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„Der Wolf ist tot.” Nicht nur die Geißlein der Gebrüder Grimm bejubelten den Tod von Meister Isegrim. Die Angst vor der blutrünstigen Bestie, die in Märchen, Mythen und Fabeln immer neu belebt wurde, weckte auch beim Menschen den Killerinstinkt. 1904 soll in der Lausitz der letzte Wolf Deutschlands erschossen worden sein. Der Urvater aller Hunde galt über Jahrzehnte in Deutschland als ausgestorben. Jetzt kehrt er zurück. Und wird gefeiert. Alte Vorurteile ersetzen neue Erkenntnisse.

„Die Abwesenheit hat eine Lücke ins Ökosystem geschlagen, die füllen wir wieder auf”, erklärt Markus Bathen, Wolf-experte beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). 40 erwachsene Wölfe hätten sich in den letzten Jahren im Osten Deutschlands, im Grenzgebiet zu Polen angesiedelt. „Die Tiere leben isoliert. Das ist ein sehr fragiler Bestand.”

Das haben auch die Politiker erkannt. Der graue Jäger hat sich eine Fangemeinde geschaffen. Niedersachens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hat bereits vor Jahren eine Patenschaft für die Tiere übernommen. In Brandenburg lebt man mit dem Wissen, dass die Vierbeiner die Wälder durchstreifen und in Mecklenburg-Vorpommern hat Umweltminister Till Backhaus (SPD) Ende März seine „Wolfsmanagementpläne” vorgestellt.

„Ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf” soll das Papier gewährleisten. Dazu wurde mit der Arbeitsgemeinschaft Wolf, zu der Jagdverbände, Naturschützer, aber auch Landwirte zählen, eine „Schadensminderungsrichtlinie” erarbeitet. Für Präventionsmaßnahmen wie den Bau von Zäunen sowie bei Schadensfällen zahlt das Ministerium. „Bei 10 000 Schafen im Wolfsgebiet hatten wir 2009 genau 21 Unfälle”, weiß Bathen. Mecklenburg-Vorpommern gab 2009 14 050 Euro für Entschädigungen aus.

Bis die 200 Rudel, die in Deutschland einen Lebensraum finden könnten, hier heimisch werden, bedarf es weiterer Aufklärungsarbeit. „Es ist ein Prozess”, gibt Bathel zu. Denn der für das Ökosystem wichtige Wolf, der als Jäger von kranken und schwachen Tieren eine Art Polizeifunktion übernimmt, schürt bei manchen noch Ängste. Doch laut einer norwegischen Studie „hat in den letzten fünfzig Jahren nie ein gesunder Wolf einen Menschen angegriffen”, berichtet Barthel. Zu Unfällen sei es lediglich mit kranken oder angefütterten Tieren gekommen.

Die Chance, einen Graubraunen im Wald zu treffen, der den Mond anjault, bleibt gering. Die Tiere scheuen den Menschen. Viel größer ist die Möglichkeit, die Sängerin Shakira das Mikrofon anjaulen zu hören. In ihren aktuellen Hit „She Wolf” huldigt sie dem Canis Lupus. Irgendwie. Feiert die Pop-Diva ganz visionär eine neue Stilikone?