Mainz. . Das ZDF sendet heute die 500. Sendung mit Maybrit Illner. Vor zwölf Jahren gestartet, ist sie die langlebigste Polit-Talkrunde im deutschen Fernsehen.

Politische Talkshows will eigentlich niemand mehr sehen. Vor wenigen Wochen hat die ARD ihr Großaufgebot an Talk-Formaten an den Start geschickt und es hagelte Kritik. Kaum ein Abend, an dem im deutschen Fernsehen nicht über politische Missstände und gesellschaftliche Strömungen diskutiert wird, an dem nicht Spitzenpolitiker mit wutschnaubenden Bürgern streiten und ein Moderator die immer gleichen Suggestivfragen stellt.

Maybrit Illner muss sich im ZDF zwar nicht gegen übermächtige Moderatorenkollegen behaupten – trotzdem ist es überraschend, dass ihre gleichnamige Sendung seit zwölf Jahren jeden Donnerstagabend mit guten Quoten über den Bildschirm flimmert. Heute sendet das ZDF die 500. Ausgabe von „maybrit illner“. Die Sendung ist die langlebigste Polit-Talkrunde im deutschen Fernsehen.

Sie wirkt immer souverän und unantastbar

Illner menschelt nicht. Sie hat nicht die empathische Attitüde einer Sandra Maischberger, sie strahlt vor allem eins aus: kühle Kompetenz. Egal, ob sie Claus Peymann in die Schranken weist und ihn dazu bewegt, die Sendung nicht zu verlassen oder Marcel Reich-Ranickis Redeanteil reduziert: Sie wirkt immer souverän und unantastbar, leistet sich keine Pannen. Ein Videoclip, den ihre Redaktion für sie zusammengestellt hat, vergleicht Illner mit einer Dirigentin: Alles könne sie zusammenbringen, die politischen Tonangeber und die leisen Register. „Sie macht zur Sinfonie, was wir vor uns hinpfiffen“, heißt es in dem Clip.

Auch optisch hinkt der Vergleich mit einer Dirigentin nicht. Illners Markenzeichen: der erhobene Zeigefinger. Er kommt zum Einsatz, wenn sie hartnäckig nachfragt oder Gäste gedanklich vom Thema abschweifen. Dazu kommen weit aufgerissene Augen und ein gekräuselter Mund. Illners Gestik wirkt manchmal gekünstelt, so, als brauche sie bei zähen Gesprächen oder umständlich antwortenden Politikern etwas, an dem sie sich festhalten kann. Ihre souveräne Ausstrahlung verliert sie dennoch nicht.

Das ZDF nutzt Illner nicht als Allzweckwaffe

Das mag auch der Grund sein, warum das ZDF Illner nicht als Allzweckwaffe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens benutzt. Ihre einzige Sendung neben „maybrit illner“ ist das heute-journal, das die Berlinerin seit 2010 moderiert.Im Gegensatz zu Frank Plasberg in der ARD hat sie bisher keine große Quizshow präsentiert, und als Studiogast in anderen Sendungen ist sie nur sehr selten zu sehen.

Selbst dort legt Illner, die ihre Karriere im DDR-Fernsehen startete, die qualifizierte Journalistin nicht ab: Bei „Markus Lanz“ schaltet sie sich ein, als Sat1-Moderatorin Britt Hagedorn sich scheinheilig um eine verlorene Generation von Hartz IV-Empfängern sorgt. Was Hagedorn frei herausschreit, hinterfragt Illner. „Das ist eine öffentlich produzierte Meinung“, kontert sie. Und wieder: Kein Moment, in dem Illners Fassade bröckelt, in dem sie sich gegenüber Studiogästen oder Zuschauern angreifbar macht. In jeder Situation in der TV-Öffentlichkeit wirkt sie wie die intelligente Frau, die seit 1999 den Donnerstagabend im ZDF beherrscht. Sie ist stets berechenbar, große Überraschungen gibt es bei ihr nicht. Und das rechtfertigt ihren Erfolg.