Essen.. Das Thema: verfehlt. Fast wirkte die ARD-Talkshow „Anne Will“ wie der Abschied von einer Moderation. Gastgeberin Anne Will machte beim Thema Mindestlohn einen eher unwilligen Eindruck.
Liegt es am neuen Sendeplatz? Trauert Anne Will noch immer dem Sonntagabend hinterher und hat sich in die Schmollecke zurückgezogen? Am Mittwochabend vergab die sympathische Moderatorin die Chance, ihrer Talkrunde Struktur und den Zuschauern einen roten Faden zu geben.
Die Diskussion um den Mindestlohn ist eher spröde für eine 105 Minuten dauernde Sendung. Das muss die Redaktion geahnt haben, als sie angesichts des Themas ihrer Sendung den Titel „Merkel auf Linkskurs?“ verpasste.
Will verzichtet darauf, Argumente zu vertiefen
Doch die Diskussionsrunde löste den Titel nicht ein. Sie verhedderte sich in Details des Mindestlohns. Differenzen zwischen FDP-Generalsekretär Christian Lindner und den CDU-Vertretern Heiner Geißler und Julia Klöckner ließen Probleme in der Regierungskoalition zwar erahnen, aufs Vertiefen verzichtete Anne Will aber.
Es schien, als müsse sie sich zwingen, das Wort zu ergreifen, wenn die Talkgäste zeitweise durcheinander redeten und sich mit den üblichen Talkshow-Floskeln bedachten: „Hören Sie mir bitte zu! Ich habe Sie ja auch ausreden lassen!“
Das Team macht Pause - und scheint sie nötig zu haben
Unpassend der Einspielfilm über einen Paketzusteller, der offenbar zu Hungerlöhnen arbeitet. Mindestlöhne für Arbeitnehmer brächten dem selbstständigen Mann sicher keine Vorteile.
Wie dieser Film, so gingen auch die Fragen der Moderatorin, die oft gar nicht beantwortet wurden, am Thema vorbei. „Merkel auf Linkskurs?“ Diese Frage schien Anne Will nicht weiter zu interessieren. Eine Erklärung für ihre unwillige Gesprächsführung mag ihre Schlussbemerkung liefern: „Wir haben jetzt zwei Wochen Pause. Da freuen wir uns drauf und drüber.“