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Mit umgebauter Jury geht Germany’s Next Topmodel in eine neue Runde. Das Massencasting erwies sich als der Hysterieanfall, den man bei einem Andrang von 2000 hyperventilierenden Mädchen erwarten darf. Nur Neu-Juror „Q“ blieb ruhig, ein bisschen zu sehr.

Den meistbenutzten Ausdruck bei Germany’s Next Topmodel kann man eigentlich nicht transkribieren. Es ist dieser Jubelschrei, irgendwo zwischen „Wow!“ und „Hüüh!“ Mit diesem wow-Schrägstrich-hüüh wird in dieser Sendung so ziemlich alles quittiert, besonders, wenn es von Heidi Klum kommt. „Ich freu mich, Euch zu sehen.“ – wow/hüüh! „Dein Ohr ist ein bisschen zu groß!“ – wow/hüüh!

Vielleicht war es die lange Wartezeit in der Kälte, vielleicht die Erleichterung darüber, nun endlich laufen zu dürfen – das Casting glich einer Massenhysterie wie aus dem Lehrbuch. Die erste Folge der neuen GNTM-Staffel warf dabei vor allem die Frage auf, was 2000 Mädchen dazu treibt, stundenlang in Eiseskälte vor einer Industriehalle zu campieren für eine zwei Sekunden lange Hoffung auf Aufmerksamkeit. Denn zu mehr reichte es für etwa 1970 Model-Anwärterinnen natürlich nicht.

Nur Heidi ist übrig

Die verbliebenen Mädchen wurden von einer umstrukturierten Jury durchgewunken. Von der alten Besetzung war nur Klum selbst übrig. Den frankokölschen Rolf Schneider („Meine Nerven sind gespannt wie Bratseile“) ersetzte der erstaunlich angenehme Fotograf Kristian Schuller, Modelagent Peyman Amin wich einem Marketingfachmann aus dem Ed-Hardy-Kosmos: Qualid Ladraa, Spitzname „Q“.

Viel erfuhr man nicht von Q, der neben Heidi Klum wirkte wie ein zugeklapptes Laptop, das man in den Schlafmodus versetzt hat. Mehr als die bei GNTM üblichen positive-thinking-Binsen („Du muss an Dich glauben“, “Sei Du selbst“, u.s.w.) waren ihm kaum zu entlocken.

Wer gegen wen?

Auf Kandidatinnenseite gab es die bekannten Typologien: die übermotivierte Streberin („Ich habe mich schon informiert, wie man Modelberuf und Studium verbinden kann“), das Zahnspangen-Mädchen, die leicht prollige Vorstadt-Schönheit und ein paar Exoten wie die Russin Anna mit ihren kulturell bedingt abweichenden Make-up-Idealen. Nicht fehlen durfte natürlich eine höchstwahrscheinlich eingeschleuste Kandidatin – diesmal eine Stuntfrau, die „zufällig“ als Einzige nach ihrem Beruf gefragt wurde und von Jurymitglied Q telegen auf die Bretter geschickt wurde.

Dass der Freakfaktor bei GNTM manchmal genauso wichtig ist wie Modelmaße, weiß natürlich jeder, der die Sendung schon mal gesehen hat. Letztendlich guckt man diese Sendung ja auch wie eine Seifenoper. Ich meine, seien wir ehrlich: Wer mit wem, und wer gegen wen, das ist interessanter als die Frage, ob der Bikini sitzt. Zumindest für die Zuschauer. Für die läuft alles über die Identifikation oder Ablehnung bestimmter Kandidatinnen. Und was Boris Entrup, Make-up Artist, macht, wird sich in einer der nächsten Folgen sicher auch klären. Insofern alles beim Alten.