Essen. Charlie Sheens Rolle ist tot, Ashton Kutcher zieht blank und Jon Cryer als Alan Harper sprudelt vor Zynismus. Die neunte Staffel von „Two and a Half Men“ bricht nicht mit Altbewährtem, aber Serienschöpfer Chuck Lorre zeigt auch neue Möglichkeiten auf. Der Staffel-Auftakt bescherte ProSieben eine starke Zuschauer-Quote.

„Two and a Half Men“ ohne Charlie Sheen. Was vor einem Jahr noch undenkbar war, scheint zu funktionieren. Die neunte Staffel startete am Dienstagabend auf ProSieben mit einer Doppelfolge. Und sie dürfte die Erwartungen der Zuschauer nicht gänzlich enttäuscht haben.

Die neue Hauptfigur Walden Schmidt, gespielt von Ashton Kutcher, bringt frischen Wind in die festgefahrene Handlung. Das war dringend nötig.

„Two and a Half Men“ litt unter Stillstand

Die Figur des Charlie Harper ließ wenig Raum, um „Two and a Half Men“ weiterzuentwickeln. Der unverbesserliche Frauenheld hangelte sich zuletzt nur noch mit derben Sprüchen von einer flüchtigen Affäre zur nächsten. Beim Zuschauer geweckte Hoffnungen, dass die Hauptfigur doch noch sesshaft und bodenständig wird, machte die Serie immer wieder zunichte. Die dramaturgische Spannung litt unter diesem Stillstand.

Dass Serienschöpfer Chuck Lorre einen deutlichen Schlussstrich ziehen wollte, war schon lange kein Geheimnis mehr. Drogeneskapaden, Produktionsausfälle und eine unvergleichliche Schmutzkampagne gegen die Produzenten ließen zudem keine andere Wahl, als Serien-Star Charlie Sheen vor die Tür zu setzen. Von einem bewusst gesetzten Neuanfang kann also nicht die Rede sein.

Schwierige Situation für eine Sitcom

Den chauvinistischen Möchtegern-Casanova trägt Chuck Lorre unverblümt zu Grabe. Aus der für eine Sitcom schwierigen Situation einer Beerdigung zu Anfang der Serie winden sich die Autoren mit dem typischen Humor heraus. Eine Schar Ex-Geliebter lässt sich über Geschlechtskrankheiten aus, Mutter Evelyn will schon mal das Strandhaus verscherbeln und Stalkerin Rose gibt Einblicke in Charlies mysteriöses Ableben.

Im Anschluss verschwendet die Serie nicht mehr viel Zeit auf ihren alten Hauptdarsteller. Zwar sind sowohl die erste Episode „Sehr erfreut, Walden Schmidt“, als auch die zweite mit dem Titel „Peter Pans Mutter“ immer wieder gespickt mit Anspielungen, aber mehr auch nicht.

Fast könnte die knapp eine Stunde Spielzeit als zweite Pilotfolge durchgehen. Der Fokus ist zunächst auf den zutiefst zynischen Alan Harper (Jon Cryer) gerichtet, der aber schnell um den liebeskranken und suizidgefährdeten Walden Schmidt ergänzt wird. Das neue Duo – und dabei besonders Walden Schmidt – erlaubt es, Gefühle wie Liebe, Schmerz und Verlust in die Serie einfließen zu lassen. Ob diese Beziehung, die von Ashton Kutchers Liebeskummer lebt, auf Dauer komisch sein wird, lässt sich nur schwer beurteilen. Bis jetzt zündeten die Gags.

Walden Schmidts Einführung lässt wenig Freude aufkommen

Walden Schmidts Einführung in die Serie ist dabei ein ungeschickter, rein funktionaler Kniff, der wenig Freude aufkommen lässt. Plötzlich steht der Internet-Milliadär vor der Balkontür des Strandhauses, um es wenige Szenen später zu kaufen. Und natürlich lässt er seinen neuen Freund Alan, der zeitweise bei Mutter Evelyn untergekommen ist, und dessen Sohn Jake bei sich einziehen. Zumindest für die weiblichen Zuschauer dürfte es dabei ansprechend gewesen sein, dass Ashton Kutcher direkt mehrfach blank zog.

Vieles ist aber auch beim Alten geblieben. Flache und anzügliche Witze auf fragwürdigem Niveau, Frauengeschichten, die korpulente Haushälterin Berta, nervige Exfrauen und ein schmarotzender Untermieter, der mit seinem Sohn bei einem reichen Gönner lebt. Trotz Ashton Kutchers spritzigem Debüt ist nicht gewiss, ob die Serie weiterhin auf Erfolgskurs bleiben wird. Womöglich hat „Two and a Half Men“ seine Lebenszeit schon überschritten.

"Two and a Half Men" mit starker Zuschauer-Quote zum Start von Ashton Kutcher

Die Fans der Serie "Two and a Half Men" waren jeweils am Dienstagabend neugierig auf die neue Besetzung mit Ashton Kutcher. Beide Folgen erzielten im Deutschen Fernsehen am gestrigen Tag die höchste Einschaltquote bei der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Durchschnittlich 3,56 Millionen junge Zuschauer sahen ab 21.10 Uhr auf ProSieben die Einführung von Walden Schmidt, was einen Marktanteil von 26,6 Prozent bedeutete.

Noch besser lief es bei der im Anschluss gesendeten zweiten Folge mit Ashton Kutcher: Da kam "Two and a Half Men" auf 4,16 Millionen Fans zwischen 14 und 49 Jahren einschalteten. Dadurch kletterte der Marktanteil ab 21.40 Uhr auf 32,1 Prozent. Das hat die Serie mit Charlie Sheen als Hauptdarsteller im Deutschen Fernsehen noch nie geschafft, meldet Media Control.