Düsseldorf. . Der Eurovision Song Contest kostet 12,1 Millionen Euro. Die ARD finanziert Raab und Lena Meyer-Landrut ein beispielloses Marketing. Für den Moderator lohnen sich die Lena-Festspiele.

Bühne frei für die große Lena-Show! Nur noch knapp 100 Tage, bis das neue deutsche Fräuleinwunder Lena Meyer-Landrut beim Eurovision Song Contest am 14. Mai in Düsseldorf ihren Titel verteidigt. Während sich die Musikfans fragen, wie weit es die kecke 19-Jährige beim Sängerwettstreit wohl diesmal bringen wird, steht ein Sieger längst fest: An Medienfuchs Stefan Raab und seiner Produktionsfirma Brainpool kommt im deutschen Showgeschäft niemand mehr so leicht vorbei, selbst die ARD nicht. Ihre Gebührenzahler sind beim großen Spektakel mit 12,1 Millionen Euro dabei.

Die ungewöhnliche Kooperation zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und ProSieben fädelte ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber ein – bekanntlich mit durchschlagendem Erfolg: Zum ersten Mal seit 28 Jahren holte Lena den Song Contest nach Deutschland, die „Lena-Mania“ war geboren.

Bei der Suche nach einem „Song für Deutschland“ machen ARD und ProSieben erneut gemeinsame Sache. Bemerkenswert: In drei abendfüllenden Shows darf Lena sämtliche zwölf Songs ihres neuen Albums „Good News“ in voller Länge einem Millionenpublikum präsentieren. Die ersten sechs Songs gab’s diese Woche, den Rest am kommenden Montag (20.15 Uhr, ProSieben). Sicher nicht ohne den Hinweis, dass just am Dienstag das Album erscheint. Am 18. Februar wird dann Lenas Eurovisions-Song in der ARD gekürt.

Perfektes Marketing

Ein derart perfektes Marketing, das fast einem PR-Dauerfeuer gleichkommt, hat es für die Promotion eines neuen Albums hierzulande wohl noch nie gegeben. „Das stimmt“, gibt ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber im Gespräch mit dieser Zeitung zu. „Aber es ist schließlich unser Album.“

Songs für Lena

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    Finanziell profitieren werden aber nicht die Öffentlichen-Rechtlichen, sondern Raabs Brainpool und die Plattenfirma Universal. Eigens zur Vermarktung von Lena haben sie ein gemeinsames Musiklabel namens „USFO“ („Unser Star für Oslo“) gegründet. Das hat sich schon beim letzten Mal ausgezahlt: Lenas Debütalbum „My Cassette Player“ wurde allein in der ersten Woche 200 000 Mal verkauft. Lena lohnt.

    Für die ARD bleiben die Kosten, denn ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest hat seinen Preis: 25 Millionen Euro mussten die Norweger im vergangenen Jahr für die Ausrichtung des Spektakels aufbringen – mit einem ähnlich hohen Betrag rechnet man auch bei der ARD. Dafür stellen alle teilnehmenden Länder gemeinsam einen Betrag von 3,8 Millionen Euro bereit, hinzu kommen Sponsorengelder und die Erlöse aus den Ticketverkäufen mit rund 35 000 Plätzen pro Veranstaltung (zwei Halbfinals, eine Generalprobe und das Finale). „Wir rechnen am Ende mit einem Betrag von 12,1 Millionen Euro, der für die ARD übrig bleiben“, sagt Schreiber. Bezahlt werden soll dies mit Gebührengeldern. Zum Vergleich: Eine Ausgabe von „Wetten, dass...?“ wird mit Produktionskosten von knapp zwei Millionen Euro beziffert.

    500 Freiwillige

    Um einiges teurer wäre dies dem verantwortlichen Sender NDR gekommen, wenn sich nicht 500 Freiwillige gefunden hätten, die rund um den Eurovision Song Contest die ausländischen Gäste betreuen – und dies völlig ohne Honorar. Anstelle von Bezahlung wirbt der Sender damit, dass die Volontäre umsonst mit Kleidung ausgestattet werden, gratis mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren dürfen und „aktiv bei der größten Musikshow der Welt“ dabei sind“, wie es Unterhaltungschef Schreiber nennt.

    Der Gegenwert, den sich die ARD für ihre vielen Millionen erhofft, lässt sich nicht in Euro rechnen. Als Gewinn bleibt ein jüngeres Image – glaubt Schreiber und sagt: „Wir haben mit Lena unglaubliches Schwein gehabt.“ Allerdings lief das erste Halbfinale eher mau. Die Kritiken waren schlecht, die Quote ausbaufähig. Nur 2,56 Millionen Zu­schauer schalteten bei Jungstar Lena ein – weit weniger als bei den reifen Herren Jauch und Restaurantkritiker Rach.