Düsseldorf. .
Joseph Johnson aus Düsseldorf gestaltet Immobilien, die verkauft werden sollen. Die professionelle Vorbereitung nennt sich „Home Staging“ und ist in den USA Standard. Die Kunst der Inszenierung hat der Düsseldorfer auf internationalen Mode-Bühnen gelernt.
Joseph Johnson bereitet Bühnen. Allerdings nicht für Theater, seine Inszenierungen finden in Wohnungen und Häusern statt. Der Amerikaner gestaltet Immobilien, die verkauft werden sollen. „Home Staging” nennt sich diese Art der Dekoration. In Deutschland nahezu unbekannt, zählt dieser Service in den USA oder in Skandinavien längst zum Standard.
Mit messbarem Erfolg, sagt die Gesellschaft für Home Staging und Re-Design (DGHR). Professionell in Szene gesetzte Objekte verkauften sich erstens schneller und zweitens zu einem besseren Preis als vergleichbare Immobilien, die kein vorübergehendes Facelifting erhalten haben. „Zeit und Geld sind die entscheidenden Faktoren. Speziell, wenn der Verkaufserlös der alten Immobilie zur Finanzierung der neuen benötigt wird”, so Johnson.
Blick für den Raum
Seit rund zwei Jahren bietet er Home Staging in Düsseldorf an. Die Kunst der Inszenierung hat er auf den internationalen Mode-Bühnen gelernt. Für Weltmarken wie Donna Karan New York, Burberry, Marco Polo und Esprit hat er das Erscheinungsbild geprägt und Verkaufsräume eingerichtet „Deshalb habe ich den Blick dafür, ob in einem Raum alles stimmt”, sagt Johnson.
Dass die Präsentation eines Hauses oder einer Wohnung für den Verkauf in Deutschland noch ein Nischenprodukt ist, erklärt er mit den Unterschieden der Immobilienmärkte: In den USA ziehen die Menschen viel öfter um und kaufen Wohnraum in der Regel statt ihn zu mieten. Man will einfach die „eigenen vier Wände” besitzen – was zu einem kleinen Teil die Immobilienkrise in den USA erklärt. In Deutschland wundert sich Johnson ein wenig über das Verhalten der Menschen bei der Auswahl ihres Wohneigentums. „Wenn sie ein Auto kaufen, muss alles blitzblank sein, doch beim Haus scheint ihnen das egal zu sein, obwohl es für die meisten Leute die größte Investition ihres Lebens ist.”
Man könnte auch sagen: Man begnügt sich mit besenrein. Verkaufsfördernd könne es jedenfalls nicht sein, wenn einem Interessenten bei der Besichtigung kahle Wände mit alten Tapeten entgegenstarren, in denen womöglich noch Bohrlöcher klaffen – und wenn dann von der Decke noch eine nackte 30-Watt-Birne baumelt. Saubere, intakte Räume, ein Sessel, ein Tisch, eine Lampe, vielleicht ein paar markante Accessoires – schon bekommen Besucher eine Vorstellung, wie das zukünftige Zuhause aussehen könnte.
„Platz und Licht ist das, was die Menschen wollen“
Probleme anderer Art sieht Johnson in Räumen, die noch bewohnt sind: zu voll gestopft, nicht aufgeräumt, zu dunkel, schmutzig, unangenehme Gerüche – seine Negativliste addiert sich zu einem „schäbiger Wohnen”. Johnson dreht solche Objekte auf links. „Platz und Licht ist das, was die Menschen wollen, eine freundliche Atmosphäre. Krimskrams in Regalen lenkt die Augen der Leute nur ab.” Die sollen sich auf zentrale Blickpunkte in den verschiedenen Räumen richten, mit deren Hilfe Johnson Interessenten den psychologischen Kick versetzen will, der in der Entscheidung mündet: „Will ich, kauf’ ich.”
Die Inszenierung des richtigen Kaufanreizes stellt Johnson vor besondere Herausforderungen. Einerseits könnten Verkäufer leicht pikiert reagieren und das neue Möbel-Make-Up als optische Kritik an ihrem eigenen Stil verstehen. Weshalb ihnen Johnson dringend rät, sich gedanklich von ihrer alten Bleibe schon zu verabschieden. Andererseits darf Johnson – im Gegensatz zu Innenarchitekten – keinen eigenen Stil entwickeln. „Ich muss das Objekt entpersonalisieren, damit eine möglichst breite Gruppe von möglichen Käufern angesprochen wird.” Johnsons eigener Geschmack tritt hinter die nötige Neutralität zurück. Johnson: „Stimmt der Gesamteindruck, ist es wie bei Menschen. Der erste Eindruck entscheidet über Sympathie oder Antipathie.”