Köln. .

Der neue ZDF-Chefredakteur Peter Frey gibt sich kämpferisch. Sein Ziel sei es, dass sich ein Fall Brender nicht wiederhole und setzt sich „für eine Kultur der Unabhängigkeit ein“. Er räumt ein: „Das ZDF muss politikferner werden.“

Es ist kein leichtes Erbe, das Peter Frey in der letzten Woche in Mainz angetreten hat. Er hat auch „Respekt vor der Aufgabe, ein bisschen Bammel“, sogar. Nach der Causa Brender sei „die Glaubwürdigkeit des ZDF beschädigt“. Die CDU-Mehrheit im ZDF-Verwaltungsrat hatte gegen Brenders Vertrags­verlängerung gestimmt und so den politischen Einfluss von Parteien dokumentiert. Das will und muss der neue Chefredakteur am Lerchenberg nun richten.

Negative Gefühle gegenüber seinem Vorgänger Nicolaus Brender hegt er dabei nicht. Im Gegenteil. Verschmitzt lächelnd, gesteht er: „Ich sehe mich in der Tradition Brenders.“ Das Bild in der Öffentlichkeit entspreche nicht der Realität des Senders. Der 52-jährige Frey, der seit 1985 fürs ZDF arbeitet und mehr als acht Jahre das politische Gesicht des Zweiten als Leiter des Hauptstadtstudios in Berlin war, setzt zu einer abschließenden ultimativen Lobhudelei auf seinen geschassten Vorgänger an. Brender habe viel geleistet fürs ZDF, habe mit Claus Kleber, Marietta Slomka und Steffen Seibert eine der besten Moderatorenriegen im deutschen Fern­sehen aufgebaut, habe Frauen nach vorne geholt, Online aufgebaut...

Frey gibt sich kämpferisch. Sein Ziel sei es, dass sich ein Fall Brender nicht wiederhole. Denn das Bild in der Öffentlichkeit, dass viele Redakteure der politischen Einflussnahme erliegen, lässt er nicht gelten. „Das hat viele verletzt“ sagt er. So sieht er sich ein bisschen auch als Befreier. Frey setzt sich „für eine Kultur der Unabhängigkeit ein“.

Frey: „Das ZDF muss politikferner werden“

Von daher will der gebürtige Bingener die Verfassungsklage der Grünen und des rheinland-pfälzischen Minister­präsidenten Kurt Beck (SPD) gegen den Staatsvertrag „mit Interesse verfolgen. Das ZDF muss politikferner werden“, räumt er ein. Für den neuen Chef am Lerchenberg scheint das kein Problem zu sein. In seiner Berliner Zeit könne er die Bitt-Anrufe von Politikern an einer Hand abzählen. „Das hängt mit den Signalen zusammen, die man aus­sendet“, erklärt er selbstsicher. „Ich glaube, es weiß jeder, dass ­Einflüsterungen bei mir ins Leere gehen.“

Frey sagt solche Sätze ganz ruhig. Sie wirken harmlos und suggerieren gleichzeitig: Ich mein’ das verdammt ernst. Als „Langstreckenschwimmer“, wie er sich gerne mal bezeichnet, hat er Kondition.

Die braucht er auch, wenn er die Mitarbeiter seines riesigen Teams für seine Ziele begeistern möchte. Der Mann ist nicht nur verantwortlich für Politik und Nachrichten, er ist Chef in Sachen Sport, Wirtschaft, Zeitgeschichte und Magazine. Dafür darf er immerhin mehr als eine halbe Milliarde Euro im Jahr ausgeben. Dennoch lautet seine Botschaft: „Wir müssen sparen. Wir sind am Limit.“

Daher will er zukünftig „die Anzahl der Bildschirm-Köpfe verringern“, die „Austauschbarkeit der Magazin-Themen“ aufbrechen und neue „Auf­fälligkeiten“ schaffen.

Ein wichtiges Ziel dabei: das Durchschnittsalter des Publikums von 61 Jahren zu senken. Dazu setzt er zum Beispiel die Sportrechte, die mehr als die Hälfte seines Etats ausmachen, auf den Prüfstand. „Das Fußballfieber erwacht nur alle vier Jahre bei der WM“ habe er beobachtet. Man müsse überlegen, ob man mit jungen, trendigen Sportarten, wie zum Beispiel Ski-Cross bei den Olympischen Spielen in Vancouver gezeigt hat, nicht frühzeitig neue, junge Zuschauer an den Sender binden kann.

Online und die TV-Welt zusammenbringen

Dazu gehört auch seine „wichtigste Aufgabe“: Online und die TV-Welt will er näher zusammenbringen. „Die Jugend nimmt die Welt über ein Laptop und die Mediathek wahr“, sagte er. „Die Schnittmenge muss groß sein.“ Nicht nur Vergangenheitsbewältigung ist schwierig, Zukunftstauglichkeit zu schaffen ebenfalls.