Berlin. . Auf der Schauspielschule war sein berühmter Nachname eher ein Hindernis. Und auch heute muss sich Johann von Bülow noch oft nach seinem berühmten Verwandten, Vicco alias Loriot, fragen lassen. Den 39-Jährigen stört das aber wenig, zu sehr hat er den entfernten Onkel verehrt.

Ja, er ist mit Loriot verwandt. Nein, die ewige Fragerei danach nervt ihn nicht. Dafür verehrt er den entfernten Onkel viel zu sehr: Der Schauspieler Johann von Bülow stammt aus derselben preußischen Adelsfamilie wie Vicco von Bülow. Im ZDF-Film „Die Schuld der Erben“ (Donnerstag, 5. Januar, 20.15 Uhr) spielt der 39-Jährige jetzt den Thronfolger eines alten Hamburger Reeders.

Dunkelgrüne Strickjacke, braune Tweedkappe, Wolljackett. Beim Treffen in Berlin sieht der Schauspieler aus wie man sich einen preußischen Junker vorstellt. Doch das war’s dann auch schon. Adelskult? Fehlanzeige. „Sicher, so ein Name regt immer die Fantasie an. Aber ich kann die Erwartungen, die da geweckt werden, nicht erfüllen. Wir sind eine ganz normale Familie. Wir haben keine Reederei oder Kaffeerösterei zu vererben.“ Keine Kindheit im Herrenhaus? „Nein, im Reihenhaus.“

Mit Loriot ist er um ein paar Ecken verwandt, in Deutschland leben heute mehrere Hundert Nachfahren des alten Mecklenburgischen Adelsgeschlechts der Bülows. Persönlich kennen gelernt haben sich die beiden allerdings erst spät, am Rande einer Lesung. In den Monaten vor Loriots Tod telefonieren sie noch mehrmals. „Er rief an, wenn er mal was von mir gesehen hatte.“ Eine Art Ritterschlag? „Nun ja, er war ja so höflich. Wenn er etwas furchtbar gefunden hätte, dann hätte er auch nicht angerufen.“ Während Vicco von Bülow mit einem Künstlernamen berühmt wurde, hält sein Großneffe am Familiennamen fest. Aber: „Es wäre leichter gewesen, wenn ich mich damals auf der Schauspielschule entschieden hätte, das ‚von’ wegzulassen.“

Der Film im ZDF

Von Geheimnissen, Schuld, Lügen, Intrigen und Liebe in einer Unternehmerfamilie erzählt der zweistündige ZDF-Fernsehfilm „Die Schuld der Erben“ am Donnerstag, 5. Januar, 20.15 Uhr. Inszeniert wurde der Film von Uwe Janson. Die Hauptrollen sind mit Lisa Martinek, Johann von Bülow, Otto Sander, Gaby Dohm und Jürgen Prochnow prominent besetzt. In weiteren Rollen spielen unter anderen Matthias Koeberlin, Katharina Wackernagel, Michael Lott und Benjamin Morik.

Im Film spielt Johann von Bülow den Reederei-Erben Hennig Asmussen, der mit seiner Schwester Clara (Lisa Martinek) um die Zukunft des Familienbetriebs kämpft. Den Seniorchef spielt Otto Sander.

Ein Mann vom selben Typ: Blass, rothaarig, schmal. Als Kinder lernten sie die Sonne genauso fürchten wie die Sprüche der Mitschüler: „Im Fußballverein, damals in Bayern“, erinnert sich von Bülow, „nannten sie mich immer ‚Kupferdacherl’“. Er grinst. „Das war nur halb liebevoll gemeint.“ Der rothaarige Junge reagiert typisch, will die vermeintliche Schwäche, „dieses Blasse und Milchige“, ausgleichen durch besonderes Draufgängertum. „Man geht besonders hart in die Zweikämpfe oder legt sich gleich mit drei Älteren an.“

Als Teenager liest er dann in einer Umfrage, dass Frauen bei Männern am allerwenigsten die Rothaarigen mit den grünen Augen mögen. Auch das noch.

Otto Sander hat ihn beeindruckt: „Er spielt den unnahbaren Patriarchen erstaunlich nahbar. Diese Zartheit – bei einem solchen Zerstörertypen! Das ist außergewöhnlich.“ Die wichtigste Szene: Nach einem Schlaganfall liegt der Vater hilflos auf dem Boden und bittet den Sohn um Hilfe. Doch der rührt keine Hand. Es ist seine Antwort auf die Härte, die Demütigungen und Lieblosigkeiten des Vaters. Fast 120 Filmminuten dauert es, bis die Sache ins Reine kommt.

Nach 120 Minuten kommt alles ins Reine

Nächstes Jahr wird Johann von Bülow 40. Er hat selbst einen Sohn. Ist das der Zeitpunkt, sich seiner eigenen Herkunft zu vergewissern? „Ja, aber das hat weniger mit dem Alter zu tun. Wenn du ein eigenes Kind hast, verstehst du plötzlich Dinge, für die du deine eigenen Eltern früher verteufelt hast.“ Auch, wenn sie keine Reederei hatten.