Köln. .

Der WDR-Rundfunkrat weist eine Beschwerde gegen Frank Plasbergs „Hart, aber fair“ ab.

Was war passiert? Im vorigen Herbst hatte das Erste eine Dokumentation mit dem Titel „Heilung unerwünscht“ des WDR-Redakteurs Klaus Martens ausgestrahlt. Tenor: Die Pharmaindustrie habe ein Mittel gegen Neurodermitis und Schuppenflechte eines Schweizer Unternehmens über Jahre hinweg verhindert, um eigene Produkte zu schützen. Das trug dem Autor des Beitrags den Vorwurf der Schleichwerbung ein - und letztlich eine Kündigung.

Von Schleichwerbung ist inzwischen keine Rede mehr. Dennoch sah der Rundfunklrat „das Gebot der journalistischen Fairness“ verletzt.

Martens’ Auftritt bei Plasberg hatte ein Geschmäckle

Und Plasberg? Der Moderator, der sich wie sonst nur wenige im deutschen Fernsehen als Gralshüter kritischer Distanz inszeniert, gewährte Martens nur zwei Tage nach Ausstrahlung des umstrittenen Beitrages einen Auftritt in seiner quotenträchtigen Talkshow. Der Auftritt hatte ein Geschmäckle, weil Martens seine Dokumentation nebenher in Buchform vermarktete.

Plasberg sah sich derart heftiger Kritik ausgesetzt, dass er sich bereits wenige Tage nach Martens’ Auftritt in seiner Talkshow reumütig gab. Dem „Spiegel“ sagte der Moderator: „Wir hätten den Auftritt von Martens besser einbetten müssen.“

Warum griffen Fernsehchefin und Justiziarin nicht ein?

Der Rundfunkrat nahm die Vorfälle zum Anlass, von der Landesregierung eine Nachbesserung des WDR-Gesetzes zu verlangen. Das Gebot zur Einhaltung der journalistischen Fairness solle „präzisiert“ werden, heißt es in einer am Donnerstag verbreiteten Erklärung.

Dennoch werfen die Fälle Martens und Plasberg Fragen auf. Wie konnte es dazu kommen, dass die Dokumentation von Martens schlicht abgenickt wurde? Und: Warum haben WDR-Fernsehchefin Verena Kulenkampff und WDR-Justiziarin Eva Maria Michel nicht eingegriffen?