Essen. Die späten Auftritte der beiden Paradiesvögel Maite Kelly und „Checker“ Thomas Karaoglan entschädigten ein wenig für die gähnende Langeweile zuvor. Für Andrea Sawatzki hat es sich ausgetanzt.

Streit, Schweiß und Tränen mögen vielleicht andere Castingshows spannend machen, nicht aber „Let’s Dance“. Bei der dritten Sendung hätte es gereicht, erst nach eineinhalb Stunden einzuschalten. Dann nämlich kamen die Auftritte von Maite Kelly und Thomas „Der Checker“ Karaoglan. Die Zeit davor füllten Kandidaten, Jury und Moderatorenteam mit langweiligen Tänzen und flachen Kommentaren.

Schauspielerin Andrea Sawatzki wirkte erleichtert, als Moderator Daniel Hartwich ihr am Ende der Show die schlechte Nachricht überbrachte: Sie sei raus. Zuvor hatte sie die Sendung noch als „Horror“ bezeichnet. Ihr Jive im glitzernden Catsuit hatte ihr Einiges abverlangt. Offenbar war ihr der Tanzspaß ein bisschen zu viel geworden. Aber für die Schauspielerin geht es bei „Let’s Dance“ auch um nicht mehr als einen kurzzeitigen Bekanntheitsschub. Um ihren Lebenstraum, ihre Karriere oder womöglich ihre Finanzen muss sie sich nicht sorgen. So geht es auch den meisten anderen Teilnehmern. Vorraussetzungen, die beim Zuschauer nicht gerade für unerträgliche Spannung sorgen.

Alles oder Nichts, Sieg oder Niederlage, Millionär oder Müllmann – das sind die Kriterien, wegen der die Menschen vorm Fernseher mitzittern. Andere Unterhaltungsshows haben sich dieses Prinzip so zu eigen gemacht, dass es schon fast pervers ist. Denn schämt man sich nicht ein bisschen, wenn man verarmten und verzweifelten D-Promis lustvoll dabei zusieht, wie sie im Dschungel Maden essen? Warum sehen Tausende fasziniert dabei zu, wie eine minderjährige Sängerin auf der Bühne zusammenbricht? Wie Mädchen in Tränen aufgelöst eine neue Frisur aufgezwungen bekommen?

Tränen, Schmerz und Streitereien

„Let’s Dance“ spricht weniger unsere Emotionen, unser Mitgefühl und unsere Sensationslust an, als vielmehr unser ästhetisches Gefühl. Und das hat es leider schwer gegen unsere animalischen Instinkte. Daher versucht RTL der Show mit diesen günstigen Tricks ein bisschen mehr Würze zu verleihen. Es waren dann auch Tränen, Schmerzen und Streitereien, die bei den Rückblicken auf die Trainings das Bild bestimmten. Sängerin Kristina Bach etwa verknackste sich beim Tanzen den Rücken und musste noch im Tanzstudio behandelt werden. Favoritin Maite Kelly brach sogar in Tränen aus, weil sie nicht glaubte, dass sie ihre Choreografie in nur vier Tagen lernen könne. Dabei hatte sie sich kurz zuvor noch so über ihre Fortschritte gefreut: „Ich mache jetzt Sachen mit meinem Körper, von denen ich immer geträumt habe.“

Aber die Effekthascherei soll bei „Let’s Dance“ nicht übertrieben werden. Denn es geht schließlich ums Tanzen. Und das – fand statt. Die farbloseren Kandidaten wie GZSZ-Darsteller Jörn Schlönvoigt oder Liliana Matthäus mussten den Boden für die interessanten Teilnehmer warmtanzen. Die Zuschauer sollten schließlich bis zum Ende dranbleiben. Wären Maite Kelly und der Checker schon am Anfang aufgetreten, viele Menschen hätten sicherlich sofort danach zur Fernbedienung gegriffen und umgeschaltet.

Höchste Punktzahl von Frieling

Die Auftritte der beiden Paradiesvögel entschädigten dann aber ein wenig für die gähnende Langeweile zuvor. Checker Thomas Karaoglan hatte sich die harte Kritik der letzten Woche zu Herzen genommen und fleißig geübt. Und war dabei seiner Tanzpartnerin Sarah Latton manchmal mächtig auf die Nerven gegangen. Aber die Anstrengung hatte sich gelohnt. Für ihren Tango zu „Push It“ (bei dem der Strahlemann kaum einmal fünf Sekunden den Mund geschlossen hatte) bekamen die beiden von Juror Roman Frieling die höchste Punktzahl. „Für mich ist wichtig, dass der Schnitt stimmt“, meinte dieser zu seiner großzügigen Punktevergabe. „Du bist ein Mehrwert für die Show und gehörst in die Sendung.“

Natürlich legte Favoritin Maite Kelly einen nahezu perfekten Auftritt hin. Und das, obwohl sie im Training so an sich gezweifelt hatte. Aber bei dem ganzen Lob, dass die rundliche Sängerin mit den flotten Füßen ein Vorbild für alle „Frauen da draußen“ sei, gab Juror Joachim Llambi zu bedenken: „Sie haben schon bei Hairspray getanzt und damit einen Vorteil gegenüber den anderen.“ Übel nimmt ihr das aber niemand, weder die Jury noch die Zuschauer. Denn ohne Maite wäre „Let’s Dance“ wohl nur noch Abendunterhaltung für Schöngeister – und davon gibt es in Deutschland nicht so viele.