Dortmund. . Sein letztes Werk kann Adolf Winkelmann zu seinem 65. Geburtstag so richtig genießen: die Video-Installation am Dortmunder U. Doch er hat noch mehr erreicht in seinem Leben. Der vielfach preisgekrönte Filmemacher sagt, er sei seiner Zeit voraus gewesen.

Es gibt zwei Arten von Filmen: mit und ohne Publikum. Adolf Winkelmann hat sich für die mit Zuschauern entschieden, selbst und gerade bei seinem letzten Werk: der Video-Installation am Dortmunder U. Sie ist ein Geschenk des Regisseurs an seine Stadt, der Blick darauf ist kostenlos. Winkelmann be­schenkte sich aber auch selbst. Jetzt, gut ein Jahr nach der Einweihung, kann er die Installation genießen, ein Präsent zum 65. Geburtstag am Sonntag.

Wir treffen uns aber nicht im ehemaligen Brauerei-Turm, der mit Bahnhof und Bibliothek das urbane Dreieck der Stadt bildet, sondern gegenüber in der ehemaligen Verwaltung der Union-Brauerei. Heute wird der Bau als Hotel genutzt, Hotel Unique, der Name ist Programm. „Allein das Foyer“, schwärmt Adolf Winkelmann, wie so oft in erdigem Tweed und Cord, in der Raucher-Lounge, „vereint das alte und das neue Ruhrgebiet.“ Marmor, Gold, verschwenderisch große Freitreppe. „Das zeigt, welches Selbstbewusstsein die damaligen Brauerei-Besitzer hatten – und welches Selbstverständnis die heutigen türkischen Inhaber“, sagt Winkelmann und lässt Rauch einer selbstgedrehten Zigarette aufsteigen.

Geschenke aus Dortmund

Wie wär's mit BVB-Christbaumkugeln?
Wie wär's mit BVB-Christbaumkugeln? © WR/Franz Luthe
Oder einem Dortmunder T-Shirt, entworfen von Eva Horstick-Schmitt?
Oder einem Dortmunder T-Shirt, entworfen von Eva Horstick-Schmitt? © Eva Horstick-Schmitt
Oder der U-Turm als Geschenk?
Oder der U-Turm als Geschenk? © WR/Franz Luthe
Oder Dortmunder Rezepte?
Oder Dortmunder Rezepte? © WR/Franz Luthe
Oder Hochprozentiges von der Brennerei Krämer aus Dortmund?
Oder Hochprozentiges von der Brennerei Krämer aus Dortmund? © WR/Franz Luthe
Oder Pralinen von Pott au Chocolat?
Oder Pralinen von Pott au Chocolat? © WR/Franz Luthe
Oder den Reiseführer
Oder den Reiseführer "Dortmund - 52 Orte der Industriekultur"? © Klartext-Verlag
Oder was vom Phoenix-See?
Oder was vom Phoenix-See? © WR/Franz Luthe
Oder ein Frühstücksbrettchen von La Seda?
Oder ein Frühstücksbrettchen von La Seda? © WR/Franz Luthe
Oder einen Hausschuh (nur die
Oder einen Hausschuh (nur die "Firma" nicht verwechseln...)? © imago sportfotodienst
Die sicherere Variante.
Die sicherere Variante. © WR
Die U-Turm-Praline von
Die U-Turm-Praline von "Pott au Chocolat". © WNM
Oder etwas aus dem aus Dortmunds Giraffenmuseum?
Oder etwas aus dem aus Dortmunds Giraffenmuseum? © WNM
Wahlweise eine dazugehörige Tasse.
Wahlweise eine dazugehörige Tasse. © WNM
Man kann sich das Dortmunder Weihnachtsgeschenk auch
Man kann sich das Dortmunder Weihnachtsgeschenk auch "schön saufen"... © WR/Franz Luthe
...wegen dieses Geschenkes etwa?
...wegen dieses Geschenkes etwa? © WR/Franz Luthe
Kosequenz: Man hätte wohl eine Fahne (Kalauer).
Kosequenz: Man hätte wohl eine Fahne (Kalauer). © WAZ
Oder...
Oder... © Franz Luthe
...eine Tierpatenschaft des Dortmunder Zoos? (Das Nashorn selbst steht vermutlich nicht als Geschenk zur Verfügung.)
...eine Tierpatenschaft des Dortmunder Zoos? (Das Nashorn selbst steht vermutlich nicht als Geschenk zur Verfügung.) © Franz Luthe
Oder die neue CD der Dortmunder Philharmoniker?
Oder die neue CD der Dortmunder Philharmoniker? © Knut Vahlensieck
Oder das Borussia-Fernsehen
Oder das Borussia-Fernsehen "BVB total"... © imago sportfotodienst
...das am 15. Januar mit Moderator Norbert Dickel startet?
...das am 15. Januar mit Moderator Norbert Dickel startet? © WP
Oder lecker Bergmann-Bier?
Oder lecker Bergmann-Bier? © WNM
In allen Dosierungen...
In allen Dosierungen... © WR RALF ROTTMANN
...mit Freude eingeschenkt.
...mit Freude eingeschenkt. © WR RALF ROTTMANN
Und das hier zum Nachtisch.
Und das hier zum Nachtisch. © WR/Franz Luthe
Eher was für Frauen.
Eher was für Frauen. © WR/Franz Luthe
Apropos.
Apropos. © WR/Franz Luthe
Oder doch lieber kleinteilig?
Oder doch lieber kleinteilig? © WR/Franz Luthe
Dann doch lieber das Dortmunder Wahrzeichen...
Dann doch lieber das Dortmunder Wahrzeichen... © WR/Franz Luthe
...oder ein BVB-Trikot?
...oder ein BVB-Trikot? © WP
Oder ein BVB-Kalender?
Oder ein BVB-Kalender? © WP
Oder andere Fan-Utensilien?
Oder andere Fan-Utensilien? © WP
Eine profane Mütze (in gewöhnungsbedürftiger Farbe)...
Eine profane Mütze (in gewöhnungsbedürftiger Farbe)... © WR
...oder ganz schlicht ein BVB-Trikot.
...oder ganz schlicht ein BVB-Trikot. © WR
Etwa das aktuelle Weihnachtstrikot.
Etwa das aktuelle Weihnachtstrikot. © Knut Vahlensieck
Wem das zu viel BVB ist, der kann eine Dortmunder Tasse schenken.
Wem das zu viel BVB ist, der kann eine Dortmunder Tasse schenken. © WR
Oder eine Tasche.
Oder eine Tasche. © WR
Oder ein T-Shirt...
Oder ein T-Shirt... © WR
...oder auch zwei.
...oder auch zwei. © WR
Tierfiguren sind da schon kreativer...
Tierfiguren sind da schon kreativer... © WR
...zumal die Motive...
...zumal die Motive... © WR
...variieren.
...variieren. © WR
Oder doch 'ne poplige Mütze?
Oder doch 'ne poplige Mütze? © WR
Zu viel ballaballa?
Zu viel ballaballa? © WR
Das profanste zum Schluss:...
Das profanste zum Schluss:... © WR
...Dortmund-Aufkleber! Hammer-Geschenk. Für die Schwiegermutter oder Schalker Arbeitskollegen oder so.
...Dortmund-Aufkleber! Hammer-Geschenk. Für die Schwiegermutter oder Schalker Arbeitskollegen oder so. © WR
Aber dann doch lieber diese Schneekugel...
Aber dann doch lieber diese Schneekugel... © Knut Vahlensieck
...aus dem BVB-Fanshop...
...aus dem BVB-Fanshop... © Knut Vahlensieck
...am Alten Markt.
...am Alten Markt. © Knut Vahlensieck
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Auf der anderen Straßenseite könnten wir sehen, wie sich die Schauspielerin Caroline Peters, oben am U, mit einem Kinderwagen abmüht – hätte die Stadt Dortmund nicht vorsichtshalber ein Krankenkassen-Gebäude zwischen Hotel und U entstehen lassen. Das Filmchen mit dem Serien-Star ist, wie die übrigen 89, ein Hingucker. „Eine Frau, die morgens mit ihren Kindern zur Kita unterwegs ist, versucht am Bahnhof immer die Rot-Phase zu erwischen, damit sie einen Blick aufs U werfen kann“, sagt der Film-Professor stolz. „Und ich weiß von Bahnreisenden, dass sie sich auf dem Weg von Köln nach Dortmund auf die rechte Zug-Seite setzen, damit sie das U sehen.“

