Essen. .
Ja, der Mensch ist ein Wunder. Er hat mehr Bläschen in der Lunge als Haare auf dem Kopf. Kann Dinge, die kein Schwein kann – schwitzen zum Beispiel. Und trotzdem darf man fragen: Lässt sich mit einem Quiz auf dem Niveau eines Rätselheftes eine große Abendshow bestreiten? Eigentlich ja – denn für eine gute Show braucht man vor allem eins: einen guten Showmaster.
Doch „Das fantastische Quiz des Menschen“ (Donnerstag, ARD, 20.15 Uhr) wurde von Eckhart von Hirschhausen moderiert. Und man muss sagen: Er hat sich wirklich bemüht. Hat uns jeden Muskel persönlich vorgestellt, uns endlich erklärt, warum wir unter Muskelkater leiden. (Wer an Milchsäure dachte, war natürlich leider, leider dumm.) Aber den richtigen Nerv hat Hirschhausen nicht getroffen. Seltsam. Schließlich ist er vom Fach. Er ist promovierter Arzt, ist Bestsellerautor („Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“, „Glück kommt selten allein“). Sein Problem – die ARD glaubt in ihm eine neue Wunderpille gefunden zu haben.
Dass der Humor des Fernsehdoktors. der schon neulich mit „Frag doch mal die Maus“ baden ging, nicht zündet, liegt nicht daran, dass der Mann sachliche Fehler macht. Er ist gut vorbereitet. Er ist konzentriert. Er hält das Tempo. Keine Versprecher. Er verwechselt die Gäste nicht. Er macht alles richtig. Und das ist sein größter Fehler.
Warum hält sich Gottschalk ewig am Moderatorenhimmel? Weil er eben nicht alles richtig macht. Gottschalk (was hat er die Namen der Gäste schon verwechselt und die Wetten durcheinander gebracht) wie auch Günther Jauch – ihr Erfolg zeigt: Wir Fernsehzuschauer freuen uns nur, wenn der Moderator nicht klüger ist als wir selbst.
Hirschhausen aber ist schlauer als wir und schlauer als seine Gäste. Schlauer als alle eigentlich. Wie er mit dem zähen Mix aus Oberlehrer und Schenkelklopfer die Lücke füllen will, die Pilawa hinterlassen hat? Man muss charming Jörg gar nicht verklären. Aber er gehört auf jeden Fall zu denen, die das Showgeschäft verstanden haben: Wer Publikumsliebling sein will, darf vieles – nur nicht besserwissen. Und guckt man sie sich an, die Legenden wie Kuli, wie Frankenfeld – dann sieht man, dass wahre Größe darin liegt, sich kleiner zu machen.
Vielleicht sollte man eine Diagnose wagen. Vielleicht leidet Hirschhausen unter dem Syndrom, worunter so viele Ärzte leiden: viel reden, wenig zuhören. Was dazu führte, dass die von ihm als „sechs Prachtexemplare des homo sapiens“ angekündigten Rate-Promis nur noch auf eine Schar Kichererbsen reduziert wurden. Irgendwie nervig, wie sich doch recht kluge Leute wie Proftlich oder Karasek über Püpse oder Fragen zu Geschlechtsteilen amüsierten
Die Quote war erstaunlich gut. Über fünf Millionen Zuschauer sahen sich die Doktorspiele an. Und haben erfahren, dass es besser ist, den Rotz hochzuziehen als auszuschnupfen. Doch ja, wir haben also etwas gelernt. Aber im Grunde ging es uns wie bei jedem Arztbesuch – man war froh, als alles vorbei war.