Leipzig. . Das ganze Leben ist ein Quiz - und und eine Frage seit Samstag Abend definitiv beantwortet: Nein, Hape Kerkeling wird nicht der neue Moderator von „Wetten, dass...?“. Während der Sendung aus Leipzig lehnten auch gleich noch ein paar andere Gäste das Jobangebot ab.
„Nein, ich möchte nicht. Nein, ich werde es nicht machen“. Um 22.10 Uhr sorgt Hape Kerkeling für die Überraschung des Abends, die endgültige Absage an das ZDF. Trotz der gefühlten 189 Prozent der Zuschauer, die sich ihn als Moderator wünschten, werde er Thomas Gottschalk nicht beerben. „Du hast so viele Begabungen“, springt ihm Gottschalk bei. „Für deine vielen kleinen Späße hättest du dann keine Zeit mehr“.
Angefangen hatte der Abend, diese 150. Auflage von „Wetten, dass...?“ mit dem Moderator Thomas Gottschalk, ganz anders. Pünktlich um 20.15 Uhr schien es so, als wäre Hape Kerkeling in Leipzig in Generalproben-Stimmung.
Statt des großen Blonden betritt der kleine Graue die Bühne der Messehalle. Vor Sympathieplakaten mit der Aufschrift „Hape, unser Neuer für Wetten, dass...?“ begrüßt er das Publikum. Weil er „Rücken“ und Gottschalk „Steiß“ habe. „Ich moderier‘ das Ding hier heute abend einfach mal so weg“, sagt Horst Schlämmer. Macht sich an „scharfe Hasen“, weiblich, versteht sich, in der zweiten Reihe ran, und monologisiert neben „Schätzelein aus Köln-Bonn“ über die Nachfolge: „Kerkeling, die Hackfresse. Macht erstmal Werbung für TerraX“. Auch wenn die Katzenberg zu teuer sei, Pilawa, Raab und Hunziker seien ja auch noch in der Diskussion.
„Schlämmer ist aus der Nummer raus“
Das ZDF versuchte offensichtlich, sich der Nachfolge-Diskussion satirisch zu nähern. Da konnte man nur glücklich sein, als Michelle Hunziker flehentlich bat: „Thomas, bitte komm zurück.“ Und Horst Schlämmer sich aus seiner eher flachen Nummer Richtung „Thai-Massage“ verbschiedete. „Für mich war das nur einmal im Leben, Schlämmer ist aus der Nummer raus“, sagt Horst Schlämmer nach 15 Minuten und signalisierte noch etwas verschlüsselt, was er fast zwei Stunden später als Hape Kerkeling wiederholen sollte.
Doch zunächst zelebriert Gottschalk seinen vorletzten Kameradschaftsabend. Otto kommt zum neunten Mal. Man kennt sich, bestätigt sich gegenseitig plaudernd, wie gut die eigenen Söhne geraten sind. Die vorletzte Auflage von Gottschalks „Wetten, dass...?“ gipfelt in eine ultimative Lobhudelei auf den Moderator. „Deine Söhne sind sehr wohlerzogen“, haucht die Hunziker. Und später am Abend: „Tommy, wir lieben dich“.
Probesitzena uf der Klobrille als Wett-Idee
Otto singt Klaus Lages Starkstromsong für Tommy, und nicht nur der Saal klatscht mit, auch die Couch bebt. Freund Wladimir Klitschko kommt vorbei, holt zu einer Lobhymne auf Brüder aus. Ansonsten: Im Osten nichts Neues. Andrea Sawatzki macht kräftig Werbung für ihre neue ZDF-Reihe und ihre selbst designte Möbel-Linie, Thommy für das Buch und die DVD zur Sendung, Hape Kerkeling und Dirk Bach für das Musical „Kein Pardon“.
Ach ja, bei all der Schulterklopferei gab‘s natürlich auch noch die Wetten: Der spätere Wettkönig Stefan Pochmann (34) ordnet einen verdrehten Zauberwürfel - blind und unter Wasser. Der zukünftige Zirkusakrobat Michael Ortmeier (27) aus Mühldorf am Inn, der am Ende der Sendung ein Angebot von Roncalli bekommt, will über 40 Bierflaschen laufen, schafft er aber nicht.
Aus 25 WC-Sitzen muss der Sanitäfachmann Alex Haas (47) aus Liechtenstein drei erkennen: durch‘s Draufsetzen. Am Hundeatem ihrer Labradore ordnet die Tierpsychologin Isabell Marschal (34) den Tieren ihre Namen zu. Und erstmals wettet auch ein Promi mit: Zaubergeiger David Garrett toppt eine 20 Jahre alte Wette, indem er Geige, Interpret und Orchester in einem 30-Sekunden-Ausschnitt erkennt.
„Es ist der schönste Job der Welt“
Zwischen Statistiken und Rückblicken gibt‘s immer wieder Seitenhiebe auf die Gottschalk-Nachfolge. „Wir reichen eine Sendung rum und keiner will sie“, sagte Gottschalk. Dirk Bach schreit auf Anfrage laut nein. Zum Glück fragt keiner die an diesem Abend eher flache, auf blonde Souffleuse reduzierte Michelle Hunziker.
Sie bleibt selbst bei der Vorstellung der „Wetten, das...?“-Allstar-Band blass. „Auf meine letzten Tage fällt euch noch richtig was ein“, scherzt Gottschalk, als Lindenberg „Du machst dein Ding“ anstimmt. Der Song rührt Gottschalk sichtlich, einen Mann, der an diesem Abend zuweilen ein wenig gereizt erscheint, der nur selten seinen sponanten Sprachwitz aufblinken läßt.
Das muss man allerdings nicht als späte Reue einer früheren Entscheidung deuten. Zu seinem Abschied von „Wetten, dass...?“ steht Thomas Gottschalk. „Es ist der schönste Job der Welt, auch wenn ich demnächst etwas anderes mache. Ich bereue nichts“, hatte er in Leipzig erklärt. Man solle die Sache nicht so hoch hängen, sagte er im Vorfeld: „Freud und Mozart, die haben Spuren hinterlassen, aber meine Fußstapfen sind doch wie Spuren im Sand: Einmal läuft das Wasser drüber, und am nächsten Morgen sind sie weg.“
„Ich hoffe, der Nachfolger hat möglichst wenig von Gottschalk“
Ratschläge wolle er seinem Nachfolger auch nicht geben. „Er sollte nur“, so der Moderator scherzhaft, „möglichst viel von meinen Eigenschaften haben: Das hat der Sendung ja nicht geschadet.“ Was ZDF-Unterhaltungschef Manfred Teubner zu der Antwort lockte: „Ich hoffe, der Nachfolger hat möglichst wenig von Gottschalk, denn die Kopie ist immer der Verlierer.“ Teubner kündigte an, es werde am Konzept der Sendung gearbeitet und einen Relaunch geben. Einzelheiten wolle er aber nicht verraten.
Klar scheint aber zu sein: Skurrile, spannende, sonderbare Wetten wird‘s weiter geben. Thomas Gottschalk rief noch einmal Kandidaten auf, sich zu bewerben. Die erste Show mit einem - anscheinend noch zu findenden - neuen Moderator ist im ersten Halbjahr 2012 geplant. Frei nach dem Kerkeling-Motto: „Das ganze Leben ist ein Quiz, es lebe hoch das deutsche Fernsehen.“
Kerkeling sagt ab