Moderator Markus Lanz hat seine kuschelige ZDF-Talkshow für einen Ausflug in die kalte Wildnis verlassen. „Sehnsucht Grönland“ heißt die Reportage aus dem ewigen Eis.
So pummelig und voller Fell hat man Markus Lanz noch nie gesehen. Rund wie Samson, Schuhe, die optisch in den Streichelzoo passen würden – elegant geht anders. Das weiß er doch. Was ist bloß aus Mister Tausendschön geworden? Die Antwort ist einfach. Das Outfit ist eine Überlebensstrategie. Verordnet von der Natur. Und die ist bibber-zitter-kalt. Willkommen in Grönland.
Mittendrin in dieser wild-romantischen Landschaft steht Markus Lanz (40) mit seiner Eisbärfell-Hose und Puschel-Stiefeln und taucht seine Finger in ein kleines Wasserloch im unendlichen Eis. Um ihn herum ist alles weiß und weit. Neben ihm gibt es nur noch seinen Inuit-Freund Paulus, einen Hundeschlitten und eine hechelnde Husky-Herde.
„Sehnsucht Grönland” (20.15 Uhr, ZDF) heißt die Reportage, für die der Fernsehtalker seine kuschelige ZDF-Runde zugunsten der spröden Wildnis verlassen hat. Diese Kälte! 40 Grad minus. Selbst der Bofrostmann würde hier schlottern. Lanz nicht. „Als kleiner Junge war ich bei minus 30 Grad auf dem Berg. Da lernt man Kälte zu ertragen“, sagt der Südtiroler im Gespräch mit dieser Zeitung.
Diese Stille! Jäger in Grönland gehen in ihr auf. „Manchmal stehen sie 24 Stunden vor einem Eisloch und warten auf einen Fang”, sagt Lanz und schwärmt von einer Konzentrationsfähigkeit, „bei der wir die Wände hochgehen würden“. Stille, die nicht peinlich ist. Auch dann nicht, wenn die Inuit sich verabreden. Da sieht eine Party manchmal so aus: Treffen sich zwei Freunde und schweigen sich lustig an. Alles andere als wortkarg zeigt sich dagegen Markus Lanz. Er ist in dieser Reportage auch zu hören. 45 Minuten, von denen man sich wünscht, dass sie ruhig so lange dauern können, wie einer dieser scheinbar unendlichen Sonnenuntergänge im ewigen Eis. Worte wie „faszinierend“ oder „gelobtes Land“ tauchen auf, wenn Lanz über Grönland spricht. Wer den Film sieht, schwärmt mit.
Aber es geht nicht nur malerisch zu. Wenn die Ureinwohner Robben oder Wale jagen, ist das brutal. „Es gibt extrem blutige Szenen“, sagt Lanz, „das ist kein Heititeiti.“ Aber von bloßem Abschlachten könne keine Rede sein: „Das, was sie sich von der Natur nehmen, ist exakt das, was sie zum Leben brauchen.“ Lanz hat selbst probiert: „Wal schmeckt gut, wie eine Mischung aus Kokosnuss und Sushi. Robbe ist schwieriger.“
Der Moderator war im Februar, als die Reportage gedreht wurde, nicht zum ersten Mal in Grönland. Er nimmt sich schon seit Jahren gerne eine Auszeit in der Eiszeit. „Diese Abwesenheit von Technik und Termindruck tut gut. Wenn man den perfekten Zustand erreicht hat, denkt man an gar nichts mehr.“ Ab und zu holt sich Lanz etwas aus dem kalten Zauberland nach Deutschland. Bei emotionalen Notfällen. An nieselregnerisch grauen Tagen, wenn die Sehnsucht nach dem reinen Weiß zu groß wird. So wie an dem Abend, als er zwischen tausend Terminen über die Autobahn 4 gehetzt ist. Da hat er einen Freund in Grönland angerufen. Der hatte auch Termine: Er hatte drei Robben erlegt, über mehrere Monate verteilt. „Da sieht man die Welt mit anderen Augen“, sagt Lanz.
Wo wir gerade beim Sehen sind: Der reisende Moderator kann selbst in Eisbärfell-Hose und mit Puschel-Stiefeln mitten im ewigen Eis dieses eine: sich zweifellos sehen lassen.