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Im Fernsehen wächst zusammen, was zusammengehört. Der neue „Polizeiruf 110“ aus Rostock ist ein gutes Beispiel dafür. Charly Hübner hat Heimvorteil. Der 37-Jährige stammt aus Neustrelitz, das im selben Bundesland wie die Hansestadt liegt: Mecklenburg-Vorpommern. Filmpartnerin Anneke Kim Sarnau (38) hingegen kommt aus Elmshorn bei Hamburg. Ost trifft West. Fragen an sie und ihn.
Rückblende. Beim vorweihnachtlichen Treff der ARD in München tauchten Hübner und Sarnau gemeinsam auf. Sie wirkten vertraut wie ein altes Ehepaar. Sympathie auf den ersten Blick?
Dazu Hübner: „Wir lachen viel und laut und gerne, und wenn es unsere Zeit zulässt, gehen wir hoffentlich bald mal zusammen surfen.“ Sarnau sekundiert: „Sofortige Sympathie, privater und kollegialer Respekt, und wenn wir uns sehen, freuen wir uns.“
Die TV-Reihe „Polizeiruf 110“ hat eine lange Tradition, eine ostdeutsche Tradition. Die Krimis waren die Antwort der DDR auf den westdeutschen „Tatort“. Allerdings kannten weitaus mehr Menschen im Osten die West-Reihe als umgekehrt. Ost-TV war im Westen nur noch in Grenznähe zu empfangen. Was verbinden die beiden Fernsehfahnder mit dem „Polizeiruf“?
Flitzende Trabis
Bei Hübners, im Osten, waren die Krimis gern gesehene Unterhaltung am Sonntagabend. Hübner erinnert sich an „flitzende Trabis, schöne Seen“. Zudem hat sich die Episode „Zerstörte Hoffnung“ aus dem Jahr 1989 bei ihm eingebrannt – mit „Anja Kling, ganz jung und toll“. Sarnau verbindet mit der Ost-Reihe „kluge, kritische Geschichten, mutig aus dem DDR-Filmalltag hervortretend“. Zudem freut sie sich darüber, dass der „Polizeiruf“ inzwischen in ganz Deutschland gehört wird, sich aber „den ganz eigenen Charme erhalten“ hat.
Dabei befeuert das Fernsehen normalerweise den entgegengesetzten Trend: Nachrichten und Shows, Serien und Filme tragen maßgeblich zur Einebnung regionaler Unterschiede bei. Man spricht Hochdeutsch – nur im neuen „Polizeiruf“ nicht. Wie viel Dialekt verträgt ein Film, der allerorten gesehen wird?
„Mecklenburg-Vorpommern ist viel Wasser, wenig Worte und kritische Geister – das ist meine Heimat“, bekennt Hübner. Dialekte in Filmen findet er gut, solange sie „der realistischen Lebenswelt einer Figur entstammen“. Schwärmt Sarnau: „Ich verbinde tiefste Heimatgefühle mit dem Norden, das Plattdeutsch meiner Eltern und Großeltern, Wind, Wetter, der Duft nach Meer, die Nähe zum Meer und damit ein schönes, ziehendes Fernweh. Der Norden, inklusive Meck-Pomm, samt seiner Dialekte hat so viel Charme und Charakter...damit sollte man gern die ganze Republik beglücken.“