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Wer nach Radau im Fernsehen fahndet, muss nicht lange herumzappen. Da fällt ein geradezu rührender Versuch auf, mal kurz zur Ruhe zu kommen: „Tele 5“, ein Sender, der sich in der Regel von den Spielfilmresten der anderen ernährt, wagt es, mit dem Vorlesen von Kurzgeschichten einen nächtlichen Kontrapunkt zu setzen.
Stille ist mit dem Wegfall des Testbildes so selten geworden, dass Shoshanna Peter vom Bezahlsender „13th Street“, der die zehnminütigen „Böse Nacht-Geschichten“ nach Mitternacht liefert, ganz ungeniert von einem „innovativen Format“ sprechen kann. Die Älteren würden ihr entgegenhalten, dass ein Kulenkampff mit Strickjacke und Brille die Spätprogrammierten schon vor 25 Jahren mit seinen „Nachtgedanken“ ins Bett brachte.
Die Liste der Schauspieler, die nun ab 11. April (0.25 Uhr) an 13 Sonntagen nach zwölf bei flackerndem Kerzenlicht teils eigene, teils fremde Texte lesen, darf man durchaus populär finden: Maria Furtwängler, Hannelore Elsner, Sebastian Koch, Axel Milberg, Heike Makatsch oder Uwe Ochsenknecht – das ist keineswegs die zweite Liga. „Ein Schauspieler, der eine Geschichte liest“, schwärmt Tele-5-Geschäftsführer Kai Blasberg, „der macht das mit Herz, da wird jedes Wort lebendig.“
Wie das beim Publikum ankommen wird, mag man beim Sender nicht vorhersagen. Bei durchschnittlichen monatlichen Marktanteilen im Ein-Prozent-Bereich kann man die Zuschauer jedenfalls nicht einzeln begrüßen.