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Die ARD setzt die Krimi-Reihe „Mord mit Aussicht“ fort: Öffentlich-rechtliche Hochkomik in den Hochlagen der Eifel, durchweg auf Hochdeutsch - da werden nach Kräften die Klischees von Stadt-Huhn und Landeiern überdreht.
Krimis gehen immer. Diese Weisheit gilt im Fernsehen inzwischen als Binsenweisheit. Und gerade in Krisenzeiten liebt das Publikum nichts mehr als Humor – auch dies eine Erkenntnis von allgemeiner Gültigkeit. Und kommt obendrein noch eine Hauptdarstellerin dazu, der ein Grimme-Preis den Zutritt in den Fernseh-Olymp bescherte, scheint Erfolg garantiert. Da kann bei der ARD-Serie „Mord mit Aussicht” (Dienstag, 20.15 Uhr) eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder?
Natürlich hatte es das Erste, wie so oft, beim Start der Serie vor zwei Jahren nur gut gemeint. „Mord mit Aussicht” sollte selbstverständlich unterhalten, aber bitte, dem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag entsprechend, mit Niveau. So hatte Drehbuch-Autorin Marie Reiners den Auftrag, einen Eifel-Krimi zu schreiben, der, statt plumpem Bauern-Theater feinsinnigen Humor bieten sollte.
Grimme für Peters
Nicht, dass sich die Sender der ARD scheuen, ihr Publikum mit krachledernem Klamauk, kölscher Komik oder plattdeutschen Plattheiten zu beglücken. Aber derlei Volksbelustigung bleibt üblicherweise den Dritten überlassen – mit den Dritten, so scheint es, lacht man besser. Das Erste setzt auf Schmunzler; Schenkelklopfer lehnt es ab.
Kein Wunder, dass öffentlich-rechtliche Hochkomik selbst in den Hochlagen der Eifel durchweg auf Hochdeutsch daherkommt. Nun hatte das Erste damals, beim Staffel-Start, die Rechnung dummerweise ohne das Publikum gemacht. Die Zuschauer amüsierten sich längst nicht so prächtig wie die Programmmacher über die Kulturschocks, denen die aus der heiligen Stadt Köln in die zuweilen frömmelnde Eifel weggelobte TV-Kommissarin Sophie Haas ausgesetzt worden ist. Deshalb endete die Serie bereits nach sechs Folgen. Sieben weitere Episoden harrten im Archiv ihrer Ausstrahlung.
„Blutende Herzen“ tritt gegen „CSI: Miami“ an
Der Grimme-Preis für Haas-Darstellerin Caroline Peters ermutigte ARD-Unterhaltungswart Volker Herres dazu, auch den Rest von Staffel eins auf die Fernsehnation loszulassen. Richten soll’s ein neuer Sendeplatz. „Mord mit Aussicht” wird dienstags ausgestrahlt. An diesem Tag feiert das Erste – „Um Himmels Willen” hin, „In aller Freundschaft” her – Erfolge in Serie. Selbst RTL hat, amerikanischer Hochglanzware wie „CSI: Miami” und „Dr. House” zum Trotz, buchstäblich das Nachsehen. Genau daran will „Mord mit Aussicht” anknüpfen. Doch können „Blutende Herzen”, so der Titel der Auftakt-Episode, die hochgesteckten Erwartungen in der Münchner ARD-Zentrale sowie im Funkhaus Wallrafplatz des zuliefernden WDR erfüllen?
Tatsächlich mühen sich Autorin Reiners und Regisseur Torsten Wacker nach Kräften, die Klischees von Stadt-Huhn und Landeiern zu überdrehen. Aber nur gaaaaanz vorsichtig: Deshalb kollidieren Schräges und Schrulliges fast immer politisch korrekt.
Komisch? Eher seltsam
So wirken die meisten Szenen eher seltsam denn komisch. Zudem schlägt Regisseur Wacker ein derart quälend lahmes Erzähltempo an, dass im Vergleich dazu Schrittgeschwindigkeit schon wie Raserei erscheint. Stark unterspielte Gags wirken, im Gegensatz zu trockenem Humor; wie Regen auf Knallkörper: Sie zünden nicht. „Mord mit Aussicht“ folgt offensichtlich einem heimlichen Motto: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.