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Für „Mermaid“ war der Tag schon morgens gelaufen. Um 8.51 Uhr machte sie ihrem Frust im Netz Luft: „Ist kompletter Schwachsinn, ich mein, ganz ehrlich, was hat ARD schon noch an Serien gezeigt, die wirklich gut waren?“

Der „Schwachsinn“, den sie meinte: Das Erste schließt den „Marienhof“. Das Aus kam nach 18 Jahren – allerdings nicht überraschend.

Bereits im September, nur wenige Tage vor der Volljährigkeit der einstigen Teenie-Serie, hatte ARD-Vorabend-Koordinator Frank Beckmann gegenüber dieser Zeitung keine Garantie mehr für den „Marienhof“ geben wollen. Am Donnerstag wurde aus den dunklen Andeutungen klare Gewissheit.

Im Mai nächsten Jahres wird mit Folge 4053 die letzte Episode der Langzeit-Serie ausgestrahlt. „Stattdessen“, sagte ARD-Sprecher Burchard Röver, „gibt es,Verbotene Liebe’ in XL.“ Das Erste pumpt die zweite, deutlich erfolgreichere Vorabend-Serie auf. Statt wie bisher 25 Minuten soll jede Folge 45 Minuten lang sein. „Das bedeutet eine andere Dramaturgie“, fügte Röver hinzu.

Tatsächlich muss sich das Erste für den Vorabend etwas einfallen lassen. Er ist attraktiv, weil die Öffentlich-Rechtlichen vor 20 Uhr Werbegelder kassieren dürfen. Die Werbetreibenden indes schalten nur dann Spots, wenn das TV-Programm genügend Volk vor den Mattscheiben versammelt. Auf dem „Marienhof“ allerdings war zuletzt werktags um 18.25 Uhr deutlich zu wenig los. Im Schnitt versammelten sich dort 1,63 Millionen Zuschauer. Das entspricht einem mageren Marktanteil von 8,6 Prozent. Zu den Hoch-zeiten der Serie, 1997, lockte der „Marienhof“ drei Millionen. Dazu kam: Auch die TV-Jugend mochte die Billig-Ausgabe der „Lindenstraße“ mit ihren Kleine-Leute-Geschichten. Heute jedoch wirken sie auf Zuschauer unter 50 so aufregend wie Baldrian.

Dabei hat sich das Erste einiges einfallen lassen, um dem „Marienhof“ eine Frischzellenkur zu verpassen. Neben neuen Darstellern spendierte die ARD der Serie eine neue Kulisse, die auf dem Münchner Bavaria-Gelände ein Kölner „Veedel“ mimt. Vergebene Liebesmüh’. Kein Wunder, dass das Erste den einstigen Dauerbrenner ausglühen lässt. ARD-Sprecher Röver: „Wir werden die Verträge erfüllen.“

Doch nicht nur mit dem „Marienhof“ hat das Erste Pech. Auch „Das Duell im Ersten“, dienstags bis freitags ab 18.50 Uhr in Doppelfolgen ausgestrahlt, bereitet Programmchef Volker Herres nur mäßige Freude.

Einzig die Kultserie „Großstadtrevier“ treibt ihm Glanz in die Augen. Ein Schnitt von 3,57 Millionen – Marktanteil: 13,9 Prozent – gibt dem heimlichen Chef der Serie Narrenfreiheit: Am 10. Januar, zur Feier der 300. Folge, schult Jan Fedder auf Western-Held um. Nicht nur das: Weil das „Großstadtrevier“ so erfolgreich ist, soll es bald Ableger geben. „CSI“ lässt grüßen.