Essen. .

Frank Beckmann soll den mauen Vorabend des Ersten aufpeppen. Womit, verriet der aus Essen stammende Fernsehchef des NDR im Gespräch mit Jürgen Overkott.

Fühlen Sie sich manchmal wie Tom Cruise?

Frank Beckmann: Wieso?

Den Vorabend beim Ersten umzubauen, ist eine Art “Mission: Impossible”, ein chancenloser Auftrag.

(lacht) Beim Vorabend läuft nach meiner Meinung auch vieles, was sehr gut funktioniert, wenn sie das “Großstadtrevier” angucken, beispielsweise. Auch “Das Quiz” funktioniert klasse. Und auch die Soap “Verbotene Liebe” ist eine beliebte Serie, die ein großes Publikum findet.

Das Entscheidende war jetzt das, was sie nicht gesagt haben: Sie haben den “Marienhof” nicht erwähnt, und “Das Duell”.

Nichts gegen „Das Duell“! Die Sendung mit Florian Weber hat die Marktanteile fast verdoppelt! Für uns ist aber wichtig, darüber nachzudenken, was zukünftig den Vorabend prägt. Wir wollen auf das setzen, wo die ARD besonders stark ist - wie bei der regionalen Farbe. Diese Kompetenz hat die ARD immer ausgezeichnet, damit ist das “Großstadtrevier” schon seit vielen Jahren erfolgreich, und das wollen wir verstärken…

…mit “Großstadtrevieren” in Dortmund und Dresden, Mannheim und Meißen…

Nein, nein, nein, es wird nicht so sein, dass wir Ableger des “Großstadtreviers” planen, sondern wir wollen neue Geschichten erzählen, aber durchaus mit Spannung, Humor und Bodenständigkeit.

Es geht um das Böse in der Welt, aber es wird familienfreundlich aufbereitet.

Durchaus, es gibt viele Dinge, die wir am Vorabend nicht zeigen können, wollen…

… auch dürfen im Hinblick auf den Jugendschutz.

Für uns zählen Geschichten mit tollen Figuren, lebensnahen Problemen, gewürzt mit Humor und eben nicht mit Gewalt.

Besonders schöne regionale Farben hat jetzt schon das ZDF im Malkasten, wie “Die Küstenwache” oder “Die Rosenheim-Cops”.

Warum sollen wir das kopieren? Das “Großstadtrevier” läuft schon seit 24 Jahren. An dieses Modell knüpfen wir das, und dafür haben wir das Copyright.

Und dennoch treten künftig regionalisierte Geschichten von Erstem und Zweitem in Konkurrenz.

Auch das sehe ich nicht so. Der Vorabend im Ersten ist vielfältiger: Wir haben nicht nur regionale Krimis, sondern auch die Soaps werden weiter eine Rolle spielen, dasselbe gilt auch fürs Quiz, nicht zu vergessen “Wissen vor acht”, und so gesehen unterscheiden wir uns schon vom ZDF. Mit diesem Konzept sind wir sehr ARD, das passt zu uns.

Was kommt denn für “Marienhof” und “Das Duell”?

Im Moment haben wir noch nicht mal gestartet, wir werden uns demnächst zusammensetzen und darüber reden, welche Stärken wir ausbauen wollen, über die Felder hinaus, die wir gerade angesprochen haben. Eine dritte Soap - das war ja auch mal überlegt worden - kann ich mir allerdings nicht vorstellen.

Eine Hauptaufgabe der ARD-Vorabendplaner war in den letzten Jahren: Wie erreichen wir das junge Publikum? Und sie sind daran gescheitert, trotz hochwertiger Angebote wie “Türkisch für Anfänger”, trotz bemüht populärer wie Bruce Darnell als Stilberater. Wie gehen Sie an diese Herausforderung heran?

Wir haben eine bestimmte Publikumsstruktur, und wahr ist: Wir wollen nach wie vor auch den jüngeren Teil der Zuschauerschaft erreichen, was aber nicht dazu führt, dass wir uns vom Kern der Marke ARD zu weit entfernen. Da sollte man aus Erkenntnissen lernen.

Beim Zweiten gilt als Vorgabe für einen Quoten-Erfolg am Vorabend: 20 Prozent Marktanteil.

Man darf immer große Ziele haben, aber man muss auch realistisch bleiben. Wir haben im Augenblick einen Marktanteil von um die zehn Prozent, und den zu steigern, ist eine schöne Aufgabe.