du erfährst doch inzwischen im Stunden-Takt, über Facebook und Twitter, was Frau Klum und Herr Seal so machen. Auch der Grad der Selbstinszenierung von Promis hat zugenommen.

Sie sind nicht nur eine Kabarettistin, sondern auch Schauspielerin, wie wir demnächst in der Vorabend-Serie „München 7“ im Ersten sehen.

Gruber: Es war eine große Ehre für mich, als mich Franz Xaver Bogner für „München 7“ angesprochen hat. Der Xaver hat ein starkes Gespür für die Sprache, die die Leute tatsächlich sprechen; er schaut ihnen aufs Maul. Seine Texte lese ich mir einmal durch, und dann hab’ ich’s. Seine Texte passen zu den Menschen in München. Wichtiger als das, was sie sagen, ist oft das, was sie weglassen oder worüber sie nur in Andeutungen reden. Und zugleich zählt bei den Münchnern das offene Wort und die kraftvolle Sprache. Und das mag ich.