Köln. .

Ein Verbrechen an neunjährigem Jungen beschäftigt Schenk und Ballauf im Kölner „Tatort: Familienbande“. Nur langsam durchschauen die Kommissare das Beziehungsgeflecht, in das die Beteiligten verstrickt sind - und dann geschieht ein zweiter Mord.

Die verzweifelte Suche nach einem vermissten Kind und das erschütternde Ende: Mit dramatisch verfremdeten Bildern beginnt am Sonntag (5. Dezember, 20.15 Uhr) der „Tatort: Familienbande“ im Ersten. Der neunjährige Mark Bürger war nicht in der Schule, nun liegt er erfroren in der Kühlkammer des Fringshofs, einem Bauernhof im Kölner Umland. Für seine Eltern (Mark Waschke, Katharina Lorenz) bricht eine Welt zusammen.

Wutentbrannt attackiert Bernd Bürger die Hofbesitzerin Iris Findeisen (Anna Schudt), ein heftiger Ausbruch, für den die Kölner Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) zunächst keine Erklärung haben. Dafür finden sie schnell heraus, dass die Tür der Kühlkammer manipuliert wurde: Das Opfer hatte keine Chance zu entkommen.

Zeugenaussagen belasten Iris Findeisen. Zudem stellt sich heraus, dass sie mit der Mutter des getöteten Kindes eine Liebesbeziehung hatte. Womöglich stand der getötete Junge dieser Beziehung im Wege, vermuten die beiden Ermittler.

Für die Dorfbewohner steht die Schuldige fest

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) ermittelt im Umfeld eines Verdächtigen. Foto: WDR/Willi Weber
Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) ermittelt im Umfeld eines Verdächtigen. Foto: WDR/Willi Weber © WDR/Willi Weber

In der vom Schützenverein und von Klüngel geprägten Dorfgemeinschaft ist Findeisen isoliert, auch weil die zugezogene Hoferbin trotz Finanznot ihre Einwilligung zu einem Hotelprojekt verweigert, das von den Großkopferten des Ortes gewünscht wird.

Immerhin, Nadja Bürger steht zu ihr. Die trauernde Mutter verlässt ihren Mann und zieht zu der Frau auf den Hof, auf dem ihr Kind starb. Ihre Mutter Helene (Petra Kelling) hält dabei zu ihrem Schwiegersohn, auch um den traditionsreichen Familienbetrieb zu erhalten. Nur schrittweise durchschauen Schenk und Ballauf die Konflikte, in die die beteiligten Familien und das ganze Dorf verstrickt sind. Schließlich können die Kommissare den Tod des Kindes klären, doch dann wird in der Kühlkammer des Fringshofs erneut eine Leiche gefunden.

Die Drehbuch-Autoren Hans Werner und Peter Goslicki arbeiten präzise heraus, wie unerbittlich der Mikrokosmos Dorf mit all jenen verfährt, die irgendwie „anders“ sind - mit allen fatalen Konsequenzen. Regisseur Thomas Jauch setzt dabei auf eine herbstlich dichte Stimmung, die zu der Trauer und dem Scheitern seiner Figuren passt. In einem gewohnt starken Ensemble ragen Mark Waschke, Katharina Lorenz und Anna Schudt heraus, die mit großer Intensität Menschen verkörpern, deren Leben von hier auf jetzt in Scherben liegt.

Ob die Nebenhandlung, in der Schenks alleinerziehende Tochter Melanie (Karoline Schuch) mit der Bürokratie der Agentur für Arbeit hadert, da noch wirklich notwendig war, darf allerdings bezweifelt werden. „Ein toter Junge und zwei kaputte Familien - gibt es überhaupt noch heile Familien?“, fragt am Ende Max Ballauf. „Vielleicht meine“, hofft Freddy Schenk. (dapd)