Köln.
Hannah Herzog ist eine Frau, die so ziemlich alle guten Eigenschaften vereint. Loyal, engagiert, authentisch. Zum Glück ist sie auch stark, was ihr im Verlauf des Films „Ihr mich auch” (1. November, 20.15 Uhr, ZDF) sehr nützlich sein wird.
Hannah Herzog steht mitten im Leben. Andere sehen das anders. Vor allem ihr neuer Chef. Der schnappt der langjährigen Mode- und Designmanagerin zuerst den Geschäftsführerposten vor der Nase weg und nutzt danach so ziemlich jede Gelegenheit, um ihr zu zeigen, dass sie mit ihren Mitte 50 nun auch nicht mehr taufrisch ist. „Das ist Mobbing, wenn man mich zur Firmengreisin degradiert“, faucht Hannah, und man möchte als Zuschauer am liebsten in den Fernseher kriechen, um ihr auf die Schulter zu klopfen und weiterhin ganz viel Kraft zu wünschen.
Rita Russek spielt Hannah Herzog, und sie spielt sie überzeugend. Ach ja, das Alter. Rita Russek nutzt es vor allem, um neben den Lebensjahren auch Besonnenheit und Erfahrung zu sammeln und diese unter ihren Mitmenschen zu verteilen. Kolleginnen wissen das zu schätzen, auch die jüngeren: „Ich bin dann häufig diejenige, die rät: Lass dir das nicht gefallen, lass dich nicht unterkriegen. Leider gibt es zu viel Angst, gerade im Berufsleben”, sagt die 58-Jährige.
Die Rolle der Hannah Herzog steht Rita Russek ganz ausgezeichnet. Nicht, weil die Kollegen und der Chef permanent versuchen, sie runterzuputzen, sondern gerade weil sie sich so tapfer und ganz ohne fiese Intrigen dagegen zur Wehr setzt. Ihre Abwehrkräfte sind so stark, dass sie gegen jeden Angriff immun zu sein scheint. Eine couragierte Frau, die all ihre Energie in den Job steckt und kämpft, wenn’s drauf ankommt.
Wie würde sich ein Mann in so einer Lage verhalten? Wenn die jugendliche Frische verfliegt und das Alter immer mehr zum Thema wird, reagieren Männer ja zuweilen mit einem Ablenkungsmanöver: Sie legen sich eine jüngere Gespielin zu. In der Hoffnung, dass sich die Aura der Affäre auch über sie selbst legt als eine Art Frischhaltefolie. „Männer beherrschen den Tunnelblick. Wenn es bei ihnen im Job nicht läuft, suchen sie sich eben außerhalb Bestärkung“, sagt Rita Russek. Sie glaubt aber auch an das „Weibliche im Mann“ und kann sich gut vorstellen, dass Männer beim Zusehen des Films mit der Hauptdarstellerin leiden.
Rita Russek – der Name wird nicht jedem auf Anhieb ein Begriff sein, das dazugehörige sympathische Gesicht, das so gerne sanft lächelt und etwas an das von Hannelore Elsner erinnert, schon eher. Russek ist bekannt aus Serien wie „Wilsberg“ und „Tatort“, wo sie die Lebensgefährtin des Stuttgarter Ermittlers Bienzle spielte. Ihre Rolle in „Ihr mich auch“, ein Nachfolgeprojekt des ZDF-Films „Familie ist was Wunderbares“, habe ihr ganz besonders am Herzen gelegen, sagt Rita Russek. Weil sie ein Zeichen setzen will: „Es ist ein Automatismus entstanden, andere wegboxen zu müssen. Das Empfinden für Gerechtigkeit muss wieder eingeübt werden.“ Sie redet sachlich und unaufgeregt, aber doch mit Nachdruck. Auch wenn sie sagt: „Das Leben ist einfach zu kurz, um sich mit Ränkespielchen aufzuhalten.“