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Die Wohltätigkeitssaison hat wieder begonnen. RTL macht den Anfang. Dabei gibt es augenscheinlich nur Gewinner. Helfern bringen TV-Aufrufe bares Geld, Sender erhoffen sich satte Quoten, Promis einen Sympathie-Bonus.

Wenn’s spät hell wird und früh dunkel, wenn’s draußen stürmisch wird und kalt, dann bricht die mildtätige Jahreszeit an. Mitleid öffnet Herzen – und Portemonnaies. Und nichts weckt so sehr die Spendenbereitschaft der Bürger wie die Macht bewegter Bilder. Kein Wunder, dass TV-Sender und Hilfsorganisationen beizeiten ein Bündnis eingingen, bei dem es augenscheinlich nur Gewinner gibt. Professionellen Helfern bringen die Aufrufe bares Geld, die Sender erhoffen sich satte Quoten, und Promis einen Sympathie-Bonus.

RTL macht am kommenden Donnerstag den Auftakt mit dem „Spendenmarathon“. Nebenher feiert der Kölner Privatsender ein kleines Jubiläum. Die „längste Charity-Sendung im deutschen Fernsehen“ (RTL-Eigenwerbung) findet zum 15. Mal statt. Das Geld fließt der Stiftung „RTL – Wir helfen Kindern“ zu, die wie der Sender betont, vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) das Spendensiegel erhielt, mithin eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. RTL stellt jede Menge Sendezeit zur Verfügung: vierundzwanzigeinhalb Stunden. Überdies übernimmt das Unternehmen sämtliche Nebenkosten der Aktion.

Die Spenden, verspricht der Sender, werden deshalb „ohne einen Cent Abzug“ an Projekte für bedürftige Kinder weitergeleitet. Mal geht Geld an dauerbeatmete Kinder in Wiesbaden, mal an Klinik-Clowns für Kinder in deutschen Krankenhäusern, mal an RTL-Kinderhäuser im Raum Braunschweig. Laut RTL kamen „mehr als 81 Millionen Euro in 15 Jahren“ zusammen. Prominenz aus Show, Sport und Politik macht da gern mit. Dazu zählen „Supertalent“-Jurorin Sylvie van der Vaart, aber auch RTL-2-Moderatorin Stephanie zu Guttenberg, die bei Günther Jauchs Special von „Wer wird Millionär?“ ihren Kampf gegen Kindesmissbrauch fortsetzt. Nebenher befeuert sie auch die Umfragewerte ihres Minister-Gatten.

Spenden sollen „eins zu eins“ weitergegeben werden

Am Dienstag, 23. November, bittet die ProSiebenSat.1-Gruppe, wie bereits 2009, zum „Red Nose Day“. Das „Frühstücksfernsehen“ von Sat.1 weist bis Freitag, 26. November, auf die Aktion zugunsten von fünf Projekten für Kinder hin. Kabel 1 nutzt am Dienstag dafür Formate wie „Abenteuer Leben“ und das „K 1 Magazin“, der Frauensender sixx folgt am Mittwoch, und Johannes B. Kerner wirbt beim Champions-League-Spiel FC Schalke 04 gegen Olympique Lyon um Spenden. Sonya Kraus, Annemarie Warnkross und zwei Kandidaten des „Popstars“-Casting am Donnerstag, 25. November, sind an der Reihe. Sendersprecherin Dagmar Brandau gelobt, dass die Spenden „eins zu eins“ weitergereicht werden.

ZDF-Moderator Markus Lanz wiederum lässt Promis am Mittwoch, 24. November, 20.15 Uhr, unter dem Titel „Gut zu wissen“ für die Welthungerhilfe raten. Mehr noch: Drei von ihnen überzeugten sich vor Ort von Projekten der Organisation. Michaela May flog nach Indien, Jörg Pilawa nach Haiti, Bärbel Schäfer nach Burkina Faso.

Und was bringt den Zuschauern die kollektive Großherzigkeit? Keine Frage: Sie tauschen gutes Geld gegen ein gutes Gewissen.

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