U-Filme seit Mai 2010

Seit Ende Mai vorigen Jahren laufen Winkelmanns Filmschleifen, sogenannte Loops, am U, das das Stadtbild wie sonst nur das Stadion prägt. „Die Filme“, streut Winkelmann augenzwinkernd ein, „waren das Einzige am U, das weniger gekostet hat als veranschlagt.“ Fünf Millionen standen bereit, im Vergleich zur Turm-Sanierung eine Handvoll Euro. Beim U sollen es inzwischen mehr als 83 Millionen sein.

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Von DerWesten

Für Winkelmann war das Projekt eine willkommene Ablenkung, nachdem er in der Gefahr stand, wegen des Erfolges von „Contergan“ zu einer Art Dr. House der deutschen Filmszene zu werden: „Sie glauben gar nicht“, plaudert Winkelmann amüsiert, „wie viele Ärzte mir vorgeschlagen haben, einen Film über seltene Krankheiten zu machen.“

Da ließ sich Winkelmann lieber vom U-Fieber anstecken. Was der vielfach preisgekrönte Filmemacher nicht wusste: Es gab Risiken und Nebenwirkungen. Inzwischen kann Winkelmann darüber lachen: „Bei der Zusammenarbeit mit der Stadt hatte ich oft das Gefühl, in einer Komödie gelandet zu sein.“ Inzwischen hat Winkelmann seine Erfahrungen mit der Wunderwelt der Behörden verarbeitet. Im Herbst präsentiert er sie der Öffentlichkeit als Buch und, mehr noch, im Dortmunder Schauspielhaus als Theater-Farce. U, du Fröhliche.

„Ich war meiner Zeit voraus“

Während viele Zeitgenossen ihr Berufsleben spätestens mit 65 abschließen, steckt Winkelmann voller Zukunftspläne. Mittelfristig steht eine Ruhrgebietskomödie für den WDR an, über die er – pssst, geheim – noch nichts sagen will. Damit kehrt er zu seinen Anfängen zurück. So startete der Achtundsechziger 1978 richtig durch, mit der schrägen Ruhrgebietskomödie „Die Abfahrer“ - außerhalb des Reviers.

In seiner Heimat diente Winkelmann eher als Watschenmann: „Als ,Nordkurve’ in die Kinos kam, hatte ich beim BVB Hausverbot.“ Inzwischen aber sieht selbst die Fußball-Welt den Streifen in mildem Licht. „Pierre Littbarski“, erzählt Winkelmann schmunzelnd, „hat mir bei einer Fachtagung erzählt, der Film ist klasse, da stimmt alles.“ Winkelmann listig blinzend: „Ich war meiner Zeit einfach voraus.“