Essen. Fritz Wepper ist der deutsche Serien-Schauspieler schlechthin. Im Interview spricht über seine Erfahrungen mit Hollywood, seine Langzeit-Rolle Harry Klein und eine Episode aus seinem Lausbuben-Leben,

Auch wenn sein Name mit Hollywood-Filmen verbunden ist – das große Publikum kennt Fritz Wepper als Serien-Täter. Mit „Derrick“, „Mord in bester Gesellschaft“ und vor allem „Um Himmels Willen“ schrieb der 70-jährige Münchner TV-Geschichte.

Sie haben 1972 im oscar-prämierten Film „Cabaret“ mitgespielt. War Hollywood für Sie eine Option?

Fritz Wepper: Damals ja. Ich hatte damals schon in einigen amerikanischen Filmen mitgespielt, die allerdings in Deutschland gedreht worden waren. Ich hatte danach eine Einladung nach Amerika, von einer Agentur namens MCA, und ich hatte ein Angebot für ein Theaterstück am Broadway in New York und zwei Filme. Ich hatte damals „Derrick“ gedreht. Ich saß acht Anwälten gegenüber, und da ging es um eine Option fürs nächste Jahr. Aber die Gespräche endeten mit dem härtesten Satz, den ich in meiner Karriere gehört hatte: „Okay, forget it“ (vergiss es). Das war ein Schlag ins Kontor. Denn ich war damals Anfang 30, ich hätte das Angebot gern angenommen. Aber das gute Verhältnis zu Liza (Minelli, Partnerin in „Cabaret“; Red.) blieb bestehen. Ich habe sie immer wieder getroffen, wenn sie in Europa war. Sie sagte mir irgendwann: „Deine Visitenkarte mag inzwischen vergilbt sein, aber sie hat immer noch ihren Wert.“

Stichwort „Derrick“. Sie sind dem Publikum vor allem als Serien-Täter bekannt. Sind Langzeit-Rollen eher ein Fluch oder ein Segen?

Wepper: Letztlich hat der Zuschauer die Entscheidung. Er wollte eben den Harry Klein, diese Rolle hat mich 29 Jahre lang begleitet. Noch heute sprechen mich Leute an und sagen, ich kenne Sie noch aus meiner Kindheit. Aber der Zuschauer hat mich auch in anderen Rollen angenommen, beispielsweise als Herrn Wöller aus „Um Himmels Willen“ oder auch als Wendelin Winter in „Mord in bester Gesellschaft“.

Als das Angebot für Bürgermeister Wöller kam, haben Sie da im ersten Moment gesagt: „Um Himmels Willen!“?

Wepper: Nee. Aber „Um Himmels Willen“ war mein erstes Wort überhaupt.

Tatsächlich?

Wepper: Es ist eine wahre Geschichte. Ich tobte im Alter von zwei Jahren auf unserer Couch herum, und meine Großmutter kam ins Zimmer, schlug die Hände überm Kopf zusammen und sagte: „Um Himmels Willen!“. Ich habe das nachgesprochen, und es klang dann so: „Himmi wiwi“, nicht ahnend, dass das Jahrzehnte später für mich ein Thema werden würde...

...dann haben Sie wohl schnell zugegriffen.

Wepper: Ich habe die Drehbücher gelesen und die Möglichkeiten erkannt, die in dieser Rolle stecken. Gerade ihr komödiantisches Moment macht mir große Freude.

Haben Sie je politische Ambitionen gehabt?

Wepper: Nein. Ich war Klassensprecher zu einer Zeit, als Theodor Heuss, Brentano, und Adenauer im Stresemann Politik gemacht haben, zu einer Zeit, als Ernst Reuter für Europa geworben hat, das hat mich geprägt.

In „Mord in bester Gesellschaft“ spielen Sie einen Polizeipsychiater. Können Sie gut zuhören?

Wepper: Wenn sich jemand mir anvertraut, ist für mich die Grundregel, verschwiegen zu sein. Das bin ich. Damit würdige ich die Situation des Anderen. Umgekehrt setze ich Verschwiegenheit voraus, wenn ich mich einem Freund anvertraue. Wenn es um Probleme geht, führe ich einen Dialog, ich stelle nicht nur meine Ohren, sondern auch meine Gedanken zur Verfügung.