Berlin. . Über die „Wetten, dass..?“-Nachfolge mag Hape Kerkeling nicht reden. Lieber über seine neue Mission, die „Terra X“ heißt. In sechs Folgen „Unterwegs in der Weltgeschichte“ schafft er eine Mischung aus Bildungsfernsehen, Karneval und Sandalenfilm.
Hape Kerkeling will über Weltgeschichte reden, nicht über eine mögliche „Wetten, dass..?“-Nachfolge. Aber die Frage steht nun mal im Raum: Ob er Gottschalk beerbt? „Wenn ich jetzt Ja sage“, beginnt Kerkeling, dann würde er Gottschalk auf den letzten Sendemetern keinen Gefallen tun. „Aber wenn ich jetzt Nein sage, auch.“ Aha. Ein griechisches Orakel hätte es nicht deutlicher ausdrücken können.
Auch der künftige ZDF-Intendant bleibt erst mal in Deckung: „Wir stellen uns vieles vor“, sagt Thomas Bellut und lässt dann doch noch alle aufhorchen, die der Sender ins Berliner „Cinema Paris“ geladen hat, um Kerkelings neue Doku-Serie „Unterwegs in der Weltgeschichte“ vorzustellen. Von einer „großen Show“ mit Kerkeling ist die Rede. Aber Bellut meint nicht „Wetten, dass...?“, sondern die Jahresend-Sause „Menschen 2011“ am 11. Dezember. In den letzten beiden Jahren hat Thomas Gottschalk den Job gemacht, jetzt soll Kerkeling ran.
Bereits Ende Oktober startet das ZDF mit Hape Kerkeling eine neue Staffel mit „Terra X“-Folgen. 100 Tage lang ist der 46-Jährige um die Welt gereist – heraus gekommen ist ein wüster Galopp durch die Geschichte. 5000 Jahre in sechsmal 45 Minuten. Macht in der ersten Folge: 15 Minuten für die Ägypter, vier Minuten fürs Zweistromland und fünf Minuten für die Erfindung des Buddhismus’. Dazu kommen noch die Wiege des Judentums, die Entdeckung der Demokratie in Griechenland und die Geburt Chinas als Weltreich. Hape Kerkeling wechselt Schauplätze, Anzüge und Oberhemden und versucht alle Nase lang Erkenntnisse fürs 21. Jahrhundert zu destillieren.
Bildung mit Sandalen
In der ersten Folge kommt der sonst so humorbegabte Reisende allerdings selten über das Niveau von Studienratswitze hinaus: „Es kann kein Zufall sein, dass die alten Griechen Politik und Theater gleichzeitig erfunden haben.“
„Unterwegs in der Weltgeschichte“ ist eine Mischung aus Bildungsfernsehen, Karneval und Sandalenfilm. Hier ein bisschen Animationstheater, da etwas Klamauk. Kerkeling spielt Odysseus, Nero und Kleopatra, Napoleon und Karl Marx – und immer wieder den Peter Lustig der Weltgeschichte: In Athen macht er eine antike Vasen-Attrappe kaputt, seufzt theologisch sensibel „Ach, du liebe Götter“ und erklärt anhand der Bruchstücke wie das Scherbengericht funktionierte.
Das ganze ist eine Gratwanderung – die nur deshalb funktioniert, weil Kerkeling die Sache selbst nicht allzu ernst nimmt. „Es ist schon erstaunlich, wie viele Irre die Geschichte geprägt haben.“ Und: „Was wir versuchen, ist ja keine Wissensvermittlung. Wir wollen neugierig machen.“ Auch Autor Gero von Boehm weiß: „Da gehört schon eine Portion Wahnsinn dazu.“