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In der Szene gibt es keine Regeln – dennoch kritisieren Bouncer und Stuntmänner das ZDF nach dem schweren Unfall bei „Wetten, dass..?“ Samuel Koch hätte „zumindest einen Integralhelm mit Nackenstütze tragen müssen“, meint ein Experte.

„Würden Sie sich mit einem Mountain-Bike eine Skischanze hinabstürzen?“ Marc Dagusch, Vorsitzender des Bounceclubs Rostock, ist entsetzt: einerseits über den Unfall von Samuel Koch bei „Wetten, dass ..?“, andererseits über die falsche Selbsteinschätzung des 23-Jährigen.

Das Wissen um das eigene Können sei ausgesprochen wichtig bei der neuen Trendsportart Bouncing. Feste Regeln gibt es nicht. Jeder darf im Prinzip zu jedem großen Sprung abheben.

Beim kleinsten Patzer in einer Probe wird der Stunt abgebrochen

Das bestätigt auch der Österreicher Wolfgang Stiksel, der sich mit seinem Sieben-Meilen-Stiefeln zum Marktführer der Szene hochgearbeitet hat. Obwohl Stiksel die multifunktionale Nutzung der Hightech-Stelzen aus Aluminium und Fiberglas preist – sie seien einsetzbar für sechs- bis 80-Jährige, von hyperaktiven Kindern bis zu Erwachsenen mit Knieproblemen –, hat er auch ein kleines Show-Team aufgebaut. Mit seinen Mitarbeitern hat er sich das Video von dem schrecklichen Unfall immer wieder angesehen.

„Wenn es bei uns nur den kleinsten Patzer in einer Probe gibt, wird der Stunt abgebrochen“, sagt er. Dann gehe es zurück ins Trainingslager. Denn in der Show selbst, strömten immer weitere Einflüsse auf den Extremsportler ein: andere Lichtverhältnisse, Kameras, das Publikum, die allgemeine Aufregung.

Bei gefährlichen Stunts bleibt immer ein Restrisiko

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Von DerWesten

„Der Wettteil klappt noch nicht“, hatte Samuel Koch vor Beginn der Liveshow der Badischen Zeitung gesagt. Bei den Proben zwei Tage vor der Ausstrahlung war er, nach Aussage von ZDF-Pressesprecher Peter Gruhne, „gestrauchelt und auf den Hintern gefallen“.

Ein zweiter Punkt, den Stiksel kritisiert, ist die Fahrer-Besetzung der Autos, die Koch überspringen wollte. „Das schwierigste an der Wette war das Timing“, so Stiksel. „Da hätten Profis am Steuer sitzen müssen.“

Sicherheitslücken erkennt auch Günter Bleske, Leiter der Stuntschule an der Medien-Akademie Thüringen. Natürlich bleibe bei so gefährlichen Stunts immer ein Restrisiko. Er versteht aber nicht, warum sich das ZDF offenbar keinen Stunt-Koordinator zur Unterstützung geholt hat. Der hätte vielleicht auch schon im Vorfeld warnen können: „Samuel Koch hat sich als Stuntman ausgegeben“, sagt er. „In der Branche, die sehr klein ist, kennt ihn allerdings keiner. Man kann sich nicht alleine darauf verlassen, was ein 23-Jähriger sagt.“

„Samuel hätte zumindest einen Integralhelm mit Nackenstütze tragen müssen“

Bleske hätte diese Wette nicht zugelassen. „Samuel hätte zumindest einen Integralhelm mit Nackenstütze tragen müssen“, sagt er. Dann hätte man die Überdehnung der Halswirbelsäule womöglich verhindern können.

Sicherheit, sagt Bleske, sei das höchste Gebot. Er reise bei gefährlichen Stunts für TV-Filme immer mit zwei Darstellern an, auch wenn nur einer eingesetzt und bezahlt wird. „Es kann immer passieren, dass einem in der konkreten Situation schummerig wird. Dann wird derjenige bei ihm nicht eingesetzt.“

Das ZDF „kann nicht auf jede Einzelmeinung reagieren und antworten“, erklärte Gruhne zu den Vorwürfen.