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Arrogant, faul, tablettensüchtig - Dr. House ist wieder da. Am Dienstagabend starten neue Folgen bei RTL. Dabei sah es zunächst so aus, als würde die Serie mit dem zynischen Mediziner mächtig floppen.

Es beginnt in Namibia. Auf der Toilette eines Hotels. Dort baut der britische Schauspieler Hugh Laurie 2003 eine Video-Kamera auf, um sich für eine neue Arztserie zu bewerben. Er macht sich keine Hoffnungen. Er sieht schlimm aus. Denn er spielt gerade ein Absturzopfer in der Wüste. Doch sie nehmen ihn. Aus Hugh Laurie wird Dr. House. Und Dr. House wird zur meistgesehenen TV-Serie der Welt. Ab Dienstag, 9. März 21.15 Uhr, sendet RTL neue Folgen.

Er hat den Erfolg nicht vorhergesehen. Im Gegenteil. Lange hat Laurie nicht an den Mann geglaubt, dem mittlerweile im Schnitt rund 80 Millionen Menschen rund um den Globus via TV bei der Arbeit zusehen. Und der ihm pro Folge angeblich 400 000 Dollar Gage beschert.

Bein kaputt, Seele auch

Gregory House heißt Laurie im TV. House ist Arzt. Aber anders als andere Ärzte. Bein kaputt, Seele auch. Zynisch, arrogant, faul und tablettenabhängig. Er kombiniert wie Sherlock Holmes, benimmt sich aber wie Al Bundy. Genialer Diagnostiker, menschlicher Kotzbrocken. Was ihn nicht stört, denn: „Menschlichkeit wird überbewertet.”

Patienten interessieren Dr. House kaum. Nur Krankheiten. Wenn sie neu sind. Oder exotisch. Wie etwa „persistierende Tachykardie”. Ansonsten sind sie ihm egal. „Gehirntumor. Sie wird sterben. Langweilig.“

Hugh ist begeistert von diesem Arzt. „Ich mochte House von Anfang an. Weil er nicht aufs Gemochtwerden aus ist.” Aber Laurie kann sich nicht vorstellen, dass die Zuschauer ähnlich denken. Statt sich eine Wohnung zu mieten, zieht er zum Drehstart ins Hotel. „Ich war überzeugt davon, dass die ganze Sache floppen würde“, sagt der Schauspieler.

Miese Quoten für die ersten Folgen

Zunächst sieht es so aus, als sollte er recht behalten. Die Einschaltquoten der ersten Folgen sind niedrig. So niedrig, dass Laurie bis heute glaubt, „die fürs Absetzen Verantwortlichen haben die Serie nicht gesehen. Nur deshalb lief sie weiter”. Doch alles ändert sich, als der miesepetrige Mediziner einen neuen Sendeplatz bekommt – direkt hinter „American Idol”, dem „Deutschland sucht den Superstar“-Vorbild in den USA. Binnen kurzer Zeit überschlagen sich die Kritiken und es hagelt Auszeichnungen und Einschaltrekorde. Nur Laurie bleibt skeptisch. „Es kann alles schnell vorbei sein.”

Denn vieles in seinem Leben war schon schnell vorbei oder lief nicht so wie geplant. Sein Vater ist Arzt. Hugh soll das auch werden, geht aber lieber rudern, um es dem Papa zu zeigen, der 1948 Olympisches Gold in dieser Disziplin gewonnen hat. Hugh hat Talent. Aber er hat auch Pfeiffersches Drüsenfieber. Die Karriere ist zu Ende, ehe sie richtig begonnen hat.

124 Folgen bisher - Ende offen

Laurie sucht etwas, „um meine Zeit zu füllen“. Er findet die studentische Theatertruppe „Footlights”. Dort trifft er Emma Thompson und Stephen Fry. Mit ihr beginnt er eine kurze private Beziehung, mit ihm eine lange berufliche. „Jeeves & Wooster” oder , „A Bit of Fry and Laurie” heißen die Sketch-Reihen, die in den 80er und 90er Jahren ganz England zum Lachen bringen. Nur Laurie lacht nicht. Er langweilt sich, diagnostiziert bei sich selbst eine „manische Depression” und macht eine Therapie. Dann geht er zum Film.

Kleine Rollen sind es. Bis Dr. House seinen Dienst aufnimmt. In 124 Folgen hat Laurie ihn mittlerweile gespielt – Ende offen. Denn die Quoten stimmen noch immer. Was wohl vor allem an Laurie und seiner eigenen komplizierten Persönlichkeit liegt. „Ich verstehe, wie House tickt”, sagt Laurie selbst.