Gelsenkirchen/Köln..

Stefan Raab bittet in Samstagabend in Gelsenkirchen zum Stock Car Rennen. Zudem holt sich die bekennende Rampensau auf dem Weg dorthin in Köln den Deutschen Fernsehpreis ab.

Stefan Raab, Superstar. Seine Show „Unser Star für Oslo“ bescherte der Fernsehnation mit der Zusammenarbeit von ProSieben und der ARD öffentlich-rechtliches Privatfernsehen, fantastische Quoten und eine Grand-Prix-Siegerin inklusive. Am Samstag holt sich der Showmann dafür einen Deutschen Fernsehpreis in Köln ab. Allerdings muss der 43-Jährige gut organisiert sein, wenn er den Bembel entgegen nimmt: Am selben Abend bittet die bekennende Rampensau in Gelsenkirchen wieder einmal zum „TV Total Stock Car Rennen“.

Die TV-Trophäe für den rotblonden Metzgerssohn aus dem kölschen Vorort Sülz ist die logische Konsequenz einer langjährigen Hassliebe des wohl kreativsten deutschen Entertainers zum Grand Prix Eurovision, der mittlerweile als Eurovision Song Contest firmiert. Unter eigenem Namen präsentierte er sich als eine Art Lord Gaga mit dem Nonsens-Song „Wadde hadde dudde da?“, und er war der kluge Kopf hinter Max Mutzke, Guildo Horn und, vor allem, Lena Meyer-Landrut, die Deutschland nach 28-jähriger Abstinenz zur Nummer eins im Schlager-Europa machte.

Stellt sich die Frage: Ist er einfach genial?

Zugleich wirft der phänomenale Erfolg von Raab Fragen auf. Ist er einfach genial? Oder sind seine Show-Ideen genial einfach? Ist Raab das Produkt eines abgefeimten Show-Konzerns namens Brainpool? Oder hat seine Stärke mit der Schwäche des gebührenfinanzierten Fernsehens zu tun? Tatsache ist: Raab kann Musik, er kann Fernsehen, er vereint ein gutes Ohr mit einem guten Auge. Zudem sprudeln die Ideen aus Raab nur so heraus.

Spätestens seit dem internationalen Show-Hit „Schlag den Raab“ hat sich der Entertainer als Gottschalks wahrer Erbe qualifiziert. Niemand hätte damit gerechnet, dass der Mann, dessen Kauleiste doppelt so viele Zähne wie die des gemeinen Normalbürgers zu haben scheint, diesen beachtlichen Erfolg noch einmal toppen könnte. Doch er hat es mit dem Oslo-Casting geschafft und nebenher eine wahre Le­namanie ausgelöst. Raab steht auf dem Gipfel seiner Karriere.

Dabei half ihm, dass der Fernseh-Einstein früh die Re-lativitätstheorie der Spaß-Branche entdeckte. Das Gesetz lautet: Es ist relativ egal, womit Du Aufmerksamkeit erregst – Hauptsache, Du schaffst es. Raab entdeckte das Prinzip nicht nur; er wandte es auch an. Allerdings erkannte er, im Gegensatz zu „DSDS“- Rüpel Dieter Bohlen, dass er nur dann zur TV-Ikone taugt, wenn er irgendwann erwachsen wird. Peinliche Possen macht er längst nicht mehr. Mit zunehmender Beliebtheit des Ex-Krawallos schwanden die Bedenken der Gebührenfinanzierten gegen ihn.

Der TV-Schlaufuchs indes schätzt die Freiheit, die die Privaten ihm gewähren. Umgekehrt misstraute er den Öffentlich-Rechtlichen. Nicht ganz zu Unrecht: Die Rundfunk-Gremien vom Zweiten und, mehr noch, vom Senderverbund ARD gelten als Kreativ-Bremse, nach der Adenauer-Devise „keine Experimente“. Günther Jauch erlebte es 2007 schmerzlich bei seinem ersten Versuch, von RTL zum Ersten zu wechseln. Raab hat daraus gelernt. Er willigte bei der ARD erst ein, als er aus dem nationalen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest ein Raab total machen konnte.