Essen. Bjarne Mädel, der Ernie aus „Stromberg”, bekommt eine eigene Serie. Jetzt spielt er einen „totalen Kerl”. Im Interview spricht Mädel über Ernie, seine neue Rolle und seinen Namen.

Yes we can also! Es gibt im deutschen Fernsehen Serien, die sind intelligent und saukomisch – das verdanken wir Menschen wie Ralf Husmann oder Bjarne Mädel. Ersterer dachte sich die preisgekrönte Satire „Stromberg” aus, Letzterer verkörperte darin mit Hingabe den Totalversager Ernie Heisterkamp – ein Typ, der noch bei Mama wohnt und sich mit dem Lineal den Hintern kratzt. Man kann behaupten, Husmann und Mädel haben dem Begriff „Fremdschämen” ein Gesicht gegeben. Und diese feingeistige Tradition wird heute fortgesetzt: ProSieben startet die Serie „Der kleine Mann”, in der Elektrofachverkäufer Rüdiger Bunz unfreiwillig zum Werbestar aufsteigt. Plötzlich berühmt – kommt das dem 41-jährigen Bjarne Mädel nicht bekannt vor? Fragen wir nach.

Rüdiger Bunz geht in ein Fast-Food-Lokal. Statt ihn zu bedienen, fotografiert ihn der Mitarbeiter mit dem Handy. Ist Ihnen das auch schon passiert?

Mädel: Die Leute gucken ja, nachdem man vorbeigegangen ist, deswegen bekomme ich das nicht so mit. Aber ich stand einmal im Berliner Hauptbahnhof, als mich jemand abfotografierte wie ein Straßenschild und dann wegrannte. Ich glaube, es ist ganz gut, dass ich jahrelang Theater gespielt habe, bevor ich im Fernsehen bekannt wurde. Ich wurde eben nicht aus dem Nichts berühmt.

Privat sehen Sie viel attraktiver aus als in ihren Rollen . . .

"Der kleine Mann" ist eine Mediensatire

„Ich glaub', ich hab' ihn! Ein Mann wie 'n Opel Corsa, wie Braten mit Soße, eben den absoluten Durchschnittstypen”, quiekt Werbefrau Lydia ins Telefon – denn eben ist ihr Rüdiger Bunz vors Auto gelaufen.

Der gemütliche Elektrofachverkäufer wird zum Normalo-Prototypen stilisiert und ist bald ein begehrter Mann: Gattin Silvia will ein neues Auto, sein Chef Profit vom Promi-Status, sein windiger Kumpel den Managerposten. Schon bringt Rüdiger zusammen mit Sarah Wiener ein Kochbuch heraus und ist in Frank Plasbergs Talkshow zu Gast. Er versteigt sich allerdings zu gewagten Thesen über Ostdeutsche.

„Der kleine Mann” verulkt den gesellschaftlichen Trend „Berühmt werden als Lebensziel”, ist eine bitterböse Mediensatire, und für Freunde des guten Witzes sollte Dienstag, 22.40 Uhr, zum achtmaligen Pflichttermin werden.

Mädel: . . . das will ich wohl meinen! Gut, dass das mal gesagt wurde.

Ich wollte eigentlich fragen, ob Sie in der Rolle „liebenswerter Trottel” Ihre Nische gefunden haben.

Mädel: Ich möchte lieber von einem „Anti-Helden” sprechen. Mir liegen schräge Figuren, ich nehme Absurdität ernst. Aber zwischen Ernie und Rüdiger Bunz ist jede Menge Luft. Ernie ist geschlechtslos, Bunz ein totaler Kerl. Deswegen wollte ich keine eigene Ernie-Serie machen. Da lag die Gefahr nahe, dass man aus dieser Rolle nicht mehr herauskommt.

Mögen Sie denn Ihren Ernie?

Mädel: Absurd ist, was einem selbst in dieser Rolle einfällt. Ich lutsche dann zum Beispiel an einem Würstchen und denke nachher: Mein Gott, wie bist du denn darauf gekommen? Es steht ja nicht im Drehbuch, wie ich den Joghurtdeckel abzulecken habe, das mache ich einfach so.

„Der kleine Mann” ist dagegen nicht absurd, sondern so unglaublich normal. Selbst Ihre Serienwohnung wirkt so echt.

Privat attraktiver als seine Rollen im Fernsehn: Bjarne Ingmar Mädel. (c) imago
Privat attraktiver als seine Rollen im Fernsehn: Bjarne Ingmar Mädel. (c) imago © imago stock&people

Mädel: Es gibt Studien, wie die deutsche Durchschnittswohnung aussieht, und daran haben wir uns orientiert. Da steht die Deko-Ente und ein CD-Ständer und so 'ne Buche-Schrankwand. Man geht da durch und denkt: Oh Gott, sowas habe ich auch zu Hause!

Man weiß wenig über Sie, deswegen müssen wir ein paar Fakten auflisten. Erstens: Sie haben erfolgreich in den USA Allzweckreiniger verkauft.

Mädel: Stimmt. Aber ich hatte schon viele Nebenjobs, habe auf dem Bau gearbeitet oder im Hamburger Hafen. Und bei einem USA-Aufenthalt sind wir halt von Tür zu Tür gegangen und haben Reiniger verkauft.

Zweitens: Sie haben in Ihrer Kindheit unter Ihrem Namen gelitten.

Mädel: Als ich im Stimmbruch war, hat man mich mit meinem Nachnamen Mädel schon geärgert. Und Bjarne reimt sich auf Banane, aber da gibt's auch Schlimmeres. Heute bin ich froh, einen besonderen Namen zu haben und „Bjarne Ingmar Mädel” klingt doch schön.

Drittens: Sie sind HSV-Fan.

Mädel: Wie viele Männer war auch ich mit fünf Jahren das erste Mal mit Papa im Stadion. Seitdem bin ich HSV-Fan. Einen Verein wechselt man nicht.

Gibt es irgendetwas, was Sie schon immer mal unbedingt in einem Interview loswerden wollten?

Mädel: Ja! Ich möchte den Regisseur Arne Feldhusen loben. Er hat so einen großen Anteil am Erfolg von „Stromberg” und am „Kleinen Mann”, er wird dafür zu wenig wertgeschätzt.

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