Essen.. Beim Tatort aus Münster wurden dieses Mal die Lobbyarbeit des Wirtschaftsadels und die Subventionspraxis von Kreisklasse-Politikern karikiert.

„Herrenabende“ in der Provinz: Mehr oder weniger bieder gekleidete Männer saufen sich singend durch den Abend, spielen infantil mit Plastiktraktoren, erzählen zotige Sprüche und betrachten die sie begleitenden Damen – irgendwo zwischen neutralem Anhängsel und einer zu vernachlässigenden Größe. Willkommen in Münster.

Die feucht-fröhliche Gesellschaftsstudie um den umtriebigen Geschäftsmann Hans Lüdinghaus (Michael Wittenborn) täuscht Harmonie vor, lässt Misstrauen, Skrupellosigkeit und Korrumpierbarkeit auf den ersten flüchtigen Blick nicht erkennen. Seltsam wird’s erst, als der Geschäftsmann Arno Berger nach der Party tot im Acker gefunden wird und die Fingerabdrücke am Tatort von einer Leiche stammen.

Von einer, für die ausgerechnet der pedantische Rechtsmediziner Professor Boerne (Jan Josef Liefers) 18 Monate früher den Totenschein ausgestellt hat.

Kauzig und immer unterhaltsam

Der damalige Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Rüdiger Klarbach (Stephan Schad) war eindeutig bei einem Hausbrand in Südafrika ums Leben kommen. Anhand der Zähne hatte Boerne den Politiker identifiziert – und ein dilettantischer Kunstfehler, nein, den lässt Boerne natürlich nicht auf sich sitzen.

In der ihr eigenen kauzigen, aber immer unterhaltsamen Art konkurrieren sich Boerne und Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) mal wieder durch ihren Fall.

Drehbuchautor Magnus Vattrodt, der bereits mit seiner Vorlage für die „Tempelräuber“ 2009 begeisterte, hat erneut einen wunderbaren kurzweiligen Krimi abgeliefert.

Er karikiert die Lobbyarbeit des Münsteraner Wirtschaftsadels, die illegalen Praktiken geldverliebter Unternehmer, sowie die Subventionsspielchen korrupter Kreisklasse-Politiker. Erfrischend witzig, ohne pseudopädagogisch verschwobelt zu langweilen.

Einziges Manko: Der Film hält nicht alles, was er verspricht. Die Angst einflößende Ankündigung von Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann), nackt auf dem Tisch zu tanzen, wird zum Beispiel nicht eingelöst.

Und das ist vielleicht auch besser so.