Essen. Mediatheken sind beliebt wie nie. Gerade das junge Publikum schätzt die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit von TV-Sendungen im Internet: Die Abrufzahlen sind explodiert - gerade bei Casting-Shows und Soaps.

Für das junge Publikum sind Fernsehen und Internet keine Gegensätze. Jungen Zuschauern ist gleichgültig, über welchen Kanal sie ihre Lieblingssendungen sehen können. Kein Wunder, dass die Video-Portale der deutschen Sender boomen.

Erster, so scheint es, ist das Zweite. ZDF-Sprecher Jörg Berensmeier: „Die Abrufvideos und Livestreams von zdf.de, heute.de und tvi.de erzielen monatlich durchschnittlich 32,05 Millionen Sichtungen.“ Berensmeier weiter: „Auch Dokumentationen erzielen eine hohe Nutzung.“ Die Mediathek des Senders, erreichbar über die Homepage zdf.de, brachte es zuletzt auf 2,70 Millionen Einzelnutzer.

Praxisgebühr für Dr. House

Marktführer RTL schaltete sein Portal rtl-now.rtl.de vor vier Jahren frei. 85 Prozent des TV-Programms können dort zeit- und ortsunabhängig gesehen werden. RTL-Experte Thomas Bodemer sagt: „Ziel ist es, mittelfristig das komplette Programm auf Abruf verfügbar zu machen.“ Das Angebot kann in der Regel sieben Tage nach Ausstrahlung im Fernsehen kostenlos im Internet gesehen werden. Es finanziert sich, wie im TV, durch Werbung. Ausnahmen: Filme und einige Serien wie Dr. House oder GZSZ sind kostenpflichtig.  Im Schnitt erreicht rtl-now 16 Millionen Videoabrufe. Einen Rekord verbuchte das Portal im Januar mit mehr als 23,1 Millionen Zugriffen. Gern genommen werden die Quoten-Hits des Senders – von „Bauer sucht Frau“ über „Alarm für Cobra 11“ bis hin zu „Das Supertalent“.

Wer RTL-Material vor oder nach der Ausstrahlung auf Rechner oder Smartphone herunterladen will, muss zahlen. Erhältlich ist es im iTunes-Store. Nach diesem Schema funktionieren auch die Portale der RTL-Töchter Vox und Super RTL.

Ähnlich erfolgreich wie die private Konkurrenz aus Köln ist die Mediathek der ARD. Rund 20 Millionen Abrufe verbucht ardmediathek.de. Darüber hinaus bietet das Erste sogenannte Podcasts an. Dahinter verbergen sich in der Regel Hörfunkdateien, die heruntergeladen werden dürfen.

Im Vordergrund des Publikumsinteresses steht der „Tatort“, gefolgt von Soaps wie „Verbotene Liebe“. „Aber auch Dokumentationen werden sehr häufig abgerufen“, hat ARD-Sprecher Bernhard Möllmann beobachtet.

Junge Formate beliebt

Sat.1 hingegen hält sich bedeckt, wie viele Abrufe das Online-Videoportal des Senders erzielt. Sat.1-Sprecherin Diana Schardt ließ sich lediglich entlocken: „Immer beliebt sind natürlich junge Formate wie ,Anna und die Liebe’, aber auch unsere Erfolgsserien wie ,Der letzte Bulle’ oder ,Danni Lowinski’ oder momentan ,The Voice of Germany’“. Klar jedoch ist, dass das Video-Angebot von Sat.1 nach demselben Prinzip wie bei RTL organisiert ist: Vor der TV-Ausstrahlung sind Videos kostenpflichtig. Auch die Archiv-Funktion kostet Geld. Zu haben sind die Bezahlangebote bei „maxdome.de“. Unmittelbar nach der Ausstrahlung stellt Sat.1 sein Programm im Senderportal oder bei „myvideo.de“ sieben Tage lang kostenlos zur Verfügung.

Die Nutzer der Portale, egal ob werbe- oder gebührenfinanziert, kommen überwiegend aus Deutschland, daneben, zu etwa einem Fünftel, aus Österreich und der Schweiz. ARD-Sprecher Bernhard Möllmann: „Zuschriften erreichen uns auch aus den USA.“