Essen. . Bon soir, tristesse: Das ZDF inszeniert das Revier in dem Wirtschaftskrimi „Ein mörderisches Geschäft“ als trostloses Niemandsland, rauh, aber herzlos. Auch der Film kennt keine Helden.

„Was für ein Niedergang“, sagt der Mann im feinen Zwirn. Er sitzt nicht mehr in einem Zürcher Fünf-Sterne-Hotel und schlürft Whiskey, sondern in einer Oberhausener Dönerbude und futtert Fritten. Das Ruhrgebiet ist für den Unternehmensberater Tom Winkler eine Strafe. Gestrandet in einem Niemandsland.

So setzt das Wirtschaftsdrama „Ein mörderisches Geschäft“ (Montag, 12. September, 20.15, ZDF) das Revier in Szene: trist, trostlos, traurig. Eine graue, kalte Kulisse, in der kaum ein Sonnenschein durch den ewigen Smog bricht. In der schlechte, schlichte Menschen hausen, verschlagene Gestalten. Hart, aber nie herzlich.

Wie der Polizist, der Tom Winkler nach einem brutalen Überfall nur fragt: „Sie gehören also zu dem Sanierertrupp, der Oberhausen ein paar Tausend Arbeitslose mehr verpassen will?“ Damit ist die Rahmenhandlung gleich abgesteckt: Winkler (arrogant-bissig: Devid Striesow) prüft mit seinem Team die Wirtschaftskraft und Perspektive der Oberhausener Salerno Stahlwerke. „Dicht machen und verscherbeln, solange man noch etwas dafür kriegt“ ist Winklers Empfehlung für den ausgebluteten Produktionsstandort. Doch 1200 Arbeitsplätze hängen an Salerno, die Belegschaft ist aufgestachelt und geht für den Erhalt ihrer Jobs scheinbar über Leichen.

Ein Psycho-Duell

In der explosiven Atmosphäre entwickelt sich ein Psycho-Duell zwischen Winkler und Firmenchef Siebert (knorrig: Friedrich von Thun), der ein finsteres Geheimnis vor den Unternehmensberatern versteckt. Von Thun gibt dabei den strengen Patriarchen. Einen alten Ruhr-Ritter, dessen Rüstung schon rostig und von vielen Schlachten verbeult ist, der sich aber immer noch im Sattel hält um einen letzten Treffer zu setzen.

Das „Mörderische Geschäft“ wählt damit eine sehenswerte, weil nicht klassische Perspektive: Keine Kommissare, keine Moral von der Geschichte, keine Helden. Am Ende hat das hochspannende Spiel keinen Sieger, nur Verlierer.

Verlierer-Region Revier?

Der größte Verlierer aber ist das Ruhrgebiet. Es scheint fast, als habe es nie eine Kulturhauptstadt gegeben. So stellen sich Menschen in Berlin, Hamburg und München offenbar immer noch das Revier vor: Ausschließlich Schnittbilder von gottverlassenen Fabriken, verbrauchten Fördertürmen und alten Kraftwerken säumen die Handlung. Keine Region, die nach dem Strukturwandel wieder auf die Füße kommt, sondern eine, deren fette Jahre für immer vorbei sind. Der Zahn der Zeit hat hier nicht nur genagt, sondern alles weggebissen. Zumindest zeigte sich Schauspielerin Christiane Paul (im Film Winklers Partnerin) vom Revier „erschüttert“ als sie durch die Essener Vorstadt fuhr: „Es sah dort vielerorts verlassen, arm und heruntergekommen aus.“ Analog zum Thema ihres Films fragte sie sich allerdings auch: „Wo soll die Kaufkraft herkommen, wenn Arbeitsplätze abgebaut, verlagert und ganze Industriezweige geschlossen werden?“